Starke Frau, was nun?
halbwegs regenerierte Stimmung wieder hinüber.
Chris bleibt gelassen. »Die Sonne scheint, die Badesaison ist eröffnet. Was spricht gegen eine Sozialstudie in Sachen: Berliner und Berlinerinnen …« , er verzieht das Gesicht, »… unter freiem Himmel beim Baden?«
»Ich!«
In Wahrheit ja nicht, weil der Idiot es nämlich mal wieder genau so meint, wie er es gesagt hat, und damit jeder Widerstand zwecklos ist.
Wenig später fahren sie mit der Bahn zum Humboldthain – obwohl Lisa ihn inständig davon abrät – und befinden sich kurz darauf inmitten lärmender Kinder, schimpfender Eltern und Musik aus ungefähr vierzig verschiedenen Kulturkreisen.
Die Idee muss ihm bereits früher gekommen sein, denn er trägt eine dunkle Badehose unter seiner Jeans, während Lisa sich standhaft weigert, in das gechlorte und mit jeder Menge Urin versetzte Wasser zu gehen.
Während Chris schwimmen ist, sitzt sie auf der Decke, die der Knaller auch rein zufällig dabei hat. Der Obermacho hat das tatsächlich geplant!
Freundlich besprenkelt er sie mit dem kalten Nass, als er wieder auftaucht, doch Lisa hat nur einen giftigen Blick für ihn übrig, der ihr trotz feuchter, widerlicher Aufschneidermuskeln relativ leicht fällt. »Und, was hat die Sozialstudie ergeben?«
»Dass glücklicherweise alle Berliner ...«, erklärt er, während er sich nebenher abtrocknet und sie mit erhobener Braue ansieht, »... und Berlinerinnen erschreckend normal sind. Mit Ausnahme von Lisa Radtke.«
»Ach, ich bin nicht normal?«
»Genau das sagte ich soeben.«
Chris breitet das Handtuch neben ihr aus und setzt sich; als sie demonstrativ von ihm abrückt, wird das selbstverständlich strikt ignoriert. Stattdessen lehnt er sich entspannt zurück, stützt sich auf einem Ellenbogen auf und betrachtet das grauenvolle Treiben, das sie umgibt. Die Sonne knallt vom wolkenlosen Himmel; nirgendwo existiert ein Baum, der Lisa vielleicht ein wenig Schatten spenden könnte und ihr wird mit jeder Sekunde heißer.
Können sie nicht einfach abhauen?
»Ich wollte mit dir über mein Angebot sprechen.«
Mist!
»Wir sollten die Einzelheiten klären; in einer Woche gehen wir in den Urlaub und dann bleibt keine Zeit mehr.«
»Ich habe mich noch nicht entschieden!« Ahhh, das klingt total steif, überhaupt nicht nach ihr!
Er nickt, ohne sie anzusehen. »Dann solltest du schnellstmöglich zu einem Ergebnis gelangen. Ich musste blind planen und habe Sarah und Frank unter Vertrag genommen. Sie waren bei Hauptstadtradio ziemlich erfolgreich, wollen dringend wechseln und übernehmen ab Juli den Countdown . Was bedeutet, dass ...«
»... lass mich raten; ich bin arbeitslos? Tolle Sache!«
Seine beschwichtigende Hand befindet sich in der Luft, ehe sie ganz geendet hat. »Es wäre von Vorteil, wenn du mich ausreden lassen würdest«, knurrt er. »Nein, du wärst keineswegs arbeitslos, du würdest nur eine andere Sendezeit bekommen – und zwar am Nachmittag. Die potenziellen Zuhörer sind beinahe identisch hoch und du könntest wieder allein moderieren. Wenn es das ist, was du willst.«
Ohne ihn anzusehen, nickt sie. »Sicher.«
»In Ordnung. Lass mich wissen, wenn du dir im Klaren darüber bist, was du tun wirst. Je schneller, desto besser.«
Damit steht er auf und schlendert zum Volleyballfeld, wo einige Jungs spielen, und Lisa sieht ihm mit wachsender Verzweiflung nach. Dies war soeben der perfekte Zeitpunkt, ihm reinen Wein einzuschenken. Inzwischen kennt sie den Heini gut genug, um zu wissen, dass seine Schwimmbadexkursion tatsächlich nicht von ungefähr kommt.
Er wollte mit ihr sprechen.
Doch aus Gründen, die sie nicht versteht, hat sie unglaubliche Skrupel, ihn mit der Realität zu konfrontieren.
Die ziehen sich auch über die nächsten Tage hin. Neuerdings sitzt sie häufig bei Biggy und geht in Gedanken die möglichen Varianten durch, mit denen sie sich aus dieser miesen Falle halbwegs würdevoll befreien kann. Robert hat bereits Urlaub und ist derart aus dem Häuschen, dass sie ihn nicht länger als maximal eine halbe Stunde täglich erträgt. Wenn diese verdammte Hochzeit endlich Geschichte ist, macht sie zehn Kreuze.
Immer und immer wieder überlegt sie, wie sie Mister America von ihren Plänen erzählen soll. Hierbei gibt es ein paar Auswahlmöglichkeiten.
Variante eins: Ach übrigens, habe ich dir schon gesagt, dass ich in drei Tagen heirate?
Nein, das ist es nicht.
Hör mal, Chris, wann genau fliegst du eigentlich? Vielleicht hast du Lust,
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