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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Robert?«
    »Wohin er gehört, im Raum für den Bräutigam?«
    Lisa schnaubt. »So was gibt es nur in der Kirche!«
    ».. und in diesem Standesamt.« Der nächste analytische Blick folgt, dann sieht die Mutter auf ihre Uhr. »Wir haben noch fünf Minuten. Wollen wir ein bisschen gehen?«
    »Wohin?«
    »Den Gang auf und ab?«
    »Nein!«, wehrt Lisa eilig ab, schon allein wegen ihrer nur endlich belastbaren Füße. Außerdem verzichtet sie dankend auf ein Mutter-Tochter-Gespräch. »Ich will jetzt endlich heiraten! Warum dauert das denn so lange?«
    Mechthild sagt nichts mehr, worüber Lisa grenzenlos froh ist, denn sie müssen natürlich nicht fünf Minuten warten. Nein, eine Viertelstunde sitzen sie noch in diesem elenden Flur, bevor sich die Tür endlich wieder öffnet und sie eintreten dürfen. Mit all den Gästen, von denen Lisa übrigens in jenen fünfzehn Minuten mindestens ein Ohr abgekaut haben. Selbstverständlich wollten die wenigsten über die Hochzeit sprechen, vielmehr sieht man sich veranlasst, die Braut zu einem Exklusivinterview über ihre wahnsinnig geile Radiosendung zu nötigen. Und nahezu jeder bedauert doch ernsthaft, dass der Countdown nicht mehr von diesem miesen, feigen Ami und ihr moderiert wird. Sie hätte nie gedacht, dass sich in ihrem Freundeskreis auch jede Menge BILD-Leser tummeln!
    Endlich kann sie wenigstens dieser Marter entfliehen, nur, um sich sofort der nächsten stellen zu müssen. Diesmal ist es eine Visuelle: Robert in schwarzem Anzug mit Krawatte!
    Pfui!
    Bisher ist ihr nie aufgefallen, dass er eine beginnende Halbglatze hat. Wie lange wird es wohl dauern, bevor dort überhaupt kein Haar mehr vorhanden ist?
    Als Hans wie aus dem Nichts zu ihr tritt und ihren Arm packt, mustert Lisa ihn verwirrt, bevor sie sich doch tatsächlich den Gang entlangführen lassen muss.
    Was soll der ganze Zirkus überhaupt? Mit einem Mal bereut sie, sich nicht mehr um die Vorbereitungen gekümmert zu haben, denn so dekadent wollte sie das bestimmt nicht!
    Die Aufregung ihres Demnächst-Ehemannes hat sich noch gesteigert, bemerkt sie soeben, denn der wippt nervös auf und ab, was total albern wirkt – ebenso wie die roten Flecken auf seinen blassen Wangen. Die Nickelbrille macht sich übrigens auch ziemlich mies für das Gesamtbild aus. Wäre das Haar nicht blond, würde man mit Sicherheit nicht die rosa Kopfhaut hindurchschimmern sehen. Verdammt! Robert wird wirklich kahl.
    Lisa kennt ihn jetzt seit über einem Jahr, doch ihr ist bisher nie aufgefallen, dass er echt hässlich ist. Ein ziemlich oberflächlicher Gedanke, der im Grunde nichts zur Sache tut, denn die inneren Werte zählen. Wer weiß das besser als Lisa, die es immer propagiert und auch gelebt hat?
    Robert mag keine Schönheit sein, aber dafür ist er ... sehr nett ...
    Inzwischen haben sie die Hälfte des Ganges bewältigt; aus den Augenwinkeln sieht sie, dass die Stühle so ziemlich vollständig besetzt sind. Dann sind es doch eine ganze Menge Gäste geworden. Sie macht sogar den Storch aus, verdammt! Doch dann stöhnt sie geschlagen. Natürlich, schließlich hat Robert – der grenzenlose Idiot – in seiner überwältigenden Aufregung auch ein paar Einladungen an den Sender verschickt.
    Ein paar?
    Prompt setzt das Herzrasen ein; ihre Hände sind kalt sowie klamm und sie stolpert tatsächlich beinahe. Glücklicherweise hält Hans sie fest. Lisa sieht Meyer und ...
    Hektisch betrachtet sie die jeweiligen Nachbarstühle, doch es bleibt bei den beiden.
    Na ja, das hatte er ihr ja gesagt.
    Gott sei Dank ist wenigstens das Herzrasen wieder verschwunden ...
    In seinem Anzug wirkt Robert ziemlich schlank – eine andere passende Bezeichnung wäre schlaksig. Sehr stark ist er nicht, aber das muss er in seinem Labor auch nicht. Allerdings wird er sich wohl niemals für sie mit einer Bande Autonomer prügeln und er wird sie niemals in sein Bett tragen, um dort ...
    Eilig senkt Lisa den Blick. Falscher Gedanke, was soll das? , herrscht sie sich an, und als sie Bräutigam und Standesbeamten erreichen, gelingt ihr sogar ein Lächeln.
    Es dauert gar nicht lange und der Friedensrichter beginnt zu schwafeln. Lisa hört ihm nicht unbedingt zu, ihre Gedanken kreisen interessanterweise um ein ziemlich unpassendes Thema, das sich in ihrem Gehirn festgebrannt hat. Egal, was sie unternimmt, sie wird es einfach nicht los ...
    Er wird dich niemals ins Bett tragen. Niemals!
    »... Die Ehe ist eine Institution, die in unserer Gesellschaft ...«
    Pudding,

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