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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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Schauspielstudium am renommierten »Lee Strasberg Theatre and Film Institute« finanzieren zu können: »Marilyn Monroe war in meiner Klasse. Very exciting.«
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    »Sie war die Königin der bösen Mädels, furchterregend«
Paul Morrissey
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    1965 trifft sie in einem mexikanischen Restaurant Andy Warhol. Der Pop-Guru »adoptiert« die Schöne, die »aus der Walhalla kommt«, auf der Stelle. Andy, ein Kind tschechischer Einwanderer, und Nico schweben auf der gleichen Wellenlänge, getrieben von Lebensangst und Todesfurcht zugleich. Er zeigt seine Seele in den Topthemen seiner Bilder: Schönheit (siehe Porträts von Marilyn Monroe, Liz Taylor, Jackie Kennedy) und Tod (elektrischer Stuhl, Autounfälle), die Macht des Banalen (Suppendosen, Dollarnoten, Schuhe, Kühe). Nicos »Werk« wird ihre Selbstzerstörung werden. Andy: »Sie war nicht der Typ, der plötzlich auf dem Tisch tanzt.« Nico wird die Protagonistin seines experimentellen Dokumentarfilms über das New Yorker Künstler-Hotel »Chelsea«, The Chelsea Girls : »Danach war Nico Königin der bösen Mädels, furchterregend« (Regisseur Paul Morrissey).
    Und dann bringt Warhol seine »Mondgöttin« in der Band The Velvet Underground um Lou Reed unter. Die Jungs sind unbekannt, Andy protegiert sie, der Deal lautet: Die Musiker müssen Nico als Sängerin aufnehmen. Der Karriere zuliebe stimmen sie zu, aber mobben das Topmodel: »Wir haben ihr das Mikrofon ausgeschaltet oder ihre Stimme im Gitarrensound untergehen lassen, weil wir wollten, dass sie sanft singt und nicht mit dieser ihrer, na ja, deutschen Stimme. Wir machten alles, damit sie sich paranoid fühlt.« Nico behauptet später, dass Lou Reed sie aus der Band ekelte, weil sie eine Deutsche war und er einer jüdischen Familie entstammt.
    Für das Debütalbum gestaltet Warhol das berühmte Cover mit einer Banane zum Schälen; im März 1967 erscheint The Velvet Underground & Nico . Heute ein Klassiker der Rockgeschichte, wird es damals kaum wahrgenommen, obwohl die New York Times meint, es sei »ein sehr vergnügliches Album über Tod, Drogenabhängigkeit und Sadomasochismus«. Also keineswegs »velvet« (»samten«).
    Nicos Stimme ist frostklar wie ein Wintertag, ihr Sex-Appeal der einer Eiskönigin, die Songs sind melancholisch wie Abschiedslieder. Sie zelebriert den Lebensüberdruss der »Live fast, die young«-Generation, während die unbekümmerten Flower-Power-Kids »Make love, not war« skandieren. Rückblickend wirken die Velvet-Songs wie eine makabre Vorhersage des baldigen Endes der Hippie-Leichtigkeit.
    Wie immer verliert Warhol eines Tages das Interesse an seinem Geschöpf, und Nico verfällt dem selbstmordgefährdeten Frontmann der Gruppe The Doors: Jim Morrison. Nico beginnt, eigene Lieder zu schreiben und zu komponieren. Texte, melancholisch wie deutsche Romantik, Musik wie ein avantgardistisches Echo auf Bach-Choräle – später wird man sie »die Erfinderin des Gothic-Rock« nennen. Und sie wird drogensüchtig. Es beginnt in ihrer Pariser Model-Zeit: zuerst Cannabis, dann LSD und Kokain. In New York kommt Amphetamin dazu, das ihren Appetit drosseln soll. »Alle sagten: ›Du siehst furchtbar aus‹«, erinnert sich Andys Freund Billy Name, »und genau das machte sie glücklich.« Drogen statt Antworten auf Fragen, die sie wie Furien verfolgen?
    Sie trägt nur Schwarz, präsentiert ihre vergammelten Zähne wieein Markenzeichen. Je verhüllter ihr Körper, desto nackter ihr Inneres in ihren Songs. Sie erklärt: »Der einzige Grund, warum ich mich nicht erschieße, ist, dass ich wirklich einzigartig bin.« Alles Pose – oder echter Weltschmerz? Oberflächlichkeit oder Tiefsinn?
    Ihrer Mutter kauft Nico ein Haus auf Ibiza, sie selbst nächtigt in Hotels und schließlich, mit ihrem neuen Partner, dem Dichter John C. Clarke, in einem schwarz verhängten Zimmer in Manchester: »Ich muss nicht rausgehen, um draußen zu sein ... Ich bin gerne eingesperrt.«
    Sie setzt sich drei Schüsse pro Tag und lässt ihr Haar verfilzen, als würde sie in der Hässlichkeit Erlösung suchen. Aber sie zerstört nicht nur sich selbst. Kaum dass ihr verlorener volljähriger Sohn zu ihr zieht, führt sie ihn in die Welt der Drogen ein – der Beginn einer teuflischen Komplizenschaft. Als Ari nach einem Schuss auf der Intensivstation landet, nimmt sie die Geräusche seiner Herz-Lungen-Maschine auf Tonband auf, um sie in einem Song zu verwenden. »Mutter war zu keiner Tat mehr fähig ohne Drogen«, verrät er in

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