Starke Frau, was nun?
vorher noch bei meiner Trauung vorbeizuschauen?
Allein bei dem Gedanken, dass der Obermacho dabei sein könnte, packt Lisa das kalte Grausen.
Chris, ich werde heiraten, deshalb kann, will und werde ich dein Angebot nicht annehmen. Aber, vielen Dank, dass du an mich gedacht hast. Ehrlich ...
Nein, das ist es auch nicht – viel zu zahm und unterwürfig.
Hallo?
Nichts Geeignetes will Lisa einfallen, so sehr sie auch danach sucht, und die Zeit verrinnt zusehends zwischen ihren Fingern.
* * *
Übrigens wird sie mal wieder von wartenden Blicken gefoltert. Diesmal ist der Verursacher aber nicht Robert, sondern Chris. Er sagt nichts, wirkt jedoch mit jedem Tag etwas zynischer.
Keine Wehmut oder Ungeduld; Lisa findet stattdessen jede Menge Spott – den sie sich nicht erklären kann, der sie jedoch schließlich befähigt, ihre Taktik festzulegen. Auch wenn ihr nicht ganz wohl bei der Sache ist. Doch in Wahrheit bleibt längst keine Alternative – denn inzwischen ist der letzte Tag vor dem Urlaub und gleichfalls vor ihrer Hochzeit heran und ganz nebenbei auch der letzte Countdown von Lisa und Chris ...
Als sie abends an ihren Mikrofonen sitzen, verliert sie keine Zeit, sondern legt los, sobald sich die erste Gelegenheit bietet. »Ich habe euch eine Ankündigung zu machen. Exklusiv, sozusagen. Der Titel soll euch schon mal ein wenig darauf einstimmen. Bruno Mars: › Marry you ‹.«
Sie bedient die Regler, und als sie aufblickt, sieht sie in die eisigen Augen des braun gebrannten Machos. Obwohl das etwas überraschend kommt, senkt sie nicht die Lider, sondern schaut ihn unverwandt an. So bleibt es auch, als der Titel geendet hat.
»Yeah, was soll ich sagen. Ich hätte das nie gedacht«, haucht sie ins Mikro. Chris hat seit über drei Minuten nicht geblinzelt oder einen anderen Muskel bewegt. »Aber es hat sich jemand gefunden, der mich heiraten will. Morgen ist sozusagen mein großer Tag. Und nein, ich muss euch enttäuschen, es ist nicht Chris.«
Während die Mails am laufenden Band eintreffen – keine Glückwünsche, sondern empörte Hasstiraden und Mitleidsbekundungen für den dämlichen Ami, lehnt der sich zurück.
Lisa hebt die Schultern. »Kann dir doch egal sein! Womit übrigens deine Frage beantwortet wäre. Nein, ich werde dich nicht begleiten.«
Das klingt noch so fest wie immer, doch als er so gar nicht reagiert, sieht Lisa zu Boden.
Verdammt!
* * *
Englisch - Deutsch
»Shut up. I`m not done here!« - Halt den Mund, ich bin noch nicht fertig!
»Now, it´s your turn!« - Jetzt bist du an der Reihe.
21. Wahrheit oder Pflicht
Als von Chris so gar nichts kommt, hebt Lisa den Kopf – obwohl sie stattdessen ehrlich lieber in Afrika wäre.
Warum das so ist, weiß sie spätestens, als ihr Blick wieder seinem eisigen begegnet. Eilig räuspert sie sich. »Ich konnte es dir nicht vorher sagen. Ich wollte schon, aber ...«
»No problem.« Auch Chris hüstelt. »Es kam nicht besonders überraschend.«
Das verwundert Lisa nun doch ein wenig, doch er grinst nur über ihre offensichtliche Verblüffung und zieht eine Karte aus dem Berg von Papieren, die wie immer seinen Platz fluten. Lisa identifiziert sie sofort als eine dieser schicken Hochzeitseinladungskarten, die Robert in rauen Mengen täglich zum Briefkasten schleppt. »Oh Scheiße!«, entfährt es ihr, bevor sie wenigstens dieses Desaster verhindern kann.
»Warum, alles ist gut.«
Der Titel ist zu Ende und der Typ mit der neuerdings unbewegten Miene öffnet die Mikros. »Yeah, das sind doch mal wirklich gute Neuigkeiten, oder Guys?« Sein Lächeln ist so falsch, dass Lisa ein kalter Schauder über den Rücken wandert, und zwar in Zeitlupe. »Ich finde, sie ist uns wenigstens ein paar nähere Details schuldig, wo sie uns doch so lange diese großartigen News verschwiegen hat. Ich werde nie wieder behaupten, Frauen könnten kein Geheimnis für sich behalten. Damit lag ich total falsch, denn die halten dicht.« Er lehnt sich vor. »Und, Lisa, wer ist der Glückliche? Erzähl uns ein bisschen vom man of your dreams!«
Ihre Augen verengen sich und das Erste, was sie sagen will, ist ein klar und deutlich formuliertes: Vergiss es! Doch sie sind auf Sendung, nebenbei treffen im Sekundentakt die Schmähmails ein – sie liest sie schon gar nicht mehr.
Zu deprimierend.
»Er ist Physikprofessor«, erklärt sie knapp. »Sehr intelligent, sehr ... äh ... progressiv . Und er kann einen verdammt guten Pudding kochen.«
Kaum hat sie das gesagt, geht ihr
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