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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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jetzt überzeugt, Charles?« fragte Wimsey.
    »Ich gestehe, daß ich schwer erschüttert bin«, sagte Parker. »Natürlich muß das Pulver erst analysiert werden.«
    »Das wird es schon, du personifizierte Vorsicht«, sagte Wimsey. »Bunter, bereiten Sie Streckbett und Daumenschrauben vor. Bunter hat in einem Kurs die Marshsche Probe gelernt und beherrscht sie in bewundernswerter Weise. Du kennst dich da doch auch aus, nicht wahr, Charles?«
    »Für einen groben Test reicht es.«
    »Dann laßt euch nicht stören, liebe Kinder. In der Zwischenzeit fassen wir einmal zusammen, was wir bisher in der Hand haben.«
    Bunter ging hinaus, und Parker, der etwas in sein Notizbuch geschrieben hatte, räusperte sich.
    »Also«, sagte er, »wie ich es sehe, steht die Sache folgendermaßen. Du sagst, Miss Vane sei unschuldig, und versuchst das zu beweisen, indem du Norman Urquhart überzeugend belastest. Bisher beziehen sich deine Argumente aber fast ausschließlich auf das Motiv, bestärkt durch seinen offenkundigen Versuch, die Ermittlungen auf eine falsche Spur zu führen. Du sagst, deine Ermittlungsergebnisse hätten Urquhart in einer Weise belastet, daß die Polizei jetzt den Fall aufnehmen könnte und sollte, und ich bin geneigt, dir recht zu geben. Ich mache dich aber darauf aufmerksam, daß du uns noch jeden Beweis hinsichtlich der Mittel und Gelegenheit schuldig bist.«
    »Das weiß ich. Erzähl uns was Neues.«
    »Gut, Hauptsache du weißt es . Schön. Nun, Philip Boyes und Norman Urquhart sind die einzigen noch lebenden Verwandten Mrs. Wrayburns oder Cremorna Gardens, die reich ist und etwas zu hinterlassen hat. Vor etlichen Jahren hat Mrs. Wrayburn ihre geschäftlichen Angelegenheiten Urquharts Vater übertragen, dem einzigen Mitglied der Familie, mit dem sie noch freundschaftliche Beziehungen hatte. Beim Tode seines Vaters hat Norman Urquhart diese Geschäfte selbst übernommen, und im Jahre 1920 hat Mrs. Wrayburn ihm die unumschränkte Vollmacht für die Verwaltung ihres Besitzes gegeben. Sie hat außerdem ein Testament abgefaßt, in dem sie ihren Nachlaß zu ungleichen Teilen ihren beiden Großneffen vermachte. Philip Boyes sollte ihr gesamtes Immobiliarvermögen sowie fünfzigtausend Pfund bekommen, während Norman Urquhart das haben sollte, was übrigblieb, und außerdem zum einzigen Testamentsvollstrecker ernannt wurde. Norman Urquhart hat, nach diesem Testament gefragt, dir vorsätzlich die Unwahrheit gesagt und behauptet, der größte Teil des Geldes sei ihm zugedacht, und er ging sogar so weit, ein Dokument vorzulegen, das der Entwurf dieses Testaments sein sollte. Der angebliche Entwurf trägt ein späteres Datum als das von Miss Climpson entdeckte Testament, aber es besteht kein Zweifel, daß dieser Entwurf von Urquhart mit Sicherheit erst innerhalb der letzten drei Jahre, wahrscheinlich erst innerhalb der letzten Tage geschrieben wurde. Außerdem läßt die Tatsache, daß Urquhart dieses Testament, obwohl er Zugang dazu hatte, nicht vernichtete, darauf schließen, daß es nicht durch eine spätere testamentarische Verfügung außer Kraft gesetzt wurde. Übrigens, Wimsey, warum hat er eigentlich das Testament nicht genommen und einfach vernichtet? Als einziger überlebender Verwandter hätte er doch ohne Frage alles geerbt.«
    »Vielleicht ist ihm der Gedanke nicht gekommen. Oder es leben am Ende doch noch andere Verwandte. Wie steht es mit diesem Onkel in Australien?«
    »Richtig. Jedenfalls hat er das Testament nicht vernichtet. 1925 wurde Mrs. Wrayburn vollständig gelähmt und schwachsinnig, so daß sie keine Möglichkeit mehr hatte, sich jemals wieder um die Verwaltung ihres Besitzes zu kümmern oder das Testament zu ändern.
    Etwa um diese Zeit unternahm Urquhart, wie wir von Mr. Arbuthnot wissen, den gefährlichen Schritt, sich auf Spekulationen einzulassen. Er machte Fehler, verlor Geld, stürzte sich noch tiefer hinein, um sich zu sanieren, und war mit einer hohen Summe am Bankrott des Megatherium Trust Ltd. beteiligt. Mit Sicherheit hat er wesentlich mehr verloren, als er verkraften konnte, und nun wissen wir durch Miss Murchisons Entdeckung – und ich muß sagen, daß ich sehr ungern amtlich davon Kenntnis nehmen möchte –, daß er fortgesetzt seine Stellung als Treuhänder mißbraucht und Mrs. Wrayburns Geld für seine privaten Spekulationen verwandt hat. Er hat ihre Wertpapiere und Sicherheiten für hohe Kredite hinterlegt und das so beschaffte Geld auf den Megatherium Trust und andere

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