Stark gegen Stress
Ressource ab.
TIPP Verlieren Sie das unschätzbare Gut der Liebe und der Verbundenheit mit nahestehenden Menschen nicht aus den Augen, streben Sie es immer wieder mit vereinten Kräften an und engagieren Sie sich dafür. Das ist gerade in Zeiten der Belastung besonders notwendig.
Geniessen können
Es braucht nicht immer ein Siebengangmenü oder ein Wellness-Wochenende zu sein. Genuss und Freude verschaffen auch die kleinen Dinge des Lebens – jeden Tag. Gerade in Zeiten des Stresses gilt es, den Blick dafür zu schärfen.
Die Genussfähigkeit ist neben der Leistungs- und der Liebesfähigkeit das dritte Element, für das gilt: Wer zu geniessen versteht, ist weniger schnell gestresst; und wer gestresst ist, kann nicht geniessen. Genussfähigkeit ist ein potentes Mittel gegen Stress. Sie ist Ausdruck davon, ob wir schönen Sinneserfahrungen zugänglich sind und uns daran freuen können.
Im Kapitel «Genussmomente gegen die Widrigkeiten des Alltags», das Sie weiter hinten in diesem Ratgeber finden (Seite 158), geht es um den ganz praktischen Aspekt des Genusserlebens: um die kleinen freudigen Überraschungen, die uns täglich das Leben versüssen, um die Fähigkeit, schöne Momente bewusst wahrzunehmen, zu geniessen und uns davon nähren zu lassen. Im vorliegenden Kapitel ist das Thema die Genussfähigkeit an sich: Was bedeutet es, genussfähig zu sein, und wie können wir uns unsere Genussfähigkeit erhalten – in Zeiten des Stresses und gegen den Stress?
Im Reich der Sinne
Geniessen können wir über alle fünf Sinneskanäle – das verschafft uns Glücksgefühle. Alle fünf Kanäle können sich im Stress aber auch verschliessen:
▪ Visuelle Wahrnehmung: Sie beinhaltet Freude an Gegenständen, zum Beispiel an Gemälden, Skulpturen oder anderen Kunstobjekten, an Landschaften, die uns beeindrucken, an Menschen, Tieren, Pflanzen usw. Schönheit und Ausstrahlung dieser Dinge lassen uns auftanken, sie nähren uns. Ein gestresster Mensch ist blind für diese Reize; er geht achtlos daran vorbei, nimmt deren Schönheit nicht mehr wahr und lässt sich nicht davon berühren.
▪ Auditive Wahrnehmung: Klänge, Musik, Stimmen erfreuen das Herz. Ein Musikstück, ein vorgetragenes Gedicht, ein sanfter Klang kann trösten, stärken, entzücken, begeistern oder einfach nur entspannen, uns zur Ruhe kommen lassen. Unter Stress verschliesst man die Ohren, geht taub durch die Gegend, hört das Zwitschern der Vögel, das Lachen spielender Kinder nicht mehr. Häufig fängt Musik sogar an, zu stören, es ist keine Musik mehr, sondern Lärm – von Genuss kann keine Rede mehr sein. Verschliesst sich unser Sensorium vor der wundervollen Welt der Töne und Klänge, fällt eine wichtige Quelle der Entspannung und Erholung weg.
▪ Taktile Wahrnehmung: Berührungen und Zärtlichkeiten anderer, vor allem des Partners, der Partnerin, bescheren uns Glücksmomente: Wir geniessen eine Umarmung, ein Streicheln, einen Kuss, eine Massage. In der Partnerschaft gehen Intimität und Nähe meist mit Körperkontakt einher. Sexualität als schönste Form des körperlichen Genusses ist eine wichtige Quelle für Glücksempfinden und Erfüllung; auch sie versiegt unter Stress nicht selten ganz. Vielleicht ist man gar nicht mehr in der Lage, jemanden an sich heranzulassen: Wenn man gestresst nach Hause kommt, sind die Berührungen des Partners unangenehm, sie engen ein, machen einen nervös. Der gleiche Kuss, den man sonst geniesst, wird im Stress bedeutungslos, man ist abwesend, in Gedanken anderswo, unempfänglich für liebevolle Berührungen.
▪ Gustatorische Wahrnehmung: Eine beliebte und gern genutzte Quelle von Genuss sind Essen und Trinken – vielleicht sogar in guter Gesellschaft. Ein feines Essen, ein herrlicher Wein, ein aromatischerTee – das sind wunderbare Momente. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass man exquisit essen geht, wenn man unter Zeitdruck steht, ist gering – die Schnellimbissbude um die Ecke liegt da näher. So zerstört Stress die Freude an lukullischen Genüssen.
▪ Olfaktorische Wahrnehmung: Feine Düfte und Gerüche können intensiven Genuss bereiten – der Duft eines Parfüms, des Frühlings, der Geruch leckerer Speisen, des Regens auf dampfender Erde im Sommer usw. tragen zu unserem Wohlbefinden bei, wecken häufig Erinnerungen, lassen uns schwärmen und träumen. Doch im Stress verschliesst sich auch das Universum der Düfte.
Diese Beispiele zeigen, dass die Fähigkeit zu geniessen ein Spiegel unseres Befindens
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