Stark gegen Stress
Genuss ziehen.
Wie gelingt es, so zu leben? Notwendig sind bewusstes Handeln und viel Aufmerksamkeit für den Moment – Anforderungen, die in direktem Widerspruch stehen zu unserem schnelllebigen Dasein, das uns nonstop im Hamsterrad gefangen hält und für Stress sorgt, wenn wir es zulassen. Wie bei allen Stressmomenten spielt auch hier die Zeit eine grosse Rolle: Richten wir unsere volle Aufmerksamkeit auf den Augenblick, heben wir uns aus dem Zeitfluss heraus und schlagen so dem zeitlichen Druck ein Schnippchen. Gelingt uns dies, so ist bereits eine Menge Stress im Keim erstickt. Denn die totale Bezogenheit auf den Augenblick ist unvereinbar mit Stress – aus dem einfachen Grund, weil wir uns dann nicht über Vergangenes ärgern oder grämen und uns auch nicht um die Zukunft sorgen können. Das ist die hohe Schule der Achtsamkeit, die als Stressbewältigungsmethode trainierbar ist (siehe Anhang).
Der Drang nach mehr
Eine grosse Quelle von Stress sind zudem Begierden, Ansprüche und Forderungen; kurz: immer mehr zu wollen, nicht zufrieden zu sein mit dem, was man hat. Wie schon der altbekannte Vers vom «Hansdampf im Schneckenloch» es so treffend beschreibt (« …Und was er will, das hat er nicht, und was er hat, das will er nicht» …), machen Ansprüche undBegierden unglücklich, undankbar und rastlos. Darum empfahl Epikur, dass wir unsere Begierden zügeln sollten, denn aus dem Wunsch nach mehr – mehr zu besitzen, noch besser zu sein, noch schöner zu sein, nicht zu altern – erwächst konstanter Stress. Wenn wir uns hingegen bescheiden können, wird es uns gelingen, uns an dem, was wir haben, zu erfreuen, statt dem nachzutrauern, was wir nicht haben.
SELBSTTEST: LEISTUNGS-, LIEBES-, GENUSSFÄHIGKEIT
Kreuzen Sie im folgenden Test das Zutreffende an und zählen Sie dann Ihre Punkte in den drei Bereichen separat zusammen:
1
Trifft gar nicht zu
2
Trifft nicht zu
3
Trifft eher nicht zu
4
Trifft eher zu
5
Trifft zu
6
Trifft voll und ganz zu
Leistungsfähigkeit
Ich gehe meinen täglichen
Aufgaben mit Freude und Elan nach.
Ich kann fokussiert und konzentriert arbeiten.
Ich bin auch unter Stress belastbar.
Meine Motivation hält an, auch wenn es zwischendurch mal schwierig wird.
Ich kann Prioritäten setzen und mich abgrenzen.
Ich trotze auch stürmischen Zeiten und bleibe leistungsstark.
Liebesfähigkeit
Gute Freundschaften nähren mich.
Ich kann mein Herz für meinen Partner ganz öffnen.
Mir nahestehende Menschen bedeuten mir viel.
Ich bin offen für andere, lasse sie an mich heran.
Ich spüre die Zuneigung und Liebe, die andere mir schenken.
Ich kann emotionale Nähe und Geborgenheit zulassen.
Genussfähigkeit
Ich bin offen für die kleinen Freuden des Alltags.
Sinnliche Erlebnisse – Düfte, Berührungen, Musik usw.
– verschaffen mir Entspannung oder Glücksgefühle.
Ich kann mich erholen, kann geniessen.
Genuss ist für mich wichtiger als Konsum.
Ich kann die Seele baumeln lassen.
Ich kann Freude, Genuss und Glück empfinden.
Auswertung:
Zählen Sie Ihre Punktzahl pro Bereich zusammen. Erreichen Sie einen Summenwert von 25 und mehr, sind Sie im betreffenden Bereich gut aufgestellt. Werte darunter zeigen an, dass Handlungsbedarf besteht, dass Sie in diesem Bereich aktiv werden sollten.
Weisen Sie in allen drei Bereichen tiefere Werte auf, dann sollten Sie generell überlegen, woran dies liegt, und bei Bedarf professionelle Unterstützung suchen.
Wenn Sie nur im Leistungsbereich souverän und leistungsstark sind, jedoch Ihre Liebes- und Genussfähigkeit eingeschränkt sind, stimmt vermutlich etwas nicht. Sie könnten zu kompensatorischem Verhalten neigen, Leistungsfähigkeit überbewerten und die wichtigen Bereiche der Liebes- und Genussfähigkeit unterbewerten.
4 nach Bartholdt/Schütz, Stress im Arbeitskontext (siehe Anhang)
5 DSM, Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und statistisches Handbuch psychischer Störungen) ist das Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, das ab Frühjahr 2013 in der fünften Auflage vorliegt (DSM-V) und auch in anderen Ländern verwendet wird. ICD, International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) ist das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene Diagnoseklassifikationssystem (aktuelle Ausgabe: ICD-10).
6 Nach
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