Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
Bild von dem machen, was dort vor sich gegangen ist. Stark spielte den Blinden. Er hatte seine Kleidung nach den Morden an Miriam Cowley und Michael Donaldson nicht gewechselt; sie war - bitte entschuldigen Sie - blutbesudelt. Er kommt aus dem Fahrstuhl, mit einer dunklen Brille, die er vermutlich auf dem Times Square oder von einem Straßenhändler gekauft hat, und einem blutbefleckten weißen Stock. Gott weiß, wo er den Stock her hatte, aber die New Yorker Polizei vermutet, daß er mit ihm den Portier niedergeschlagen hat.«
»Er hat ihn natürlich einem echten Blinden gestohlen«, sagte Thad gelassen. »Dieser Kerl ist kein edler Ritter, Alan.«
»Den Eindruck habe ich auch. Vermutlich hat er behauptet, er wäre überfallen oder von Einbrechern in seiner Wohnung attackiert worden. Auf jeden Fall hat er sie so schnell erwischt, daß sie kaum Zeit zum Reagieren hatten. Schließlich waren sie nur zwei Streifenbeamte, die von ihrem normalen Dienst abgezogen und ohne viel Vorwarnung vor der Tür dieser Frau postiert worden waren.«
»Aber sie haben doch bestimmt gewußt, daß Donaldson ermordet worden war«, widersprach Liz. »Wenn das nicht
ausreichte, ihnen klarzumachen, daß der Mann gefährlich ist...«
»Sie wußten aber auch, daß Donaldsons Polizeischutz erst eingetroffen war, als Donaldson schon tot war«, sagte Thad. »Sie waren zu selbstsicher.«
»Das ist durchaus möglich«, gab Alan zu. »Beurteilen kann ich das nicht. Aber die Leute, die Mr. Cowley schützen, wissen, daß dieser Mann ebenso tollkühn und gerissen wie mordlustig ist. Die halten die Augen offen. Nein, Thad - Ihrem Freund kann nichts passieren. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Sie sagten, es gäbe Augenzeugen?« sagte Thad.
»So ist es. Eine Menge Augenzeugen. Im Haus von Miriam Cowley, in dem von Donaldson, in dem der Myers. Es ist fast, als wollte er gesehen werden.«
»Die Beschreibung, die ich Ihnen gab...«
»... trifft voll und ganz zu«, sagte Alan. »Er ist groß, blond, sonnengebräunt. Also sagen Sie mir endlich, wer er ist, Thad. Ich habe jetzt wesentlich mehr um die Ohren als nur den Mord an Homer Gamache. Der Police Commissioner von New York rückt mir auf den Pelz, aber mir geht es nach wie vor in erster Linie um Homer. Sein Tod geht mir sogar noch näher als der der beiden Polizisten, die versucht haben, Phyllis Myers zu beschützen. Also geben Sie mir einen Namen.«
»Das habe ich schon getan«, sagte Thad.
Es trat eine lange Pause ein - sie dauerte vielleicht zehn Sekunden. Dann sagte Alan sehr leise: »Und welchen?«
»Sein Name ist George Stark.« Thad war überrascht, wie gelassen sich das anhörte, und noch überraschter von der Feststellung, daß er das Gefühl hatte, gelassen zu sein - es sei denn, tiefer Schock fühlte sich genau so an wie Gelassenheit. Aber die Erleichterung, tatsächlich sagen zu können: Ich habe Ihnen seinen Namen gegeben, sein Name ist George Stark -, unbeschreiblich.
»Ich glaube, ich verstehe Sie nicht«, sagte Alan kaum hörbar.
»Natürlich verstehen Sie, Alan«, sagte Liz. Thad sah sie an, überrascht von dem entschiedenen, sachlichen Ton ihrer Stimme. »Was Thad sagen will, läuft darauf hinaus, daß sein
Pseudonym irgendwie lebendig geworden ist. Der Grabstein auf dem Foto - auf ihm steht dort, wo sich normalerweise ein Bibelvers befindet, eine Bemerkung, die Thad dem Reporter der Presseagentur gegenüber machte, der die Story als erster aufgegriffen hat. Kein angenehmer Zeitgenosse. Erinnern Sie sich daran?«
»Ja, Liz, aber...« Er sah sie beide mit einer Art hilfloser Überraschung an, als wäre ihm erst jetzt klargeworden, daß er ein Gespräch mit Leuten führte, die schlechthin verrückt geworden waren.
»Sparen Sie sich Ihr Aber«, sagte sie in dem gleichen entschiedenen Ton wie zuvor. »Für Einwände und Widerreden werden Sie später noch massenhaft Zeit haben. Sie und alle anderen Leute. Fürs erste hören Sie mir einfach zu. Thad hat nicht gespaßt, als er sagte, Stark wäre kein angenehmer Zeitgenosse. Er hat vielleicht geglaubt zu spaßen, aber er hat es nicht getan. Das war mir klar, auch wenn es ihm vielleicht nicht bewußt war. George Stark ist nicht nur kein angenehmer, er ist ein böser Zeitgenosse. Mit jedem der vier Bücher, die er geschrieben hat, machte er mich nervöser, und als Thad endlich beschlossen hatte, ihn umzubringen, bin ich in unser Schlafzimmer hinaufgegangen und habe vor Erleichterung geweint.« Sie schaute zu Thad, der sie
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