Starker als dein Tod
zornig an. „Sobald du durch diese Tür gehst, werde ich den Alarmknopf drücken.“
„Zieh einfach mal in Erwägung, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen“, erwiderte er. „Vergiss das nicht, was auch immer du später über mich hören solltest.“
Nein, dachte Emily, sie würde diesen Morgen wohl niemals vergessen können, egal wie sehr sie es sich vielleicht wünschte.
„Pass auf, wer hinter dir steht.“ Er salutierte spöttisch vor ihr und schlüpfte mit der lautlosen Anmut eines Panthers durch die Tür in den spärlich erleuchteten Gang, wo er in der Dunkelheit verschwand.
Mehrere Sekunden saß Emily bewegungslos auf der Bank und horchte auf das Hämmern ihres Herzens. Sie konnte nicht fassen, was soeben geschehen war. Konnte nicht fassen, dass die immer so besonnene Emily Monroe auf den ältesten Trick der Welt hereingefallen war. Sie hatte sich selbst entehrt, ihren Job gefährdet und alles aufs Spiel gesetzt, woran sie glaubte.
Genau wie ihr Vater.
Mit zitternden Beinen stand sie auf und steuerte den Alarmknopf an. Sie hatte ihn halb erreicht, als eine Bewegung an der Tür ihre Aufmerksamkeit erregte. Für einen Moment nahm sie an, dass Devlin – oder wie auch immer er heißen mochte – zurückgekehrt wäre. Überrascht sah sie, dass es ausgerechnet Marcus Underwood war, der Leiter von
Lockdown, Inc
., jener Firma, die das
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betrieb. Was um Himmels willen tat er so früh am Morgen im Gefängnis?
„Mr Underwood“, sagte sie. „Ich wollte gerade …“
„Officer Monroe.“ Er trat auf sie zu, gefolgt von einem anderen Mann. „Wir haben über die Sicherheitskameras in der Kommandozentrale zufällig einen Teil dessen, was sich hier abgespielt hat, mitbekommen. Geht es Ihnen gut?“
„Alles in Ordnung“, erwiderte sie.
„Sie wissen, dass wir Code Gelb ausgerufen haben?“
„Ja, Sir. Ich wollte gerade den Alarm betätigen. Ein Insasse hat mich vor kaum zehn Minuten auf der Krankenstation überwältigt.“ Mit bebender Stimme beschrieb sie die Situation, als sie die Station betreten hatte. „Er gab sich als Zack Devlin aus.“
Die beiden Männer tauschten einen Blick, der ihr einen Schauder über den Rücken laufen ließ. „Devlin blickt auf eine lange kriminelle und gewalttätige Karriere zurück“, sagte Underwood.
„Ist er entkommen?“, fragte sie.
„Niemand entkommt
Lockdown, Inc
.“ Der zweite Mann trat hinter Underwood hervor. Die Schulterklappen seiner Uniform wiesen ihn als Lieutenant aus, allerdings war sie ihm noch nie begegnet. „Wir kriegen ihn.“
Underwood richtet das Wort wieder an Emily. „Hat er Ihnen irgendetwas gesagt? Hat er erwähnt, wo er hinwollte?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur, dass er eine
Lockdown
-Uniform trägt, dazu einen Mantel, und dass er eine halb automatische Pistole bei sich trägt.“
„Wie ist er an die Waffe gekommen?“, verlangte Underwood zu wissen, ohne dass er jemanden im Speziellen ansprach.
„Offenbar hatte er Hilfe“, entgegnete der Lieutenant. „Jemand muss sie hereingeschmuggelt haben.“
„Zack Devlin könnte eine Nonne überreden, für ihn zu lügen.“ Underwood schaute grimmig drein. „Rufen Sie Code Rot aus.“
„Ja, Sir.“ Der Lieutenant griff nach seinem Funkgerät und erteilte mit scharfer Stimme Befehle.
Als sie das Quietschen von Gummi auf Zement hörte, drehte Emily sich um und entdeckte einen Mann in einem weißen Laborkittel, der im Türrahmen stand.
„Ah, Dr. Lionel“, begrüßte Underwood ihn. „Bevor wir Officer Monroe für ihre Aussage in den Verhörraum bringen, hielten wir es für sinnvoll, wenn Sie einen Blick auf sie werfen, um sicherzugehen, dass es ihr gut geht.“ Er wandte sich wieder Emily zu. „Sie waren einer ziemliche Tortur mit einem sehr gefährlichen Kriminellen ausgesetzt. Die Richtlinien von
Lockdown, Inc
. schreiben vor, dass jemand von unserem medizinischen Personal Sie gründlich untersucht.“
„Es geht mir gut.“ Sie wollte nur den Papierkram erledigen, damit sie nach Hause fahren und vergessen konnte, dass dies alles überhaupt geschehen war.
Die drei Männer starrten sie eindringlich an. Als Emily die Injektionsspritze in Dr. Lionels Hand bemerkte, begann sie zu zittern. „Wofür soll die sein?“, fragte sie.
Aufmunternd lächelte Underwood ihr zu. „Ich sehe doch, dass Sie verstört sind. Sie zittern noch immer. Dr. Lionel wird Ihnen nur etwas geben, damit Sie sich entspannen können.“
„Ich muss mich nicht
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