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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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sich nicht unwohl, nicht Frau Radtke-Zahn zu sein, ihr missfallen eher die Konsequenzen. Schließlich kam ihre Reaktion für die anderen wohl etwas überraschend, und irgendwann muss sie ihre Zuflucht – kontaminiert von Möwen, Tauben, Spatzen, Schwänen und Enten – ja wieder verlassen, oder?
    »Ja, und?«, murrt sie nach einer Weile. »Was soll schon sein? Das ist immer noch meine Entscheidung!«
    Yeah! Mist! Schon wieder – das stimmt wohl. Dennoch fühlt es sich momentan etwas mies an.
    Nur ein wenig, aber ...
    Die Sonne wird plötzlich von einem großen Schatten verdeckt und prompt beginnt ihr Herz wieder zu rasen.
    Kurzfristig, dann setzt sich ihr Vater neben sie, was den drohenden Herzinfarkt noch einmal abwendet. Er legt die Arme um seine angewinkelten Knie und unterzieht Wasser, Möwen, Tauben, Spatzen, Enten, Schwänen, Schiffen (die sind auch vertreten) und Gras einer ausgiebigen Musterung.
    Lisa schweigt; zwei Seelen streiten sich derzeit in ihrer Brust. Zum einen will sie sich an Vatis nicht ganz so breite Brust flüchten und zum anderen fürchtet sie seinen Zorn. Diese aggressive Miene von neulich hat sie nämlich keinesfalls vergessen. Schon könnte sie sich schlagen, weil sie sich keinen anderen Ort ausgesucht hat, um sich dort für die nächsten Wochen häuslich niederzulassen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Hierher ging sie früher immer mit Hans – logisch, würde er sie hier auch aufgabeln.
    »Er ist Beamter.«
    Sie fährt zusammen. »Was?«
    Hans sieht sie nicht an. »Er ist Fahnder bei der Kripo und sucht den Serienmörder, jagt sozusagen sich selbst.«
    Kritisch beäugt Lisa ihren Vater – dass der Schock so groß sein würde, hätte sie ja nun auch nicht gedacht.
    »Er ist schizophren und ahnt natürlich nichts von seiner zweiten Identität.«
    »Aha ...«, wagt Lisa, vorsichtig von sich zu geben, und er nickt vor sich hin. »Die Idee ist ungefähr so alt wie das Genre; sie werden mich verreißen, sobald ich damit herauskomme. Ich höre bereits die Kritiken: ›Hat Radtke seinen Biss verloren? Wird er auf seine alten Tage senil? Wo ist der innovative, herausragende Künstler, der uns früher mit seinen atemberaubenden Geschichten so manchen Nachtschlaf raubte?‹ Ich bin am Überlegen, es zu vernichten und nie wieder ein Wort darüber zu verlieren.«
    »Warum?« Jetzt riskiert Lisa doch, ihn anzusehen. »Seit wann fürchtest du die Kritiken? Die waren dir früher immer egal!«
    Sein Lächeln ist unergründlich. »Solange sie gut sind ...«
    »Du hattest auch Schlechte ...«
    »Konstruktiv!«, belehrt er sie. »Sie waren konstruktiv, Mädchen.« Endlich sieht er sie an. »Meine Tochter kann wohl auch nicht mit mieser Kritik umgehen, oder?«
    »Watt?«
    Hans´ Lachen klingt nicht sehr humorvoll. »Ich hätte nie gedacht, dass du Robert stehen lässt, weil deine Mädchen dich nicht als verheiratete Frau sehen wollen, oder deine Hörer, auf jeden Fall das Establishment. Seit wann sorgst du dich darum?«
    »WATT?« Lisa muss tatsächlich überlegen, bevor ihr aufgeht, wovon er spricht, und dann schüttelt sie heftig den Kopf. »Das war nicht der Grund! Weshalb denkst du das von mir?«
    »Ich denke gar nichts, sondern versuche lediglich, dich zu verstehen.«
    Yeah! Mist! Den Versuch unternimmt sie auch derzeit und befindet sich in einer mittleren Irre.
    »Robert ist am Boden zerstört ...«
    »Yeah ...«, macht sie düster.
    »Du solltest mit ihm reden.«
    »NEIN! Kannst du das übernehmen? Sag ihm, es tut mir leid und so. Egal, was, dir wird schon etwas einfallen. Aber ich ...«
    »Das werde ich nicht tun! Du kannst mich nicht vorschicken, um deine Leichen zu beseitigen, Lisa. Es wäre an der Zeit, dich endlich in der Realität einzufinden. Du hast den Mann soeben vor dem Traualtar stehen lassen ...«
    »Das war ein dämliches Pult mit ´nem Standesbeamten!«
    Hans ignoriert sie, »... und du solltest dich mit ihm aussprechen. Das ist das Mindeste.«
    Eilig betrachtet Lisa einen fetten Erpel – vielleicht ist er direkt vom Müggelsee hierher geschwommen. Na ja, wenigstens hat er die Mästung überlebt, das beruhigt sie irgendwie. Der Gedanke zu Robert zu gehen, löst allerdings ein Grummeln in ihrem Magen aus – noch dazu ein ganz mieses!
    Hans meldet sich wieder. »Man hört so einiges ...«
    »Ach ja? Was denn?«
    Er wiegt den Kopf hin und her. »Dies und das. Du weißt, ich gebe nicht sehr viel auf Klatsch und Tratsch. Aber ...« Wieder nötigt er seine Tochter mit einem Arm um

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