Starke Kinder
ärgerst.â) und heftige Gefühle zu regulieren. Eine Familie, die diese Fähigkeiten bei einem Kind fördert, schützt es vor einem sexuellen Missbrauch. Werden in einer Familie die Gefühle anderer Menschen ignoriert und Grenzen überschritten, so lernt das Kind, dass seine Gefühle unwesentlich oder einfach nicht richtig sind. Es kann nicht rechtzeitig feststellen, wann es Hilfe braucht. Grenzüberschreitungen können von dem Kind nicht als solche erkannt werden, sondern werden als ânormalâ empfunden.
Ein Ergebnis aus der Erfahrung von unlösbaren Konflikten und der Unfähigkeit, seinen eigenen Gefühlen zu trauen, ist die fehlende Nähe zu einem anderen Menschen. Nähe und Verbundenheit zu z. B. einem Elternteil sind schützende Faktoren vor einem sexuellen Ãbergriff.
6.3    Kann die Struktur einer Familie ein Kind schützen oder gefährden?
Jede Familie hat ihre eigenen Regeln und Strukturen des Zusammenlebens. Diese besagen z. B. welches Mitglied wie viel und was zu bestimmen hat oder welche Aufgaben welches Familienmitglied hat.
Gibt es akute Stressfaktoren, wie Arbeitslosigkeit, Veränderungen in der Zusammensetzung der Familie oder Erkrankungen im Familienumfeld, so werden die Mitglieder der Familie manchmal so stark von diesen Veränderungen eingenommen, dass es ihnen nicht gelingt, schwächere Familienmitglieder, die ihre Zuwendung brauchen, ausreichend zu schützen. Das Risiko eines Missbrauchs kann sich in solch einer Umbruchssituation erhöhen.
Diese Gefahr ist dann besonders hoch, wenn eine Ãnderungsbereitschaft fehlt, beispielsweise ein anderes Mitglied der Familie (z. B. der Vater) sich weigert, vorübergehend während der Abwesenheit der Mutter mehr Verantwortung für die Kinder zu übernehmen. Auch Kinder Alleinerziehender sind gefährdeter, Opfer sexuellen Missbrauchs zu werden im Vergleich zu Kindern, die mit beiden leiblichen Eltern aufwachsen. Dies kann u. a. daran liegen, dass die Alleinerziehenden mehr und häufiger anderen Betreuungspersonen Vertrauen schenken müssen.
Persönliche Probleme der Eltern, hierzu gehören Probleme der Impulskontrolle, geringes Selbstwertgefühl, fehlende geistige Stabilität, psychische Erkrankungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch wie auch Kriminalität, aber auch schwere und chronische körperliche Erkrankungen, können die Aufmerksamkeit der Familie fordern und von schwächeren Mitglieder ablenken. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, sexuelle Ãbergriffe zu erfahren.
6.4    Kann die Beschaffenheit auÃer- und innerfamiliärer Grenzen ein Kind schützen oder gefährden?
Auch hat jede Familie eine andere Art, mit anderen Familien oder Menschen auÃerhalb ihrer Familie umzugehen. So gibt es Familien, die sich stark von ihrer Umgebung abgrenzen oder abgegrenzt werden. Familien befürchten, dass andere Menschen Dinge über sie erfahren, die ihnen sehr unangenehm wären (Krankheit eines Angehörigen, finanzielle Nöte). So kann auch die Ãberforderung einer z. B. alleinerziehenden Mutter in die Vereinsamung einer Familie führen.
Eine solche soziale Isolation der Familie, kombiniert mit groÃem Misstrauen gegenüber AuÃenkontakten und einer starken Verpflichtung zur eigenen Familie gelten als Faktoren, die einen sexuellen Missbrauch wahrscheinlicher machen. Probleme werden niemals auÃerhalb der Familie diskutiert. Hierdurch können sich die Familienmitglieder keine Hilfe von âauÃerhalbâ holen.
In der Folge sind die Grenzen und Aufgaben zwischen den einzelnen Familienmitgliedern eher verwaschen und nicht definiert. Es ist beispielsweise nicht klar, welche Aufgaben die Erwachsenen und welche die Kinder zu erledigen haben. Kinder müssen dann unter Umständen die Aufgaben von Erwachsenen übernehmen und ihre jüngeren Geschwister versorgen.
Im Gegensatz dazu kann ein starker, gesunder familiärer Zusammenhalt durch z. B. unterstützende Geschwister vor einem sexuellen Missbrauch schützen. Besondere Positionen eines Kindes in der Geschwisterreihe gelten als wichtige Risikofaktoren für einen sexuellen Missbrauch. Zu diesen besonderen Positionen gehört das Alleingelassensein eines Kindes, das Gelten als âschwarzes Schafâ oder auch eine besonders hervorgehobene Position. Da dies in einer Patchworkfamilie, in der manchmal leibliche Kinder bevorzugt werden,
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