Starke Kinder
die Erklärungen zu kompliziert, schaltet ein Kind ab.
Rollenspiele erlauben Kindern, die Welt der Erwachsenen langsam zu entdecken. Auch Fantasie darf sein: Jungs können stillen und Mädchen Kinder zeugen. Geschlechtszugehörigkeit ist noch änderbar.
Auch die Fähigkeit zur Selbstbefriedigung entwickelt sich weiter. Selbstbefriedigung kann nun von ersten sexuellen Fantasien begleitet werden. Erste sexuelle Präferenzen können sich ausbilden und sich in den sexuellen Fantasien zeigen. Ein Kind kann bereits Orgasmen erleben. Jungen sind in diesem Alter fähig, mehrere Orgasmen hintereinander zu haben. Allerdings haben Jungen bis zur Ejakularche (erste Ejakulation) nur trockene Orgasmen.
5.4    Wie entwickelt sich die Sexualität im vierten Lebensjahr weiter?
Im Alter von vier Jahren ist bei den meisten Kindern ein weiterer wichtiger Schritt geschafft: Die Geschlechtsidentität ist festgelegt. Das Kind weià nun, welchem Geschlecht es sich zugehörig fühlt und welches Geschlecht die anderen haben (âIch bin ein Mädchen und er ist ein Junge.â). Das Geschlecht zeigt sich auf biologischer und kultureller Ebene. Beide Geschlechtsidentitäten werden von den Kindern ausführlich erforscht.
Das
biologische Geschlecht
wird durch die sogenannten Doktorspiele entdeckt. Der âDoktorâ untersucht den Körper seines âPatientenâ. Bei weiterführenden Doktorspielen muss der âDoktorâ auch untersuchen, ob im Genitalbereich alles in Ordnung ist. Hierzu entkleiden sich die Kinder häufig, jedoch nicht immer. Die Kinder ziehen sich zurück und wollen auch ungestört sein. Es existieren zwei wichtige Regeln: Zum einen sollte die Teilnahme freiwillig erfolgen. Kein Kind soll überredet oder gezwungen werden mitzumachen. Zum anderen darf niemand verletzt werden. Es dürfen z. B. keine Gegenstände in den Körper eingeführt werden.
Die Möglichkeit, den eigenen Körper zu stimulieren, wird von manchen Kindern erst zu diesem Zeitpunkt entdeckt. So kann es sein, dass diese neue Möglichkeit freudig genutzt wird.
Durch die Erkundung des eigenen Körpers wie auch des Körpers anderer Kinder wird dem Kind ermöglicht, seinen Körper kennenzulernen und Stolz über die Zugehörigkeit zum eigenen Geschlecht zu entwickeln. Auch werden Eltern mit neugierigen Fragen (âWann bekomme ich einen Busen? Wie gehen Jungs aufs Klo?â) bestürmt. Auch wenn die Fragen unangenehm sein können â die beste Unterstützung ist die geduldige Beantwortung der Fragen. Hierdurch zeigen die Erwachsenen Respekt und Wertschätzung für das Kind.
Auch
kulturell
werden die beiden Geschlechter erkundet. In Rollenspielen werden die Geschlechtsrollen ausprobiert (z. B. Vater-Mutter-Kind spielen, Puppenhaus spielen). Die sozialen Rollen werden durch die Schwärmerei für die eigenen Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen erprobt (âMama, ich bin mit Papa verheiratet und das â auf die Puppe zeigend â ist unser Kind.â). Rollenattribute, die Kinder den Geschlechtern zuordnen, werden übernommen. Mädchen durchleben eine Phase, in der sie sich schön machen, in der sie bewundert werden wollen. Neben schönen Kleidern spielen Schmuck, erstes Schminken oder besonders hübsche Haarspangen eine wichtige Rolle. Jungen identifizieren sich mit allem, was stark, mächtig und unzerstörbar ist. Ihre Körper werden miteinander verglichen. Spiele, in denen sie ihre Muskeln zeigen können oder Waffen zu Hilfe nehmen, üben eine besondere Faszination aus. Auch wenn Jungen und Mädchen sich ihrer Genitalien durchaus bewusst sind und diese auch gerne zeigen, definieren sie die Geschlechtszugehörigkeit primär über die Länge der Haare und die Kleidung.
Nun gibt es auch Kinder, die Grenzen überschreiten und einen Rollentausch starten. So kann ein Mädchen beginnen, an der Werkbank zu schrauben und zu hämmern. Ein Junge mag in der Puppenecke spielen und glitzernde, bodenlange, rosa Kleidchen tragen. Auch wenn Altersgenossen (und Eltern) klare Vorstellungen von Geschlechtsrollen haben (âJungen mögen kein Rosa.â), wird die Entwicklung eines jeden Kindes sehr unterschiedlich verlaufen.
Ab dem Alter von vier Jahren lernen Kinder, sich in einer gröÃeren Gruppe, wie etwa im Kindergarten, zurechtzufinden. Neben der Scham entwickeln sich weitere emotionale und soziale
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