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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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fröhliche Anschafferin. Ich sang ja auf der Treppe rauf und runter. Die Männer spürten: Die tut es gerne. Ich kann den Hass auf Freier überhaupt nicht nachempfinden. Wenn ich Kochen hasse, werde ich keine Köchin. Wenn ich Männer hasse, werde ich keine Hure.« Geküsst wird trotzdem nicht: »Das ist ja etwas, das man natürlich nur zu Hause macht.«
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    »Wenn ich Männer hasse, werde ich keine Hure«
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    Mit 35 kauft sie das Haus Nr. 10 und arbeitet weiter als Domina. Lange hält sich ihr Etablissement allerdings nicht, erzählt sie gelassen: »Wenn da mal eine nix verdient hat, dann hab ich der noch 50 Mark in die Hand gedrückt ... Aber mein Haus war auch das mit der höchsten Erfolgsquote!« Sie meint: das Haus mit den meisten Aussteigerinnen.
    Geld war ihr nie das Wichtigste: »Für einen Tausender konnte ich nie richtig arbeiten. Der Tausender mit Superprogramm war mir zu stressig. Für zwei- oder dreihundert Mark war ich locker und unverkrampft, so richtig in den Vollen.« Und wenn sie sich in den einen oder anderen verliebte? »Dann habe ich jeweils gesagt: Komm, wir gehen weg aus dem Puff.«
    Aber aussteigen kann nur eine, die leugnet, dass sie mal anschaffte. Ein unerträglicher Zustand, der den Menschen zum Heuchler macht, findet Domenica. Und sagt laut und deutlich, was eh alle wissen: »Ich bin eine Hure – keine Nutte. Hure ist doch ein schönes altes Wort.«
    Domenicas Outing. »Als ich mich outete, war das Leben in Hamburg zuerst die Hölle.« Aber sie »erreicht, dass mehr über Prostitutiongeredet, nicht mehr nur getuschelt wird«. Sie wird zum Talkshow-Star mit Herz und einem Hauch von Hautgout, diskutiert mit Ole von Beust, ist Stammgast bei Promi-Partys und Aushängeschild der Hurenemanzipation.
    1987 entstehen die ersten Selbsthilfegruppen, die den Prostituierten ihren Ausstieg erleichtern sollen. Seit 2002 ist Prostitution als Berufstätigkeit anerkannt und legal, ihre Diskriminierung als sittenwidrig aufgehoben, die Prostituierten können in die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung eintreten. Das ist natürlich nicht allein Domenicas Verdienst. Aber sie war die Erste, die verkündet: »Huren sind auch Menschen« und keine Sündenböcke, auf die sich alles »Schmutzige«, alle Sex-Fantasien, die man selbst nicht auszuleben wagt, projizieren lassen.
    Die Künstler entdecken sie als Muse. Tomi Ungerer ( Der Furz ) quartiert sich bei ihr für drei Monate ein, zeichnet sie mit einem Heiligenschein. Wolf Wondratschek singt im Playboy ein »Loblied auf eine Hure« und in Letzte Gedichte widmet er ihr ein Porträt: »Wenn sie mit dem Hintern wackelt, fließen die Flüsse bergauf.« Alfred Hrdlicka darf mit aufs Zimmer, A. R. Penck schenkt ihr 3000 Mark, die ihr für die Miete fehlen. Ohne Gegenleistung. Die Promis sind fasziniert. Gloria von Thurn und Taxis verspricht: »Domenica, ich schick dir Gäste« (und setzt sich probeweise in der Herbertstraße ins Fenster). Alice Schwarzer raunt den Freiern zu: »Geht mal alle nach Hause!« Domenica: »Ich lasse mir doch von ihr nicht das Geschäft kaputt machen« (die Feministin lehnt es ab, sich im Fenster zu zeigen).
    1990, mit 45, steigt sie aus und beginnt, als Streetworkerin (für 2500 Mark monatlich) zu arbeiten. Die neuen Kolleginnen »haben mich boykottiert, verunglimpft, ausgegrenzt, angegriffen ... Es hat ihnen nicht in den Kram gepasst, dass ich keine Studierte war und trotzdem genauso viel wie sie verdiente.« Dennoch betreut sie, stets mit einer Thermoskanne voll Kakao ausgerüstet, »Drogenabhängige mit Abszessen, mit epileptischen Anfällen, mit Aids, Aussteigerinnen, die Dämonen sehen und Stimmen hören, HIV-infiziert und obdachlos sind, die – auf Deutsch gesagt – verrottet sind. Ich bin in das Grauen gekommen, habe meine ganzen Ersparnisse in diese Arbeit gesteckt und bin Tagfür Tag 15 Stunden auf der Straße herumgerannt.« 1997 hört sie auf: »Ich halte das nicht mehr aus, ich hab so viele sterben sehen.«
    Die Kneipe »Domenica« am Hamburger Fischmarkt muss sie 2000, nach gerade mal zwei Jahren, wegen 20000 Mark Steuerschulden schließen: »Ich bin nicht die beste Geschäftsfrau.«
    Von ihrem Bruder, der an Aids stirbt, erbt sie ein Haus im Eifel-Ort Boos, zieht 2005 um, plant, drei Gästezimmer zu vermieten. »Domenicas Nähkästchen« heißt ihre Pension. Drei Jahre später verkauft sie sie. »In Boos war das so langweilig ... ich bin völlig vereinsamt.« Verständlich, für die Nachbarn ist sie geblieben,

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