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Starke Kinder

Starke Kinder

Titel: Starke Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Dyer , Regina Steil
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haben wir das Bedürfnis, die uns anvertrauten Kinder vor jeder möglichen Gefahr zu schützen. Dies ist leider nicht immer möglich. Nicht immer können wir bei unseren Kindern sein. Sie müssen, um sich entwickeln zu können, eigene Wege gehen und eigene Lebensräume erobern. Dies beginnt z. B. mit dem Besuch bei einem Freund. Hier können wir nicht anwesend sein. Wir müssen darauf vertrauen, dass zum einen ein anderer Erwachsener gut Acht gibt, und zum anderen unser Kind gelernt hat, in solch einer Situation seine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und auch Grenzen klar zu äußern.
    Instinktiv bemühen sich Eltern, Gefahren für ihr Kind, wie einen sexuellen Übergriff, zu reduzieren. Gut gemeinte Warnungen wie „Geh nicht mit Fremden mit.“, „Nimm nichts von Fremden an.“, „Steig nicht in ein fremdes Auto ein.“, „Sei vor der Dunkelheit zu Hause.“ sind vermutlich jedem von uns bekannt. Sie sind ja auch richtig. Natürlich sollte ein Kind nicht zu einem fremden Menschen ins Auto steigen. Diese Form der Prävention birgt jedoch ein Problem: Der überwiegende Anteil von Missbrauch wird durch Bekannte oder Verwandte begangen. Wird das Kind immer wieder vor dem bösen Fremden gewarnt, so wird es falsch informiert. Durch sich ständig wiederholende Warnungen können Kinder verängstigt und in ihrer Bewegungsfreiheit und Selbstständigkeit eingeschränkt werden. Die Abhängigkeit von den Eltern wird verstärkt.
    Um unsere Kinder wirklich vor sexuellem Missbrauch zu schützen, müssen wir wissen, was einen sexuellen Missbrauch begünstigt oder verhindert. Nur wenn wir wissen, wo wir ansetzen müssen, können wir unsere Kinder schützen.
    6.1    Kann die Geschichte der elterlichen Herkunftsfamilie ein Kind schützen oder gefährden?
    Jede Familie – betrachtet über mehrere Generationen – hat ihre eigene Geschichte. Diese Geschichte prägt das Verhalten der heute zusammenlebenden Familie. So hat jede Familie ihre Geheimnisse oder eine ihr eigene Art mit Problemen umzugehen. Man kann davon ausgehen, dass jeder Mensch durch seine Erfahrungen in der Familie, in der er aufgewachsen ist, geprägt wird.
    Nun gibt es Regeln oder Verhaltensweisen, die innerhalb von Familien über Generationen hinweg weitergegeben werden, die ein Kind schützen oder gefährden können.
    Ein sehr starres, traditionelles Verständnis von Geschlechtsrollen gilt als begünstigend für einen sexuellen Missbrauch. In einer Familie, die das Verhalten ihrer Mitglieder stark mit Regeln belegt, lernen Kinder nicht, dass eigene Bedürfnisse wichtiger sein könnten. Sie lernen, ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche immer wieder unterzuordnen.
    Auch andauernde Konflikte, Streitigkeiten, Feindseligkeiten, Druck und Gewalt machen Kinder anfällig für Gewalt. Werden Konflikte über Gewalt gelöst, so wird Gewalt für lange Zeit Teil des Familienklimas sein. Wenn körperliche Gewalt die Familie prägt, so erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für andere Formen von Gewalt – und damit auch sexueller Gewalt.
    6.2    Können die Fähigkeiten, Konflikte zu lösen und Gefühle wahrzunehmen, ein Kind schützen oder gefährden?
    Im menschlichen Zusammenleben ist es recht normal, dass es zu einer Meinungsverschiedenheit kommt. Die entscheidende Frage ist, wie eine Meinungsverschiedenheit gelöst wird. Werden Konflikte zugelassen und können diese auf eine sinnvolle Art gelöst werden, so können Kinder sehr viel Werkzeug für ihr zukünftiges Leben an die Hand bekommen und erhalten einen Schutz vor sexuellem Missbrauch. Ein offenes und unterstützendes Klima innerhalb der Familie wirkt schützend für das Kind.
    Wenn andererseits jedoch die Eltern viel miteinander streiten, dann sind sie stärker mit sich selbst als mit ihren Kindern beschäftigt. Dies kann dazu führen, dass die Kinder stärker sich selbst überlassen werden und nur ungenügende Unterstützung erfahren. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, sexuelle Übergriffe zu erfahren.
    Eng verbunden mit guten Fähigkeiten zur Lösung von Konflikten und Meinungsverschiedenheiten sind Fähigkeiten, Gefühle wahrzunehmen, zu benennen und auszudrücken. Eltern bringen ihren Kindern bei, die eigenen Gefühle zu erkennen („Ja, ich verstehe, dass du dich

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