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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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Blumenstrauß für die karge Kriegstrauung pflückt sie sich am Straßenrand zusammen. Romantik ist was anderes.
    1943 wird ihr erster Sohn Klaus geboren und von einer Amme umsorgt, da die junge Mutter Sturzkampfbomber an die Ostfront überführt. 1944 stirbt ihr Mann bei einem Unfall. Sie fühlt sich leer: »Nun war nichts mehr.« Aber sie fliegt weiter.
    Im April 1945 kapert sie in Berlin ein Flugzeug, um vor der Roten Armee fliehen zu können, und landet samt Sohn und seinem Kindermädchen in Schleswig-Holstein. Am Kriegsende ist sie verwitwet, enteignet, alleinerziehend und verwaist – auch wenn sie erst später erfährt, dass die Eltern von den Russen erschossen wurden.
    Im nordfriesischen 300-Seelen-Dorf Braderup heißt es für die Flüchtlinge: »Rüben hacken, Kartoffeln häufeln, Torf stapeln – so gingen die Tage dahin.« In der Westzone gab es weder Butter noch Kondome, also »wurde ich ein kleiner Schieber«. Irgendwann merkt die Witwe, wie unvorbereitet die jungen Frauen dem Sexhunger ihrer Heimkehrer (»›Kriegt man Kinder vom Küssen?‹, fragten sie mich«) ausgeliefert sind. »Da fiel mir wieder ein, was mir meine Mutter erklärte, nämlich dass man sich mit der Knaus-Ogino-Verhütungsmethode schützen kann.«
    Beate schreibt auf, was zu tun ist, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, und lässt ihren Text unter dem geheimnisvollen Titel »Schrift X« 10 000 Mal als Postwurfsendungen gegen fünf Pfund Butter drucken. Sie fordert, »die Befriedigung des Sexualtriebs von der Zeugung scharf zu trennen«, denn »es macht die Menschen kaputt, wenn sie ihre Bedürfnisse unterdrücken müssen«. Mamas Tipps sind ein Renner. 1947 verkaufen sie sich schon 32 000 Mal. Das schafft Startkapital.
    Vier Jahre später gründet sie mit vier Angestellten ihr »Versandhaus Beate Uhse«, das erst einmal Kondome und Bücher zum Thema »Ehehygiene« anbietet. Das Geschäft floriert. 1962 eröffnet die Jungunternehmerin – zu Weihnachten! – in Flensburg den ersten Sexshop der Welt, allerdings unter dem keuschen Namen »Fachgeschäft für Ehehygiene«.Rückblickend gibt sie zu Protokoll: »Zum Sex bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind.« Und: »Mir ging es im Prinzip um das Recht auf den Orgasmus.«
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    »Zum Sex bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind«
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    Die »Sexy Sixties«. 1960 fragt Elvis »Are You Lonesome Tonight?«. Angesagt sind Hotpants und Haschisch, die Flower-Power-Kinder skandieren: »Make Love, not War«. Die 68er glauben an Gruppensex und Partnertausch, die Rolling Stones singen »(I Can’t Get No) Satisfaction«. Und Beate Uhse ist der größte Steuerzahler in Flensburg. Doch der Tennisclub verweigert ihr die Aufnahme »wg. allgemeinen Bedenken«. Also baut sie sich einen eigenen Tennisplatz.
    1967 beschäftigt Beate Uhse mehr als 100 Mitarbeiter, hat zwei Millionen Kunden in der Kartei und einen Umsatz von 23 Millionen Mark: »Ich glaube, wenn ich ein Mann gewesen wäre, wäre es mir nicht gelungen. Die Tatsache, in so einem diffizilen Metier als Frau und Mutter von Kindern tätig zu sein, hält die Kritiker im Zaume. Während bei einem Mann schnell gesagt wird: Dieses dreckige Schwein.« Tatsache ist, dass sich ihre Mitbewerber hinter Fantasienamen verstecken, sie jedoch von Anfang an Flagge zeigt. Sie steht für ihre Produkte mit ihrem Gesicht und ihrem Namen: Beate Uhse.
    Obwohl sie inzwischen mit Ernst-Walter Rotermund verheiratet ist, genannt Ewe. Sie haben einander an einem FKK-Strand kennengelernt, der ehrbare Flensburger Kaufmann ist sportlich, begeisterungsfähig »und ein bisschen wahnsinnig«. Er bringt zwei eigene Kinder in die Beziehung, ihr gemeinsamer Sohn Ulrich kommt 1949 unehelich auf die Welt, denn Ewe segelt nach Argentinien, um sich »zu verwirklichen«. Als ihn seine Familie zwingt, den Sohn zu legitimieren, wird schnell geheiratet, aber ohne Ringe: »Wir haben kein Geld für so’n Käse«, erklärt er und kündigt an, ab 40 nicht mehr arbeiten zu wollen, was er auch wahr machen wird.
    Vorher jedoch fängt er eine Affäre mit dem Hausmädchen an: »Mein Mann war zwar treu – aber seiner Freundin Helga«, schreibt die Unternehmerin in ihrer Autobiografie. Ewe besteht darauf, dass seine Geliebte mit seiner Familie unter einem Dach wohnt. Millionen Ehen hat BeateUhse gekittet, ihre eigene kann sie nicht retten. Sie muss weg. Weg von Ewe, Firma, Deutschland: »Ich buchte die Bahamas.«
    Schon am ersten Abend trifft sie John. Er ist 25 Jahre jünger als

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