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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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seinem Buch L’amour n’oublie jamais (Die Liebe vergisst nie): »Nur so überstand sie rund 1200 Konzerte in sieben Jahren.« Bei ihren Auftritten in Deutschland rockt sie das Deutschlandlied und widmet es dem RAF-Terroristen Andreas Baader.
    Der Berliner Musiker Lutz Ulrich, der mit ihr von 1975 bis 1979 das Bett teilt und sie auf der Gitarre begleitet, erinnert sich, wie die Tournee-Crew im Hotelpool in Arles planschte und Nico, in hochgeknöpfter schwarzer Bluse, ein ägyptisches Totenbuch liest. Ob diese Frau jemals lachte? Ob Nico je verliebt war?
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    »Die Sehnsucht und die Einsamkeit erlösen sich in Seligkeit«
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    Ibiza, 18. Juli 1988. Nico fährt mit dem Fahrrad zu ihrem Haschisch-Dealer, stürzt, stirbt. Ari behauptet, seine Mutter sei die letzten beiden Jahre clean gewesen.
    Tot ist sie heimgekehrt, bei der Beerdigung auf dem Friedhof Grunewald, wo man einst Selbstmörder begrub, spielten Freunde Nicos Song »Mütterlein«: »Liebes kleines Mütterlein / Nun darf ich endlich bei dir sein / Die Sehnsucht und die Einsamkeit /Erlösen sich in Seligkeit.« Christa wird im Grab ihrer Mutter Margarete beigesetzt.
    Wieso ausgerechnet dieser Junkie zur Pop-Ikone wurde? Vielleicht weil sie der Welt geholfen hat, die Deutschen zu verstehen, und den Seelenwunden ihrer Landsleute eine Stimme gab. Vielleicht aber auch, weil sie sich konsequent wie kaum eine andere Frau weigerte, auf ihre Schönheit reduziert zu werden: »Ich bedaure nichts, außer dass ich als Frau und nicht als Mann geboren wurde.«

Domenica, wunderhübsch im weißen Kleidchen, wartet auf ihre erste heilige Kommunion. Plötzlich kommen Polizisten die Kirchentreppe hochgelaufen, eine Frau springt auf und versucht zu fliehen, vergeblich. Sie wird vor den Augen der Festgemeinde verhaftet. Es ist die Mutter des Mädchens. Sie soll wegen Hehlerei ins Gefängnis, flieht aber, um mit ihrer Tochter, die seit ihrem vierten Lebensjahr in einem katholischen Waisenhaus aufwächst, diesen Tag erleben zu können: »Mein schönster Tag war gelaufen.«
    14-jährig muss Domenica zurück nach Hause, soll Buchhalterin werden, bricht die Lehrzeit ab (»Ich war ein Träumerkind«), schwärmt für einen Nachbarsjungen. Die Mutter, »eine Zockerin und Ganovenbraut, erwischte mich am helllichten Tag bei meinem ersten Kuss, schlug mich und schrie: ›Hure! Hure!‹« Ein Knackpunkt-Erlebnis. »Wenn du ein Kind kriegst, trete ich es dir aus dem Bauch«, droht die Mutter weiter. »Ich bin mein Leben lang nie schwanger geworden«, berichtet Domenica 1994 in ihrer Biografie Körper mit Seele .
    Und sie erinnert sich auch, dass der Vater, ein italienischer Eisverkäufer, sich aus dem Staub macht, nachdem seine Kölner Ehefrau Anna zum dritten Mal schwanger wird. Was bleibt, sind die Namen der Kinder: Domenica (dem Herrn gehörend), Amando (der Liebenswürdige), Angelina (die Engelgleiche).
    Domenica ist keine 17, als sie Kuno heiratet: 25 Jahre älter, Bordellbesitzer. Sie lernt das »Milieu« kennen, aber anschaffen darf sie nicht. Nach elf Ehejahren erschießt er sich und die 27-jährige Witwe steht mittellos auf der Straße. Ein Kollege ihres Mannes, der berühmte »Hanne aus der Ritze«, holt sie nach Hamburg. Domenica steigt ein: »Grenzen überschreiten konnte ich nie, ich musste sie sprengen.« Als Erstes kauft sie sich – wie jede, die neu anfängt – ein großes Handtuch, das man beim Dienst aufs Bett legt. Auf ihrem war ein »wunderschöner Löwenkopf, und darunter stand Jean Cocteau«. Bilder wird sie ihr Leben lang lieben, die Handtücher werden im Laufe der Zeit billiger. Dreieinhalb Jahre schafft sie für ihren Luden, den Hanne, an. Er lässt sie erst gehen, nachdem sie ihm als »Ablöse« einen Ring für 13 000 Mark kauft.
    Kaum frei, arbeitet sie in der legendären Herbertstraße: einer Sackgasse,für Frauen tabu, sofern sie nicht dort arbeiten – 150 Meter lang, in Schaufenstern halbnackte Frauen. Domenicas Markenzeichen: üppige Oberweite (122 Zentimeter), zurückgebundenes Haar, in der Hand ein Glas Tee mit Rum. Sie hat ein Klavier in ihrem Zimmer. Ein Gast, der »ein schönes Musikstück« spielt, muss nicht zahlen.
    Das Haus Nummer 10, Domenicas Arbeitsplatz, wird zur Touristenattraktion. »Jeder glotzte auf die Titten. Keiner aufs Gesicht. Die mir ins Gesicht geguckt haben, das waren die besten Freier.« Apropos Freier. Domenica erfüllt »netten Gästen« fast jeden Wunsch. Aber das Erfolgsgeheimnis ist ihr Kölner Naturell: »Ich war eine

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