Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
schreibt, die die Leute auch lesen wollen. Und was hat es für einen Sinn, Bücher zu schreiben, für die sich kein Mensch interessiert?«
»Ja - das ist etwas, das du nicht verstehen kannst«, sagte Liz.
»Was ich von ihm will«, erklärte Stark Alan, »ist eine Art Transfusion. Anscheinend habe ich irgendeine - Drüse, die versagt. Vorübergehend versagt. Ich glaube, Thad weiß, wie er es anstellen muß, daß diese Drüse wieder funktioniert. Er müßte es wissen, denn schließlich ist meine eine Art Klon seiner eigenen, wenn ihr versteht, was ich meine. Man könnte vielleicht sagen, daß fast alles an mir von ihm stammt.«
O nein, mein Freund, dachte Alan. Das stimmt nicht. Du weißt es vielleicht nicht, aber so war es nicht. Ihr habt es gemeinsam getan, weil ihr beide von Anfang an dagewesen seid. Und du bist verdammt hartnäckig gewesen. Schon bevor er zur Welt kam, hat Thad versucht, dir den Garaus zu machen, aber er hat es nicht vollständig geschafft. Dann, elf Jahre später, hat Dr. Pritchard es versucht, und das hat funktioniert, aber nur für eine gewisse Zeit. Schließlich hat Thad dich aufgefordert, wieder in Erscheinung zu treten. Er hat es getan, aber er hat nicht gewußt, was er tat - weil er von deiner Existenz nichts wußte. Pritchard hat es ihm nie gesagt. Und du bist gekommen, nicht wahr? Du bist das Gespenst seines toten Bruders - du bist zugleich viel mehr und viel weniger als das.
Alan erwischte Wendy, die beim Kamin angelangt war, bevor sie rücklings in die Holzkiste kippen konnte.
Stark blickte zu William und Wendy hinüber, dann richtete er den Blick wieder auf Alan. »Thad und ich können auf eine lange Geschichte von Zwillingen zurückblicken, müssen Sie wissen. Und natürlich bin ich nach dem Tod der beiden
Zwillinge aufgetaucht, die die älteren Brüder oder Schwestern dieser beiden Kleinen gewesen wären. Wenn Sie wollen, können Sie es einen transzendentalen Balanceakt nennen.«
»Ich nenne es Irrsinn«, sagte Alan.
Stark lachte. »Ich im Grunde auch. Aber es ist passiert. Das Wort wurde Fleisch, könnte man sagen. Wie es passierte, ist ziemlich belanglos - ich bin da, und darauf kommt es an.«
Du irrst dich, dachte Alan. Wie es passierte, ist vielleicht das einzige, worauf es ankommt. Für uns, wenn vielleicht auch nicht für dich - weil es vielleicht das einzige ist, was uns noch retten kann.
»Nachdem die Dinge einen gewissen Punkt erreicht hatten, habe ich mich selbst erschaffen«, fuhr Stark fort. »Und im Grunde ist es auch nicht sehr verwunderlich, daß ich Probleme mit dem Schreiben habe, nicht wahr? Sich selbst erschaffen - das kostet eine Menge Energie. So etwas passiert doch nicht alle Tage, was meinen Sie?«
»Gott behüte«, sagte Liz.
Das war entweder ein direkter Hieb oder nahe daran. Starks Kopf fuhr mit der Geschwindigkeit einer zustoßenden Schlange zu ihr herum, und diesmal war die Verärgerung mehr als nur ein Kräuseln. »Ich glaube, du solltest lieber den Mund halten, Beth«, sagte er leise, »sonst muß es jemand ausbaden, der nicht für sich selbst sprechen kann.«
Liz senkte den Blick auf den Topf auf dem Herd. Alan hatte den Eindruck, daß sie blaß geworden war.
»Bringen Sie sie bitte her, Alan«, sagte sie leise. »Das Essen ist fertig.«
Sie nahm Wendy auf den Schoß, um sie zu füttern, und Alan nahm William. Es ist erstaunlich, wie schnell man die Technik wieder beherrscht, dachte er, während er den pummeligen kleinen Jungen fütterte. Den Löffel hineinschieben, ihn kippen, dann beim Herausziehen dieser schnelle, aber sanfte Strich vom Kinn zur Unterlippe, um soviel Sabbern wie nur möglich zu verhindern. William versuchte immer wieder, den Löffel zu ergreifen; offenbar war er der Ansicht, alt und erfahren genug zu sein, um ihn selbst in den
Mund zu stecken. Alan brachte ihn sanft davon ab, und es dauerte nicht lange, bis der Junge sich ernsthaft dem Essen widmete.
»Tatsache ist, daß ich Sie brauchen kann«, erklärte Stark. Er lehnte sich gegen den Küchentresen und ließ den Lauf seines Revolvers beiläufig an der Vorderseite seiner Steppweste auf und ab gleiten. Er verursachte ein rauh wisperndes Geräusch. »Hat die Staatspolizei Sie angerufen, Ihnen gesagt, Sie sollten herkommen und dieses Haus auskundschaften? Sind Sie deshalb hier?«
Alan erwog das Für und Wider des Lügens und kam zu dem Schluß, daß es sicherer war, die Wahrheit zu sagen, vor allem deshalb, weil er nicht daran zweifelte, daß dieser Mann - wenn er ein
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