Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
Zeit mit euch und ich bin sehr traurig, euch verlassen zu müssen. Aber denkt dran: Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen, und dies wäre dann wohl der richtige Zeitpunkt. Macht es gut. Keep cool and easy, we hear us – spätestens in Florida. So long und goodbye.«
    Fragend sieht er Lisa an, die bisher keine Anstalten gemacht hat, irgendwas von sich zu geben. Diesmal schafft sie es nur auf ein: »Bis bald!«, denn ihr wird soeben bewusst, dass dies tatsächlich ihre letzte gemeinsame Sendung war – ein ziemlich seltsames Gefühl. Sie hätte nicht geglaubt, am Ende noch von so etwas wie Wehmut heimgesucht zu werden. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, welche Folter hinter ihr liegt.
    Doch sie muss sich nicht lange mit diesem Gefühl herumplagen, denn ihre Wut übernimmt kurz darauf die Oberhand. Denn er sagt immer noch nichts in ihre Richtung. NICHTS! Wie kann man nur so nachtragend sein?
    Kaum sind die Mikros für immer in diesem speziellen Kino geschlossen, fährt sie ihn an. Und diesmal vergisst Lisa alles. »Was soll das eigentlich? Du hattest selbst gesagt, dass es eine reine Bettgeschichte ist. Also? Ich dachte, du wärst so abgeklärt! Hast du das nicht immer wieder betont? Was ist bloß aus dem Macho geworden? Ehrlich! Wohin soll diese Welt gehen, wenn sich selbst die Frauenhasser plötzlich nicht mehr an die Regeln halten?«
    Chris ist aufgestanden und räumt diesmal nicht nur sein Papier weg, sondern auch alles andere, was sich im Laufe der Zeit von ihm auf diesem Platz angesammelt hat.
    »So ...«, sagt er langsam und sieht auf; seine Miene ist unbeteiligt. »Ich wünsche dir viel Glück. Damit beziehe ich mich sowohl auf morgen als auch auf deine neue Sendung. Es war eine ... interessante Erfahrung, mit dir zu arbeiten. Thank you very much für die gute Kooperation.« Ein knappes Nicken. Und weg ist er.
    Mit offenem Mund starrt Lisa ihm nach.
    ›Thank you very much für die gute Kooperation?‹
    Häh?
    WATT?
    Ewigkeiten vergehen, ohne dass sie sich bewegt. Und als sie sich dann plötzlich in Bewegung setzt, nimmt sie es nur am Rande wahr. Mit jedem neuen Schritt wird sie schneller, die Treppen fliegt sie bereits hinunter. Doch als sie seine Bürotür erreicht, stoppt sie ein einfaches Blatt Papier, auf dem ein einziges Wort geschmiert wurde:
    NO!
    Und wieder setzt Lisa die Fassungslosigkeit vorübergehend matt. Das darf nicht wahr sein! Hat die Welt schon einmal so ein kindisches Verhalten gesehen? Was soll das denn? Ihr Blick wird mutwillig und sie schiebt trotzig das Kinn vor, bevor sie die Klinke betätigt. Das werden sie doch mal sehen!
    Nun, die Tür ist verriegelt – von innen, wie sie messerscharf schlussfolgert – und das gibt Lisa noch den Rest. Sie verliert einmal komplett die Beherrschung.
    »FEIGLING!«, brüllt sie los. »DU BIST EIN VERDAMMTER FEIGLING, CHRIS SCOUT! WAS FÄLLT DIR EIN? ANSTATT DAS AUSZUDISKUTIEREN, VERBARRIKADIERST DU DICH IN DEINER BLÖDEN BUCHTE! DAS IST DÄMLICH! UND BESCHEUERT SOWIESO! BIST DIR WOHL ZU SCHADE, ZU SAGEN, WAS SACHE IST, WAS? HASTE SCHISS VOR MIR? JA, DAS SOLLTEST DU AUCH! ICH WEISS ZWAR NICHT, WIESO, ABER EGAL! DU BIST EIN MIESER FEIGLING! IM DUDEN STEHT DEIN BILD NEBEN HORNOCHSE! OH, ENTSCHULDIGUNG! AMERIKANISCHER HORNOCHSE! KOMM JETZT RAUS UND REDE MIT MIR!«
    Auf diese blumige Weise zetert sie eine Weile in dem zugegeben etwas hellhörigen Treppenhaus. Erst, als sich die gegenüberliegende Tür öffnet und Meyer im Türrahmen erscheint, kommt Lisa zu sich. Sie erstarrt; zwischenzeitlich ist nur noch ihr Keuchen zu hören, dann macht sie kehrt und marschiert davon.
    An dem Storch vorbei in den Senderaum hinein, wo Daniel gerade seine Ansage tätigt. Ist ihr egal! Sie klaubt ihre Klamotten zusammen und stürmt abermals die Treppen hinab. Eigentlich ist ein neuer Ausflug an seine Tür geplant – diesmal will sie daran hämmern, zur Not treten, bis er sie endlich öffnet, und sich der Diskussion stellt. Doch glücklicherweise besinnt sie sich, bevor sie diesen unvorstellbaren Fehler auch noch begehen kann, schwingt sich stattdessen auf ihr Rad, trampelt wütend nach Hause und fällt Robert um den Hals.
    »Morgen heiraten wir!«, wispert er aufgeregt und bis über beide Ohren strahlend.
    »Ja!«, haucht Lisa zurück, obwohl sie sich diese Tatsache noch immer nicht wirklich vorstellen kann.
    Mal davon abgesehen, dass die Aussicht, in wenigen Stunden eine Ehefrau zu sein, für Lisa mit jeder Minute, die diese verdammte Nacht voranschreitet, immer

Weitere Kostenlose Bücher