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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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haben«, notiert Modersohn. Der Kritiker der Weser-Zeitung urteilt brutaler: »Für die Arbeiten ... reicht der Wörterschatz einer reinlichen Sprache nicht, und bei einer unreinlichen wollen wir keine Anleihe machen« (20. Dezember 1899). Paulas Vater redet Klartext, er hat ja doch nie an das Talent seiner Tochter geglaubt: »Deine Worpsweder Hängebäuche sind durch zierliche in der Malerakademie ersetzt worden.«
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    »Wenn man es zu etwas bringen will, muss man seinen ganzen Menschen dafür hingeben«
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    Paula steigt in der Silvesternacht 1899 in einen Zug nach Paris: »Wachsen ist ja das Allerschönste auf dieser Erde.« Wer zu dieser Zeit Künstler in Europa sein wollte, musste nach Paris, in das ästhetische Gehirn des Kontinents. Hier gab es den Louvre, Galerien, Theater, Varietés im Überangebot.
    Zweimal die Woche besucht sie die »Académie Colarossi«, eine private Kunstschule, die auch weibliche Studenten annimmt. Die Herren Professoren sind höflich, glauben aber nicht wirklich an ihre Schülerinnen. Wie schwer muss es für Paula gewesen sein, dass man sie allein wegen ihres Geschlechts für talentlos hält? Der Vater empfiehlt, sich auf Landschaftsmalerei zu spezialisieren, damit »wirst du mehr Käufer finden denn als Porträtmaler«. In ihrem Tagebuch findet sich ein seltsamer Eintrag: »Ich werde Weib. Das Kind beginnt, das Leben zu erkennen ...« Ob sie mehr noch als Künstlerin Mutter werden wollte?
    Paula lockt mit euphorischen Briefen die Worpsweder, allen voran Modersohn, nach Paris: »Sie sind einer, der sich durch den Berg der Konventionen hindurchgearbeitet hat. Ich hoffe ganz riesig auf Ihre Zukunft!« Drei Tage nachdem die Worpsweder im Juni in Paris ankommen, erhält Modersohn ein Telegramm: Seine Frau ist tot. Man bricht sofort auf, zurück in den Norden.
    Am 26. Juli 1900 Paulas Todesahnung: »Ich weiß, ich werde nichtlange leben ...« Diese Gelassenheit! Keine Spur von Furcht, Wehmut, Selbstmitleid. An die Eltern: »Ich habe in diesen Tagen so viel von Modersohn gehabt.« Modersohn schwenkt zwischen Sympathie und Aversion: »Ein so freies, verbildetes Mädchen wie P. B., die alles besser kennt wie ich – ist nichts für mich, ohne sinnlichen Reiz für mich.«
    Nach dem Tod seiner Frau verlobt sich Modersohn im September 1900 mit Paula – heimlich während einer nächtlichen Kahnfahrt. Natürlich könnte die Ehe mit einem wohlsituierten Witwer Paulas finanzielle Probleme lösen und sie von der väterlichen Autorität befreien. Aber diese Verlobung ist weder berechnend noch ein Kotau vor Konventionen. Sie liebt ihn (»Mein Port, mein Hort, mein König!«), genießt es, »Bräutlein« zu sein, absolviert einen Kochkurs in Berlin, kauft Sachen für die Einrichtung des Hauses und »für unsere Kinder«. Modersohn ist zufrieden: »Meine Paula ist ein Juwel, da sie alle meine Ideen mehr wie versteht.«
    Es ist beeindruckend, mit welcher Unbeirrbarkeit Paula Modersohn-Becker ihrer Arbeit trotz des totalen Mangels an Anerkennung folgt: »Es wird in mir Morgenröte ... Ich werde etwas.« Modersohn, der Stillleben-Spezialist: »Begabt in der Kunst ist Paula ja sehr, ich bin erstaunt über ihre Fortschritte. Wenn sich damit doch mehr menschliche Tugenden verbänden. Das muss das Schwerste für ein Frauenzimmer sein: geistig hoch, intelligent und doch ganz Weib.« 1903 finanziert er Paulas nächsten Parisaufenthalt. Konnte sie ihn überzeugen, dass bald die Zeit kommen würde, »wo ich mit Stolz fühlen werde, dass ich Malerin bin«? Je sicherer sie sich als Künstlerin empfindet, umso heftiger ihre weiblichen Sehnsüchte. An Otto: »Ich sehe mir kleine Kinder mit Liebe an ...«
    Zurück von einem weiteren Parisaufenthalt, beginnt Paula, lebensgroße Akte zu malen. »... und das kann sie nicht, ebenso lebensgroße Köpfe kann sie nicht«, entrüstet sich Otto in seinem Tagebuch, »Paula macht mir in ihrer Kunst lange nicht so viel Freude wie früher. Sie nimmt keinen Rat an – es ist sehr töricht und schade.«
    Im Februar 1905 ist Paula erneut in Paris. Worpswede mit seiner Betulichkeit ermüdet, die spannungslosen Variationen des Gleichen zermürben sie: »Ich habe von Zeit zu Zeit den starken Wunsch, nochetwas zu erleben. Dass man, wenn man heiratet, so furchtbar festsitzt, ist etwas schwer.«
    Eigentlich will sie mit 30 als Künstlerin »am Ziel« angekommen sein. Mit 30 wäre es aber auch höchste Zeit, Mutter zu werden. Eine Frau muss – glaubt sie – ein Kind haben, um eine

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