Stark im Job
Verbesserung der Beziehung beitragen kann.
Sich zur Wehr setzen: Mit dem Chef ins Gespräch gehen
Auch wenn es schwerfällt: Falls die mentale Bewältigung (Stufe 2) nicht hilft, müssen Sie mutig ins Gespräch gehen. Dass Ihnen das umso leichter fallen wird, je mehr Sie sich vorher durch andere Aktivitäten und Mut machende Gedanken gestärkt haben, haben Sie ja schon gelesen. Ein Problem im Umgang mit krank machenden Führungskräften besteht ja gerade darin, dass man sich kraftlos fühlt. In einem Zustand der Kraftlosigkeit kann man aber nicht gut Gespräche führen. Sie sollten also gut darauf achten, dass Sie nicht zu viel Zeit ins Land gehen lassen, ehe Sie das Gespräch suchen.
Vielleicht können Sie sich mit einem Freund oder einer Bekannten auf die Situation vorbereiten – also zum Beispiel Argumente durchsprechen und sich zurechtlegen, wie Sie das Gespräch eröffnen wollen. Wichtig ist, dass Sie keine Vorwürfe äußern („Sie haben mich beleidigt“), sondern Ich-Aussagen und Wünsche („Mir ist wichtig, dass Sie mir neben negativem Feedback auch mal sagen, wenn Ihnen etwas gut gefallen hat“ oder: „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir solche Gespräche ruhig und sachlich führen“).
Die meisten Chefs, die bösartig wirken, sind einfach nur unsicher. Und Sie verstecken ihre Unsicherheit hinter Aggressivität. Wenn Sie sich das immer wieder klarmachen, wird es leichter, selbstsicher und verständnisvoll aufzutreten. Vielleicht passt dann auch ein Satz zu Ihnen wie: „Sicher hatten Sie an dem Tag viel Stress – es ist ja für uns alle derzeit eine stressige Phase“. Damit signalisieren Sie, dass Sie beide menschlich betrachtet auf derselben Stufe stehen.
Das Fazit dieses Unterkapitels lautet:
Befreien Sie sich aus Ihrer Opferrolle durch Verständnis und Kontakt!
10.3 Was Sie aus Krisen lernen können
Die Kränkungsanfälligkeit reduzieren
Eine hohe Anfälligkeit für Kränkungen liegt häufig in der Kindheit begründet. Wer von klein auf viel negatives Feedback und wenig positive Zuwendung bekommt, dessen Selbstwertgefühl kann sich nicht richtig entwickeln. Der Mensch erwirbt ein chronisch dünnes Fell. Er reagiert bis ins Erwachsenenalter schnell beleidigt und hochsensibel auf potenziell abwertende Äußerungen anderer. Zum Beispiel fragt er sich oft: „Wie hat der das gemeint? Wollte er mich beleidigen?“
Die folgende Liste liefert Ihnen erste Anhaltspunkte dafür, ob Sie vielleicht besonders anfällig sind für Kränkungen (natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Falls Sie sich bei dem einen oder anderen Punkt wiedererkennen, sollten Sie daran arbeiten, sich diesbezüglich ein dickeres Fell zuzulegen und Ihre Psyche zu stärken. Und wenn Sie sich das nächste Mal angegriffen fühlen, werfen Sie einen Blick auf die Liste und besinnen Sie sich darauf, wer Sie sind und warum Sie in Ordnung sind – unabhängig von dem Urteil anderer.
Selbstcheck: Kränkungspotenziale
Hängt Ihr Wohlbefinden stark vom Lob durch Ihren Chef ab?
Geben Sie den (unmäßigen) Wünschen anderer leicht nach?
Fällt es Ihnen schwer, Konflikte auszuhalten?
Fühlen Sie sich bei Kritik an Ihrer Leistung persönlich angegriffen?
Haben Sie in Ihrem Leben viele Kränkungen einstecken müssen?
Identifizieren Sie sich stark mit Ihrer Arbeit?
Gibt es in Ihrem Leben nur wenig Wichtiges neben der Arbeit?
Würden Sie sagen, dass Ihr Selbstwertgefühl eher klein ist?
Haben Sie vor neuen Aufgaben mehr Angst als andere?
Fühlen Sie sich stark abhängig von der Meinung anderer über Sie?
Reagieren andere auf das Verhalten ihres Chefs anders als Sie?
Glauben Sie, dass die meisten Menschen nur an sich denken?
Waren Sie auch früher schon öfter die „beleidigte Leberwurst“?
Haben Sie in der Vergangenheit Ärger in sich hineingefressen?
Ist es Ihr Anspruch, sich im Job geliebt und geborgen zu fühlen?
Neigen Sie zu Perfektionismus?
Haben Sie mit Ihrem Chef noch „offene Rechnungen“?
Aus: Anne Katrin Matyssek (2012):
„Wenn der Chef krank macht. So schützen Sie sich und Ihre Gesundheit“
Übung
Im Nachhinein den Sinn sehen
Oft weiß man erst im Nachhinein, wofür eine schwierige Zeit im Leben gut war. Manches scheint erst im Rückblick einen Sinn zu ergeben. Es ist ein Kennzeichen psychischer Gesundheit, wenn Sie einen roten Faden in Ihrer Biografie erkennen können und es Ihnen gelingt, auch negativen Erlebnissen eine Bedeutung zuzuweisen.
Machen Sie doch dazu einmal das Mini-Resilienztraining, das ich
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