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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fassungslos anstarrte. Sie taxierte ihn mit ihrem Blick, dann nickte sie. »Ja, ich habe geweint, wirklich geweint. Dieser Mr. Clawson war ein widerlicher Kriechozoide, aber er hat uns einen Gefallen getan, vielleicht den größten Gefallen, den uns je jemand getan hat, seit wir verheiratet sind, und schon aus diesem Grunde tut es mir leid, daß er tot ist.«
    »Liz, ich kann mir nicht vorstellen, daß du wirklich meinst...«
    »Versuch nicht, mir zu erklären, was ich meine!« sagte sie.
    Alan blinzelte. Ihre Stimme blieb moduliert, wurde nicht laut genug, um Wendy aufzuwecken oder William zu mehr zu veranlassen, als noch ein letztes Mal den Kopf zu heben, bevor er sich hinlegte und neben seiner Schwester einschlief. Alan hatte allerdings den Eindruck, daß er, wenn die Kinder nicht gewesen wären, eine lautere Stimme gehört hätte. Vielleicht sogar eine auf höchster Lautstärke.

    »Thad wird Ihnen jetzt einiges mitteilen, und Sie müssen ihm sehr aufmerksam zuhören, Alan. Und Sie müssen versuchen, ihm zu glauben. Denn wenn Sie das nicht tun, wird dieser Mann - oder was immer er sonst ist - weitermorden, bis er am unteren Ende seiner Metzgerrechnung angekommen ist. Ich habe sehr persönliche Gründe dafür, mir zu wünschen, daß er nicht so weit kommt.«
    »Also gut.« Alans Stimme war sanft, aber die Gedanken schossen ihm mit Höchstgeschwindigkeit durch den Kopf. Er versuchte ganz bewußt, Frustration, Verärgerung und sogar Verblüffung beiseitezuschieben und diese Wahnsinnsidee so vernünftig wie möglich zu erwägen. Die Frage war nicht, ob sie wahr oder unwahr war - es war natürlich unmöglich, sie auch nur eine Sekunde lang für wahr zu halten; die Frage war vielmehr, warum die beiden überhaupt versuchten, ihm eine derartige Geschichte aufzutischen. Hatten sie sie erfunden, um eine eingebildete Komplizenschaft an den Morden zu verbergen? Oder eine tatsächliche? War es möglich, daß sie sogar selbst daran glaubten? Es erschien ihm undenkbar, daß zwei derart gebildete und - zumindest bisher - vernünftige Menschen so etwas glauben konnten, aber es erging ihm ebenso wie an dem Tag, an dem er gekommen war, um Thad wegen des Mordes an Homer zu verhaften: von ihnen ging einfach nicht die schwache, aber unmißverständliche Aura von Leuten aus, die lügen. Bewußt lügen, korrigierte er sich. »Also gut. Schießen Sie los, Thad.«
    »Ja«, sagte Thad. Er räusperte sich nervös und stand auf. Seine Hand wanderte zu seiner Jackentasche, und er registrierte mit einer Art bitterer Belustigung, was er tat: er wollte nach den Zigaretten greifen, die seit Jahren nicht mehr in der Tasche gesteckt hatten. Er schob die Hände in die Hosentasche und musterte Alan Pangborn wie einen bekümmerten Studenten, den irgendeine Flut an die zumeist mitfühlenden Ufer von Thads Büro geschwemmt hatte.
    »Etwas überaus Seltsames geht hier vor. Nein - es ist mehr als seltsam. Es ist grauenhaft und es ist unerklärlich, aber es geht vor. Und ich glaube, es hat angefangen, als ich elf Jahre alt war.«

2
    Thad erzählte ihm alles: die Kopfschmerzen in seiner Kindheit, das schrille Tschilpen und die unklaren Visionen der Sperlinge, die dem Auftreten der Kopfschmerzen voraufgegangen waren, die Wiederkehr der Sperlinge. Er zeigte Alan die Manuskriptseite, auf der mit großen Bleistiftbuchstaben DIE SPERLINGE FLIEGEN WIEDER geschrieben stand. Er erzählte ihm von der Trance, in die er am Vortag in seinem Büro verfallen war, und - soweit er sich erinnern konnte - von dem, was er auf die Rückseite des Bestellformulars geschrieben hatte. Er erklärte, was mit dem Formular passiert war, und versuchte, die Angst und Bestürzung in Worte zu fassen, die ihn gezwungen hatten, es zu vernichten.
    Alans Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Und außerdem«, endete Thad, »weiß ich, daß es Stark ist. Hier drinnen.« Er ballte die Hand zur Faust und schlug damit leicht gegen seine Brust.
    Fürs erste sagte Alan überhaupt nichts. Er hatte angefangen, den Ehering am Ringfinger seiner linken Hand zu drehen, und diese Tätigkeit schien seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen.
    »Sie haben abgenommen, seit Sie geheiratet haben«, sagte Liz leise. »Wenn Sie diesen Ring nicht enger machen lassen, werden Sie ihn eines Tages verlieren.«
    »Das ist gut möglich.« Er hob die Hand und sah sie an. Als er wieder sprach, war es fast, als hätte Thad das Zimmer aus irgendeinem Grund verlassen und nur sie beide wären noch anwesend. »Ihr Mann nahm

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