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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Rita.
    »Haha!«, schnaubt sie und zeigt der versammelten Feministinnengemeinde einen Vogel. »Und was war mit euch? Gertrud und Karla haben auch mitgemischt, als er angegriffen wurde! Ihr spinnt doch!«
    Doch Lisa kann sagen, was sie will, der Argwohn bleibt. Und als wäre das nicht genug, wird sie kurz darauf einem waschechten Verhör unterzogen. Der Forderungskatalog folgt auf dem Fuße.
    »Wie viele Bewerbungen hast du letzte Woche verschickt?«
    »Steht die Hochzeit mit diesem Robert noch?«
    »Wie häufig siehst du diesen Macho außerhalb der Sendezeiten?«
    »Hat er dich geküsst?«
    »Hat er dich angegrapscht?«
    »Hast du einen vorgegebenen Text während der Sendung – wer schreibt ihn?«
    »Wirst du gezwungen, diese frauenfeindlichen Thesen zu verbreiten?«
    »Droht er dir mit Entlassung?«
    »Hat er dich sexuell bedrängt?«
    »Warum duzt du ihn?«
    »Ist er wohlhabend?«
    »Welcher politischen Partei gehört er an?«
    »Ist er verheiratet?«
    »Wie alt ist der Kerl?«
    »Wo wohnt er?«
    »Hat er ein Auto? Welche Marke?«
    »Mit welchen Typen verkehrt er?«
    »Wer sind die Eltern? Amis?«
    »Was weiß er über uns?«
    »Weshalb war er auf der Demo?«
    Lisa kann und will kaum die Hälfte des Nonsens beantworten und ist wahnsinnig froh, der aufgebrachten Runde mitteilen zu können, dass der Heini demnächst verschwindet. Das ist ihr bester Trumpf, okay, auch der einzige, doch er erzielt keineswegs die erhoffte Wirkung.
    »Wann?«
    »Keine Ahnung, er meinte bald.«
    »Bald ist dehnbar. Besonders bei einem Fleischfresser, dessen Hirnvolumen im totalen Missverhältnis zu der Luft in seinem Riesenschädel steht«, bemerkt Karla kühl. »Wir geben dir zwei Monate, um den Sender zu wechseln oder ihn endgültig in die Wüste zu schicken.«
    So langsam gehen mit Lisa mal wieder die Pferde durch. Sie verschränkt die Arme und lehnt sich zurück. »Ach so? Und was, wenn nicht?«
    »Entweder du bist ihn bis dahin los, auf welche Art auch immer – wir sind gern bereit, dir bei der Beseitigung der Leiche zu helfen. Oder ...« Gertrud wirft ihren Freundinnen einen abschätzenden Blick zu. Peggy, die ermattet auf ihrer Chaiselongue liegt und sich die Stirn kühlt, nickt entschieden »Oder wir leiten das Parteiausschlussverfahren ein.«
    »Häh?« Fassungslos schaut Lisa in die Runde. »Ihr denkt aber schon daran, dass ich die Prenzlauer Berger Gruppe gegründet habe, ja?«
    »Und?« Gertrud bleibt cool. »Glaubst du, deshalb ein lebenslanges Recht auf Parteizugehörigkeit zu genießen, obwohl du anhaltend gegen die Statuten verstößt?«
    »Moment mal ...«, beginnt Lisa gedehnt. »Also mal angenommen, ich würde tatsächlich an geistiger Umnachtung leiden, die Geschmacksverirrung nicht zu erwähnen, und mit dem Kerl in die Kiste steigen. Das würde mir zwar eine chronische Magenverstimmung bescheren und einen miesen Herpes an die Lippen knallen, aber wenn man euch so zuhört, ist mir das ja egal. Nur inwiefern hätte ich damit gegen die Parteistatuten verstoßen?«
    »Es ist die Symbolträchtigkeit dieser abartigen Handlung«, erklärt Peggy, deren Ton – unpassend zu der leidenden Miene – noch immer ziemlich fest ist. »Du trittst damit allem, was uns auszeichnet, in den Uterus. Wie sollen wir eine Person unter uns dulden, die sich von diesem maskulinen Schwein schändlich beeinflussen lässt, unsere Interessen verrät, ihm nach dem Mund redet, sich an ihn verkauft und ihm auch noch in körperlicher Hinsicht zur Verfügung steht? Möglicherweise, um die Karriere in Schwung zu bringen? Untragbar!«
    »Sag mal, der Stein gestern hat mies getroffen, oder?«, erkundigt sich Lisa und lehnt sich zu der Todkranken mit der festen Stimme vor. »Du warst doch bewusstlos; wann bist du denn wieder aufgewacht? Kann es sein, dass die zwischenzeitlich ´ne Lobotomie durchgeführt haben? Du quatschst kompletten Bullshit!«
    »Egal, was du uns erzählst, es ist nicht die ganze Wahrheit.« Gertrud springt helfend ein, als Peggy sichtlich nach Luft schnappt. »Ich sage nur Bullshit ! Du bedienst dich bereits seiner maskulinen Fäkalsprache!«
    Trocken lacht Lisa auf. »Also in Sachen maskuliner Fäkalsprache lässt du dich auch nicht lumpen, Trudi.«
    »Ich habe mich nur der vorherrschenden Niveauebene angepasst«, erklärt die ungerührt. »Dieser Idiot hätte mir sonst nicht folgen können – jedem so, wie er es braucht. Außerdem ist mir scheißegal, was der Typ denkt oder nicht.«
    »Aha.« Mehr bringt Lisa momentan nicht

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