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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Es steht auf der Titelliste. Keine Diskussion!«
    »Das ist totale Scheiße!«
    »LISA!« Bevor sie blinzeln kann, hat er das Pult umrundet, zerrt sie aus ihrem Stuhl und verfrachtet sie an die Wand dahinter. »Don´t move!«, droht er.
    Derzeit ist sie so wütend, dass sie ernsthaft versucht, nach ihm zu treten. Doch sie bekommt keine Chance; mit einer Hand hält er sie an der Schulter auf Abstand, als er die größte Ungeheuerlichkeit begeht, die jemals in diesem Studio während ihrer Sendezeit stattfand. Mit der anderen Hand stellt er nämlich den Titel ein, schenkt Champagner nach, drückt ihr ein Glas in die Hand, wobei er ununterbrochen die Uhr fixiert. Und dann zählt der Arsch doch tatsächlich den Countdown herunter.
    »... fünf, vier, drei, zwei, eins: Prost Neujahr! Leute, die gesamte Crew des Berlin-Radios – außer Lisa – wünscht euch ein gesundes, glückliches neues Jahr! Mögen eure Wünsche, eure Träume, selbst die heimlichsten in Erfüllung gehen. Jetzt lasst uns das neue Jahr anständig und in Würde empfangen!«
    Und dann ertönt tatsächlich Bach!
    Verdammt! Der Kerl klaut ihr die Ansage! Lisa hatte sich bereits genau zurechtgelegt, was sie sagen wollte: eine Ode an die Frauenbewegung, die neusten Kampfansagen an die Betreiber von Atomkraftwerken, Tierquäler, Fleischfresser, Waffenkonzerne, Kriegstreiber, Vergewaltiger, Umweltverschmutzer und sonstige Männer. Sie wollte ihre Gemeinde neu einschwören – okay, den geringfügigen Teil, der noch nicht erfolgreich vergrault wurde. Auf ein weiteres Jahr des Kampfes und den unbedingten Willen, endlich zu siegen.
    Und er?
    Er macht alles kaputt!
    Chris stößt sogar mit dem Mikro an – wer das Ohr zu dicht am Radio hat, ist jetzt definitiv taub.
    Während die gesamte Zeitzone das neue Jahr feiert, der Himmel von den zig Millionen Euro erhellt wird, die dies Jahr mal wieder in Feuerwerk investiert wurden, und ein Lärm herrscht, als wäre soeben tatsächlich der dritte Weltkrieg ausgebrochen, starren sich die beiden düster an. Es sind noch fünfzig Minuten bis zum Ende der Sendung und Lisa fühlt, wie sich ihre letzten Skrupel verabschieden. »Darf ich mich wieder setzen?«, erkundigt sie sich eisig.
    Nach reiflicher Überlegung nickt er und senkt langsam den Arm, der bisher ihre Schulter gegen die Wand gepinnt hatte.
    Nachdem sie sitzt und sich vergewissert hat, dass das Mikro immer noch eingeschaltet ist, lehnt sie sich zurück. »So!«, verkündet sie düster. »Kommen wir zur Abrechnung!«
    »Endlich!« Sein Grinsen ist bühnenreif. »Ich dachte schon, dein Versprechen wäre wie üblich nur heiße Luft. Das kennt man ja schon.«
    »Du findest es witzig, dich über Frauen lustig zu machen, und dabei bist du so arm!«, zischt sie und leert ihr Glas.
    Hellauf begeistert lacht Chris auf. »Ich habe und werde mich niemals auf Kosten der Frauen lustig machen oder meine dämlichen Witze reißen.«
    »Uhhh, sie sind dämlich, jetzt kommen wir der Sachlage wenigstens mal näher.« Lisa kneift die Lider zusammen und hält ihm ihr leeres Glas entgegen. Er schenkt nach, ohne den Blick von ihr zu nehmen. »Aber ansonsten leide ich offenbar unter starken Halluzinationen!«
    Auch er hat sich nachgeschenkt. Einen großen Schluck später lehnt er sich zu ihr vor und knurrt: »Wenn ich überhaupt über irgendetwas meine wohlüberlegten Witze reiße, dann über diese Dummheit, die sich Emanzenbewegung schimpft!«
    »ENDLICH SAGT ER ES!«, jubelt sie. »Habt ihr das gehört, Mädels! Endlich! Wie kannst du es wagen ...«
    »DU!« Mit starrem Finger deutet er auf sie. »Hast keine Ahnung!«
    »HA!« Trotzig verschränkt sie die Arme, doch er ist noch nicht ganz fertig. Dabei wollte sie doch gerade loslegen! Verdammter Macho!
    »MEINE Mutter hat sich in den Fünfzigern und Sechzigern engagiert, und zwar für Rechte, die Frauen bis dato tatsächlich versagt blieben. Sie kämpfte ebenso hart und unter schwierigsten Bedingungen wie die Frauen vor den beiden Kriegen. Da hattet ihr nämlich tatsächlich nichts zu melden! Dass es heute anders ist, habt ihr diesen WAHREN Heldinnen zu verdanken! Ihr dämlichen Weiber – mit euren fucking Strickklamotten und Säcken, die ihr Kleider nennt, dem Bürger- und BürgerINNEN-Bullshit und den neuesten vegetarischen Gerichten, eurem gnadenlosen Sexismus und Extremismus – macht ihren Kampf und was sie riskierten, was sie erreichten , LÄCHERLICH!« Seine Augen blitzen so stark, dass ihr glatt die Luft wegbleibt. Er lehnt sich

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