Stark gegen Stress

ist das Wir-Gefühl: das Gefühl, dass man mit dem Partner, der Partnerin zusammen eine unzertrennliche Gemeinschaft bildet. Nicht alle Paare brauchen dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit im gleichen Ausmass. Doch eins gilt für alle: Ohne ausreichend gemeinsam verbrachte Zeit ist ein Wir-Gefühl nicht zu haben. Zeit braucht es für gemeinsame Unternehmungen und Erfahrungen, für den Austausch und auch dafür, Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern. Nur wenn man ausreichend Zeit füreinander hat, kann Nähe und Intimität entstehen, getraut man sich, Dinge zur Sprache zu bringen, welche unter Zeitdruck nicht angesprochen werden, entsteht eine gewisse Tiefe der Begegnung.
    HINWEIS Zeit haben für jemanden bedeutet, dass dieser Jemand wichtig ist. Das gilt nicht nur für Kinder jeden Alters und für den Partner, die Partnerin; es gilt ebenso für Freundinnen und Freunde, für Mitglieder der Herkunftsfamilie usw.
    Zum Überlegen: Zeit für andere
    ▪ Wie wichtig ist das Wir-Gefühl in Ihrer Partnerschaft?
    ▪ Entspricht die Zeit, die Sie beide füreinander aufwenden, dieser Wichtigkeit?
    ▪ Wenn nicht: Woran liegt es?
    ▪ Wie könnten Sie die Situation verändern?
    ▪ Wie viel Zeit wenden Sie für andere Personen auf, die Ihnen wichtig sind – nebst der Partnerin, dem Partner?
    Zeit, um anderen Wertschätzung zu geben
    Wertschätzung stärkt die Widerstandskraft gegen Stress (siehe Seiten 109) – und wiederum spielt der Faktor Zeit dabei eine entscheidende Rolle. Es ist ganz einfach: Wer keine Zeit hat, kann sich seinen Mitmenschen auch nicht zuwenden – im wortwörtlichen Sinne. Und Offenheit, Interesse und Zuwendung braucht es, um Anerkennung auszudrücken. Denn echte Wertschätzung passiert nicht im Vorbeigehen oder zwischen Tür und Angel.Es braucht einen Moment des Innehaltens im eigenen Tun, um die Kinder, die Mitarbeitenden, den Partner, die Partnerin usw. bewusst wahrzunehmen, ihr Tun zu realisieren und zu würdigen. Es braucht einen Moment des Sichzuwendens – einen kostbaren Moment Ihrer Zeit.
    CHRONOS UND KAIROS
    Die Zeit wurde bei den alten Griechen durch zwei Götter repräsentiert: Chronos und Kairos. Chronos stand für die fliessende Zeit, für die Vergänglichkeit und Endlichkeit, aber auch für die messbare Zeit, die mithilfe von Uhren quantifiziert werden kann. Hier geht es vor allem um die Quantität: Wie viel Zeit habe ich, wie viel Zeit bleibt mir? Kairos dagegen stand für die günstige Zeit, den flüchtigen Augenblick des richtigen Moments. Dieser Gott wurde mit langem Haar vorn dargestellt, am Hinterkopf hatte er eine Glatze oder kurzes Haar. Denn wer nicht schnell genug zugriff und den richtigen Augenblick beim Schopf packte – eben am Fronthaar –, der kriegte nichts mehr zu fassen, weil ein Zupacken am Hinterkopf unmöglich war.
    Kairos kommt unangekündigt – und er ist schnell wieder weg. Zwar mag es ein guter und wichtiger Vorsatz sein, sich immer an einem bestimmten Tag oder zu einem festgelegten Zeitpunkt Zeit für eine bestimmte Person oder Aktivität zu nehmen. Doch Kairos ist nicht einplanbar. Bleiben Sie daher auch offen für den günstigen Augenblick, packen Sie Kairos! Nehmen Sie sich Zeit, wenn ein Kind Ihnen etwas zeigen will, halten Sie inne, wenden Sie sich ihm zu. Halten Sie inne, wenn der Partner, die Partnerin Sie braucht, mit Ihnen einen wichtigen Moment teilen möchte oder einfach Nähe und Zärtlichkeit sucht, wenn ein Mitarbeitender einen Ratschlag von Ihnen möchte, wenn ein Freund Sie sucht oder einfach auch jemand, dem Sie eigentlich Zeit schenken möchten.
    Zeit gehört zu den wertvollsten Geschenken, die wir heute jemandem machen können. Schaffen Sie sich Inseln dafür. Und denken Sie dabei auch an sich: Denn wir können anderen nur schenken, was wir selber in uns drinnen haben. Wir können für andere nur da sein, wenn wir selber im Lot mit uns sind, wenn es uns selber gut geht. Dafür brauchen wir auch immer wieder Zeit der Selbstregeneration.
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    TIPP Es ist nicht schwierig, bewusst mehr solcher Momente in den Alltag einzubauen. Tun Sie es, denn ein kleines bisschen gilt bei jeder Form des Miteinanders auch die alte Regel: Wie man in den Wald ruft, so tönt es zurück. Wenn Sie sich Zeit für andere nehmen, nehmen diese sich meist auch Zeit für Sie.
    Ernährung und stressausgleichende Aktivitäten
    Die Ernährung entspricht im Stresshaus der Wasserversorgung. Wie Wasser ist Nahrung lebenswichtig. Die Heizungsrohre stehen für stressausgleichende