Starker als dein Tod
du meiner Anweisung Folge leistet.“
Bevor sie antworten konnte, umfasste er mit den Händen ihr Gesicht und senkte seinen Mund auf ihren.
2. KAPITEL
Emily war so überrascht von dem plötzlichen intimen Kontakt, dass sie einen Moment lang stocksteif stehen blieb und versuchte, das Geschehen zu begreifen. Sie war sich der Berührung seines Mundes nur zu deutlich bewusst, des verbotenen Schauers der Lust, der ihren Körper von den Lippen bis zu den Zehen durchlief.
Irgendwo in ihrem Kopf meldete sich ein innerer Alarm. Eine leise Stimme der Vernunft befahl ihr, ihn von sich zu stoßen. Doch die Hitze des Kusses behinderte ihr rationales Denken. Jeder Impuls, sich von ihm freizumachen und diese ganze Sache zu vergessen, löste den noch stärkenden Drang aus, seinen Kuss zu erwidern und die Konsequenzen vorerst zu ignorieren.
Sein Mund fühlte sich fest und bestimmt an, er strich atemberaubend geschickt mit seinen Lippen über ihre. Sie spürte seinen warmen Atem auf dem Gesicht. Das leichte Kratzen seiner Bartstoppeln an ihrer Wange. Als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, vertiefte er den Kuss.
Ihr Protest verwandelte sich in ein Seufzen. Sie spürte, wie ihr Körper sich aufzulösen und dahinzuschmelzen schien. Dies war das Schlimmste, was sie je gemacht hatte. Doch die Empfindungen, die sie durchfluteten, überwältigten sie einfach. Ihn zu küssen war vielleicht ein Fehler, aber er war es wert …
„Monroe?“
Mit einer Kraft, die sie selbst überraschte, stieß sie den Gefangenen von sich. Sie war entsetzt über das, was sie getan hatte, schockiert von dem, was sie gefühlt hatte, und beschämt darüber, wie dies auf einen Kollegen wirken mochte.
Dieser Kollege stand im Eingang des Umkleideraums und ließ seinen Blick von dem Häftling wieder zurück zu ihr wandern. „Gibt es hier ein Problem?“
„Nein“, erwiderte der Gefangene.
Der junge Officer wandte sich an Emily. „Wo ist dein Funkgerät?“
Hitze stieg ihr in die Wangen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wusste nicht, was sie fühlte. Kaum in der Lage, dem Vollzugsbeamten in die Augen zu schauen, trat sie einen Schritt zurück von dem Häftling. „Ich … ich muss es in meinen Umkleideschrank gelegt haben.“
Ihr Kollege schaute den anderen Mann misstrauisch an. „Wer zum Teufel sind Sie?“
Der Gefangene grinste dümmlich und streckte die Hand aus. „Zack Devlin“, stellte er sich vor.
Widerstrebend ergriff der Officer die Hand. „Sie sind neu oder wie?“
„Heute ist mein erster Tag. Eine beeindruckende Einrichtung, die Sie hier haben.“ Devlin pfiff anerkennend.
„Ja, durchaus, aber wenn Sie Ihren Job behalten wollen, schlage ich vor, dass Sie Ihren Mund bei sich behalten.“ Der Mann zog seine Hand zurück und sah Emily an. „Der Sergeant hat versucht, dich über Funk zu erreichen. Wir haben ein Problem in Zellenblock 2-W. Code Gelb im Moment, doch ich schätze, sie werden ihn auf Rot heraufsetzen, wenn auch bei der zweiten Insassenzählung einer fehlt. Der Sergeant hat alle diensthabenden Wärter gebeten, so lange zu bleiben, bis der vermisste Häftling gefunden ist.“
„Oh … ähm … sicher. Ich muss nur … ich hole mein Funkgerät und treffe dich dann im Besprechungsraum.“
„Und bring den Neuen mit.“ Mit einem letzten glühenden Blick auf Zack, wandte sich der junge Mann um und verließ den Raum.
Kaum war er verschwunden, merkte Emily, wie ihre Knie nachgaben, und sie ließ sich auf die Bank fallen. Sie konnte nicht glauben, was sie getan hatte. Konnte nicht glauben, dass einer ihrer Kollegen gesehen hatte, was sie tat. Was hatte sie sich nur dabei
gedacht
, sich von einem Gefangenen küssen zu lassen?
Stöhnend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. „Ich bin erledigt als Vollzugsbeamtin.“
„Wenn ich nicht gemacht hätte, was ich gemacht habe, hättest du Gott weiß wie viele wütende Wärter herbeigerufen, und ich läge jetzt am Boden und würde bis zur Besinnungslosigkeit verprügelt werden.“
Als sie den Kopf wieder hob, konnte sie an nichts anderes denken als daran, dass sie achtundzwanzig Jahre alt war und niemals in ihrem Leben so geküsst worden war. Plötzlich empfand sie genauso viel Verachtung für sich selbst wie für den Häftling.
Der blickte zur Tür. „Hör mal, ab jetzt wird es unangenehm. Ich werde abhauen, solange ich noch die Gelegenheit dazu habe. Danke für die Hilfe.“
„Danke mir nicht für etwas, das ich nicht getan habe“, sagte sie und schaute ihn
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