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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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Äbtissin gelingt es, ihre Gegner von ihrer Sicht der Dinge zu überzeugen. Und sie behält die Oberhand. Der Kirchenbann wird aufgehoben. Wenige Monate nach dieser Kraftprobe stirbt Hildegard.
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    Ihre Visionen sind »wie Tropfen süßen Regens in das Bewusstsein meiner Seele gegossen«
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    »Wieso ausgerechnet ich?«, fragte sie sich ihr Leben lang. »Von der Kindheit an lebte ich nie in Sicherheit, nicht eine einzige Stunde«, diktiert sie ihrem Sekretär, aber: »Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und was will ich anderes, als dass sie brennt.« Sie hatte eine »Mission« in einer Zeit, in der die Geschlechterrollen auf Erden unmissverständlich verteilt waren: »Viele sprachen: Was soll das, dass dieser dummen und ungelehrten Frau so viele Geheimnisse offenbart werden, wo es doch viele starke und weise Männer gibt.«
    Den Männern gebührten Amt und Weihe, ihre Hierarchien warenheilig. Hildegard hatte nur eine Chance, gehört zu werden: Wenn sie strategisch handelte und die Rolle spielte, die man von einem so »armseligen Geschöpf« erwartete. Obwohl sie sicher war, den Männern ebenbürtig zu sein. Dieses wunderbare Wahnsinnsweib hat die Gleichberechtigung nicht nur gelebt, sondern sie auch theologisch begründet: »Gott schuf den Menschen, und zwar den Mann von größerer Kraft. Die Frau aber mit zarterer Stärke.« Die Konsequenz, die sie aus dieser Überzeugung zieht, ist schlicht überwältigend: Hildegard rät den Männern, im Namen Gottes umzudenken! An der Spitze der christlichen Tugenden steht schließlich nicht »stark« oder »männlich«, sondern »schwach«. Mütterlich müsste sein, wer Gott verstehen und ihm dienen wolle. Allen voran Mönche: Die müssen das »Wort Gottes wie eine Frau ein Kind empfangen«.
    Hildegard wurde nie heiliggesprochen. Dafür nahm sie Abt Trithemius von Sponheim in seine Sammlung Berühmte deutsche Männer auf. Als einzige Frau. Quasi eine »Männin ehrenhalber«.

Das schwäbische Städtchen Günzburg wurde im Krieg verschont. Die mittelalterlichen Häuser, klein und geduckt, stehen noch, als Petra in der von Amerikanern besetzten Zone geboren wird.
    Der Vater, 22, sanft und arbeitslos, verschwindet, als Petra vier ist. Mutter Marianne ist 17, arbeitet als Dolmetscherin für die Amerikaner. Großmutter Kunigunde Birle ist 42. Sie wird für ihre Enkelin die wichtigste Bezugsperson: »Ganz gleichwertig standen zwei Stühle am Tisch nebeneinander. Sie hatte ihren Stuhl, ich saß im gleichen großen Stuhl neben ihr und die Zeitung war in der Mitte. Ich hatte meinen Tee, sie hatte ihren Tee«, erinnerte sich Petra Kelly. Später jedenfalls wird sie alle Großen auf Augenhöhe behandeln.
    »Omi Birle« liest mit Petra in Stern und Spiegel , (»Mädchengeschichten interessierten mich kaum«), diskutiert mit ihr Weltpolitik. Und tröstet die Kleine, wenn ihr die Nonnen in der katholischen Lehranstalt mal wieder arg zusetzen. Für die Englischen Fräuleins gilt: »Wie die Zucht, so die Frucht«, und Petra muss so manche Demütigung und Diskriminierung ertragen, weil ihr Vater ein Protestant ist. Kaum mündig, tritt sie aus der katholischen Kirche aus. Omi versteht auch, dass die erwachsene Enkelin 1979 aus der SPD austritt, weil sie sich von Helmut Schmidts Regierung hintergangen fühlt.
    Es ist eine männerlose Welt, in der sie aufwächst.
    Und es ist eine Welt, in der man anpacken muss. Petras Motto wird immer sein: »Warte nicht auf bessere Zeiten.«
    Als ihre Mutter 1958 den amerikanischen Soldaten John E. Kelly heiratet, nimmt Petra seinen Namen an, aber lässt sich nicht adoptieren: Sie will Deutsche bleiben. Ein Jahr später wird der Colonel nach Georgia versetzt und die Familie zieht um. Petra wird schnell Klassenprimus und merkt: In den USA wird Leistung honoriert, hier meidet man sie nicht als »Streberin«. Sie wird zum »Klassendichter« gewählt und muss ein Gedicht für die Abschlussfeier schreiben und vortragen: »Ich hoffe«, heißt es in ihrem Poem »In Defense of My Generation« (sechs Seiten lang), »jemanden zu finden, der bereit ist, mit mir auf der Suche nach dem Himmel aufzusteigen.« Sie geht nach Washington, um Politik zu studieren.
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    »Man muss sich selbst verändern, ehe man versucht, die Welt zu ändern«
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    Es ist die Zeit der Demonstrationen, der Sit-ins gegen den Vietnamkrieg.Sie ist dabei. Bereits im ersten Jahr kandidiert Petra für den Studentensenat und gewinnt. Das »Fräuleinwunder« fällt den Medien auf, und man

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