Starke Kinder
Pubertät setzt in den Industrienationen wesentlich früher ein als in früheren Zeiten. Dies wird insbesondere auf die bessere Ernährung zurückgeführt. So leitet der EiweiÃstoff Leptin aus den Fettzellen maÃgeblich den Beginn der Pubertät ein. Ãber das Blut wird Leptin ins Gehirn gespült und leitet dort die Bildung der Hormone im Hypothalamus ein. Mit höherem Leptinspiegel beginnt die Pubertät früher. Besonders schlanke Mädchen werden tendenziell später in die Pubertät starten. Bei einem Fettanteil unter 17 % blockiert das Gehirn die pubertäre Entwicklung. Ein ausgezehrter Körper hat zu wenig Kraft für möglichen Nachwuchs â und dies ist das biologische Ziel der Geschlechtsreifung.
Das Gehirn eines pubertierenden Jugendlichen ist von gewaltigen Umstrukturierungen betroffen. Diese Umstrukturierungen erlauben es den Jugendlichen, komplexe Entscheidungen zu treffen und Meinungen zu analysieren. Sie gewinnen Eigenständigkeit, der Einfluss der Eltern verringert sich. Jugendliche erweitern ihren Horizont, benötigen aber weiterhin den sicheren Hafen ihrer Bezugspersonen.
Mit einem ausreichenden Leptinspiegel und dem Befehl des Gehirns beginnt der Hypothalamus, Botenstoffe auszuschütten, die in die Hirnanhangsdrüse gelangen. Diese gibt in der Folge Hormone, bei Mädchen das Ãstrogen, bei Jungen das Testosteron, ins Blut ab.
Weibliche Entwicklung
Durchschnittlich beginnt die Pubertät bei Mädchen im Alter von 10 Jahren. Allerdings ist die Altersspanne recht groÃ. Bei einzelnen Mädchen fällt der Startschuss bereits mit sechs Jahren, bei wenigen anderen erst mit 13 Jahren.
Der Ãbergang zu einem weiblichen Körper beginnt mit dem Längenwachstum, also dem Wachstum von Armen und Beinen. Achsel- und Schamhaare beginnen zu sprieÃen, die Brüste beginnen zu wachsen, die Scheide vergröÃert sich und sondert Schleim ab.
Zwei Jahre nach Eintritt in die Pubertät, bei einem groÃen Teil der Mädchen zwischen 12 und 13 Jahren, setzt die Menstruation ein. Mit dem ersten Eisprung sind Mädchen geschlechtsreif.
Männliche Entwicklung
Der Startschuss fällt für Jungen durchschnittlich ein Jahr später mit ca. 11 Jahren. Frühestens beginnt die Pubertät mit neun Jahren, spätestens mit 14 Jahren. Testosteron und etwas Ãstrogen führt zur Bildung von Spermien. Schambehaarung sprieÃt, der Penis vergröÃert sich und die Hoden wachsen. Zwei Jahre nach Eintritt in die Pubertät kommt es zu einem Wachstumsschub. Die erste Ejakulation (Ejakularche) findet zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr statt.
GroÃe Unsicherheiten, die nach Aufklärung verlangen, zeigen sich auch bezüglich sexueller Verhaltensweisen: Geschlechtsverkehr und Orgasmus sind zwei groÃe geheimnisvolle Themen, über die die Jugendlichen nur wenig Sachwissen haben.
Die wohl häufigste sexuelle Ausdrucksweise in der Pubertät ist nach der Selbstbefriedigung das Petting. Unter Petting versteht man den Austausch von Zärtlichkeiten ohne eine tatsächliche genitale Penetration (Eindringen durch den Penis). Erlaubt ist alles, was
beiden
gefällt. Durch Reiben, Streicheln und Küssen wird der Körper des Partners erobert. Auf diese Weise können die Jugendlichen ihren Körper kennenlernen. Erogene Zonen und Vorlieben werden entdeckt. SchlieÃlich kann Petting das Vorspiel für späteren Geschlechtsverkehr sein.
Die meisten Jugendlichen berichten, zwischen 14 und 16 Jahren erstmalig Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Zwar wird dieser gröÃtenteils positiv erlebt, allerdings berichten die Jugendlichen auch über groÃe Unsicherheiten. Tatsächlich fand in 20 % der Fälle ungeschützter Verkehr statt.
Im Laufe der nächsten Jahre entwickeln sich die Beziehungen und das Liebesverhalten weiter. Der soziale Status wird teilweise von Paarbeziehungen bestimmt. Wer ist mit wem zusammen? Typisch für die Jugendzeit ist das intensive Erleben von Verliebtheit. Beziehungen werden geträumt und sehr real erlebt.
Die kindliche Sexualität nähert sich langsam der erwachsenen Sexualität an. Beziehung und Sexualität fällt häufig zusammen. Hierdurch wird alles etwas komplizierter. Der spielerische Charakter kindlicher Sexualität verliert sich.
6    Was schützt vor sexuellem Kindesmissbrauch und was macht anfällig dafür?
Als Eltern und Erziehende
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