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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ihnen sehr verbunden, daß Sie jetzt gekommen sind«, fügte Wimsey liebenswürdig hinzu.
    »Keine Ursache«, antwortete die Dame. »War das alles, was Sie wollten, Herr Chefinspektor?«
    »Im Augenblick ja. Wenn wir das Päckchen finden, werden wir Sie vielleicht bitten, es zu identifizieren. Außerdem würde ich Ihnen raten, über die Angelegenheit nicht mit Ihren Freundinnen zu sprechen, Mrs. Bulfinch. Wenn Frauen erst zu reden anfangen, kommt eins zum andern, und nachher erinnern sie sich an Vorfälle, die es gar nicht gegeben hat. Sie verstehen, ja?«
    »Ich war noch nie eine Klatschbase«, antwortete Mrs. Bulfinch beleidigt. »Und wenn es darum geht, aus zwei und zwei fünf zu machen, können die Frauen den Männern nicht das Wasser reichen, das ist meine Meinung.«
    »Ich nehme doch an, daß ich dies den Anwälten der Verteidigung weitersagen darf?« fragte Wimsey, nachdem Mrs. Bulfinch gegangen war.
    »Natürlich«, sagte Parker. »Darum habe ich dich ja gebeten, herzukommen und dir das anzuhören – soweit es was nützt. Wir werden derweil natürlich tüchtig nach dem Päckchen suchen.«
    »Ja«, sagte Wimsey nachdenklich. »Doch – das wirst du tun müssen – natürlich.«
     
    Mr. Crofts machte nicht gerade ein hocherfreutes Gesicht, als ihm diese Geschichte zu Ohren kam.
    »Ich habe Sie davor gewarnt, Lord Peter«, sagte er, »was dabei herauskommen kann, wenn wir der Polizei unsere Karten zeigen. Nachdem sie die Sache jetzt in den Händen hat, kann sie ungehindert ihren eigenen Vorteil daraus ziehen. Warum haben Sie die Nachforschungen nicht uns überlassen?«
    »Hol’s der Kuckuck«, sagte Wimsey ärgerlich, »Sie haben drei Monate Zeit gehabt und absolut nichts erreicht. Die Polizei hat ganze drei Tage gebraucht. Zeit ist in diesem Fall nämlich wichtig.«
    »Schon, aber Sie müssen doch sehen, daß die Polizei jetzt nicht ruhen wird, bis sie dieses kostbare Päckchen gefunden hat.«
    »Und?«
    »Na, und wenn nun gar kein Arsen drin ist? Wenn Sie das uns überlassen hätten, wären wir im allerletzten Moment damit herausgerückt, wenn es für weitere Nachforschungen zu spät gewesen wäre, und dann hätte die Anklagevertretung ganz schön dumm dagestanden. Präsentieren Sie den Geschworenen Mrs. Bulfinchs Geschichte, wie sie dasteht, und sie werden daraus schließen, daß Boyes sich doch selbst vergiftet haben könnte. Aber jetzt wird die Polizei natürlich etwas finden oder erfinden, um zu beweisen, daß es ein völlig harmloses Pulver war.«
    »Und wenn sie es findet, und es ist Arsen darin?«
    »In diesem Falle«, sagte Mr. Crofts, »bekämen wir natürlich einen Freispruch. Aber glauben Sie an die Möglichkeit, Mylord?«
    »Jedenfalls sehe ich, daß Sie nicht daran glauben«, antwortete Wimsey hitzig. »Sie scheinen Ihre Mandantin überhaupt für schuldig zu halten. Ich aber nicht.«
    Mr. Crofts zuckte mit den Schultern.
    »Im Interesse unserer Mandantin«, sagte er, »müssen wir auch die negative Seite aller Beweismittel sehen, um auf alles vorbereitet zu sein, was die Anklage daraus macht. Ich wiederhole, Mylord, daß Sie unbedacht gehandelt haben.«
    »Hören Sie«, sagte Wimsey, »ich bin nicht auf einen Freispruch aus Mangel an Beweisen aus. Für Miss Vanes Ehre und Glück läuft es nämlich auf eins hinaus, ob sie verurteilt oder aufgrund bloßer Zweifel an ihrer Schuld freigesprochen wird. Ich will sie von jedem Verdacht gereinigt sehen und die Wahrheit an den Tag bringen. Ich will nicht, daß auch nur der Schatten eines Zweifels zurückbleibt.«
    »Höchst erstrebenswert, Mylord«, räumte der Anwalt ein, »aber Sie werden mir gestatten, darauf hinzuweisen, daß es nicht nur um Ehre und Glück geht, sondern darum, Miss Vanes Hals aus der Schlinge zu ziehen.«
    »Und ich sage«, entgegnete Wimsey, »daß es besser für sie wäre, gehängt zu werden, als weiterzuleben und vor aller Welt als Mörderin zu gelten, die nur mit Glück davongekommen ist.«
    »So?« meinte Mr. Crofts. »Ich fürchte, diese Einstellung kann die Verteidigung nicht teilen. Darf ich fragen, ob Miss Vane selbst sie teilt?«
    »Mich würde das jedenfalls nicht überraschen«, sagte Wimsey. »Aber sie ist unschuldig, und ich werde schon dafür sorgen, daß auch Sie es glauben.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Mr. Crofts verbindlich. »Niemand wäre darüber glücklicher als ich. Aber ich darf wiederholen, daß nach meiner bescheidenen Meinung Eure Lordschaft klüger daran täten, Chefinspektor Parker künftig

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