Starkes Gift
meine ich, obwohl das sicher auch umgekehrt der Fall ist, jedenfalls glaube ich, daß Peter auf seine Meinung mehr hört als auf meine.«
Wimsey hatte das Weite gesucht und war schon auf dem Weg zum Stall. Gerald Herzog von Denver kam gerade heraus, Freddy Arbuthnot in seinem Schlepptau. Ersterer nahm die Botschaft der Herzoginwitwe grinsend entgegen.
»Muß mich natürlich mal wieder blicken lassen«, sagte er.
»Wenn nur der Tee nie erfunden worden wäre! Ruiniert die Nerven und verdirbt einem den Appetit fürs Abendessen.«
»Widerlich schlabbriges Zeug«, pflichtete der Ehrenwerte Freddy ihm bei. »Hör mal, Peter, dich suche ich schon die ganze Zeit.«
»Geht mir genauso«, antwortete Wimsey prompt. »Mir wird die Konversation da drinnen langsam lästig. Gehen wir ein bißchen ins Billardzimmer und erholen uns, bevor wir uns wieder dem Trommelfeuer aussetzen.«
»Das ist die Idee des Tages«, stimmte Freddy begeistert zu. Er trippelte fröhlich hinter Wimsey her ins Billardzimmer und ließ sich in einen großen Sessel fallen. »Langweilige Sache, dieses Weihnachten, wie? Sämtliche Leute, die man überhaupt nicht leiden kann, im Namen der Liebe und des guten Willens an einem Platz versammelt.«
»Bringen Sie uns je einen Whisky«, sagte Wimsey zum Diener, »und, James, wenn jemand nach Mr. Arbuthnot oder mir fragt, dann glauben Sie, wir seien nach draußen gegangen. Prost, Freddy! Ist was durchgesickert, wie die Journalisten immer sagen?«
»Ich habe wie ein Spürhund auf den Fährten deines Opfers herumgesch nüffelt«, sagte Mr. Arbuthnot. »Wirklich, ich glaube, ich kann dir bald in deinem Gewerbe Konkurrenz machen. Unsere Finanzkolumne – »Fragen Sie Onkel Freddy« – etwas in der Art. Freund Urquhart war jedenfalls sehr vorsichtig. Mußte er ja – angesehener Familienanwalt und so. Trotzdem habe ich gestern einen getroffen, der einen kennt, der von einem Freund gehört hat, daß Urquhart sich ein bißchen weit vorgewagt hat.«
»Bist du sicher, Freddy?«
»Nun ja, sicher wäre zuviel gesagt. Aber dieser Mann, weißt du, ist mir sozusagen noch was schuldig, weil ich ihn vor dem Megatherium Trust gewarnt habe, bevor die Musik aufspielte, und er meint, wenn er an diesen Kerl herankommt, der es weiß – nicht derselbe, der es ihm gesagt hat, verstanden, sondern dessen Freund –, könnte er vielleicht etwas aus ihm herausholen, besonders wenn ich ihn dafür irgendwo gut unterbringen kann, nicht wahr?«
»Und du hast zweifellos Geheimtips zu verkaufen, wie?«
»Nun, man darf sagen, ich könnte dem Burschen schon einen gewissen Anreiz bieten, denn ich habe über den anderen, den mein Freund kennt, irgendwas läuten hören, daß der Junge ziemlich in der Klemme sitzt, nachdem er mit irgendwelchen Fluggesellschaftsaktien baden gegangen ist, und wenn ich ihn mit Goldberg in Verbindung bringen könnte, wäre das vielleicht seine Rettung und so weiter. Und Goldberg macht das schon, denn weißt du, er ist verwandt mit dem alten Levy, der ermordet worden ist, wie du ja weißt, und diese Juden halten doch alle zusammen wie Pech und Schwefel, und das finde ich eigentlich ganz prima von ihnen.«
»Aber was hat denn der alte Levy damit zu tun?« fragte Wimsey, der in Gedanken noch einmal die Ereignisse dieser halb vergessenen Episode durchging.
»Na ja, das ist so«, sagte der Ehrenwerte Freddy ein wenig verlegen, »ich – äh – bin am Ziel meiner Wünsche, wie du sagen würdest. Rachel Levy wird – äh – also – sie wird demnächst Mrs. Freddy und so weiter und so fort.«
»Das kann doch nicht wahr sein!« rief Wimsey und läutete. »Meinen herzlichsten Glückwunsch, alter Junge. Das muß sich aber lange zusammengebraut haben, wie?«
»Hm«, machte Freddy. »Doch, ja. Weißt du, die Schwierigkeit war, daß ich Christ bin – zumindest bin ich getauft und so –, aber ich hab ihnen klargemacht, daß ich gar kein guter Christ bin, außer daß man natürlich seine Familienbank in der Kirche in Ehren hält und sich zu Weihnachten dort sehen läßt und so. Aber anscheinend hat sie das weniger gestört als daß ich eben der Abstammung nach kein Jude bin, und dagegen kann man ja nun nichts machen. Und dann war da noch das Problem mit den Kindern, falls wir welche bekommen. Ich hab ihnen aber erklärt, daß es mir gleich ist, als was sie gelten – das ist es mir nämlich, denn, wie ich schon sagte, es wäre für die Bürschchen nur von Vorteil, zu der Levy-Goldberg-Clique zu gehören, besonders wenn
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