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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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einem seiner Taschenspielertricks aufwartet.«
    »Hoffentlich tut er’s«, ließ sich Miss Titterton vernehmen.
    »Ich liebe Kriminalromane ja so. Wenn es nach mir ginge, würde die Todesstrafe in » lebenslänglich« umgewandelt, aber unter der Bedingung, daß sie jedes halbe Jahr ein neues Buch schreibt. Das wäre doch eine viel nützlichere Beschäftigung als Tütenkleben und Postsäcke nähen, die dann doch immerzu verlorengehen. «
    »Sind Sie nicht ein bißchen voreilig?« fragte Wimsey nachsichtig. »Noch ist sie nicht verurteilt.«
    »Sie wird’s aber das nächstemal. Gegen Tatsachen kommen auch Sie nicht an, Peter.«
    »Natürlich nicht«, sagte Hauptmann Bates. »Die Polizei weiß schon, was sie tut. Die verhaftet keinen, wenn er nicht wirklich Dreck am Stecken hat.«
    Das war nun allerdings ein sehr ungeschickter Tritt ins Fettnäpfchen, denn es war noch nicht gar so lange her, daß der Herzog von Denver selbst, irrtümlich des Mordes angeklagt, vor Gericht gestanden hatte. Es wurde gespenstisch still, bis die Herzogin eisig sagte: »Ich darf doch bitten, Hauptmann Bates.«
    »Was? Wie? Oh, natürlich, ich wollte auch sagen, ich weiß ja, daß Fehler vorkommen, manchmal, aber das ist ja ganz was anderes. Ich wollte sagen, diese Frau, ohne jede Moral, das heißt, ich meine –«
    »Trinken Sie einen Schluck, Tommy«, sagte Lord Peter freundlich, »Sie sind heute nicht ganz auf der Höhe Ihres gewohnten Taktes!«
    »Aber erzählen Sie doch mal, Lord Peter«, rief Mrs. Dimsworthy, »was das eigentlich für eine ist. Haben Sie schon mit ihr gesprochen? Ich fand ihre Stimme ja ganz nett, obwohl sie sonst aussieht wie ein Pfannkuchen.«
    »Nette Stimme, Grillchen? Aber nein«, sagte Mrs. Featherstone. »Ich würde sie eher unheimlich nennen. Mir ist sie durch Mark und Bein gegangen. Ein Schauer ist mir den Rücken hinuntergelaufen, ich hatte eine richtige Gänsehaut. Und ich finde, sie könnte ganz hübsch sein mit diesen sonderbaren verschleierten Augen, wenn sie nur richtig angezogen wäre. So was wie eine femme fatale, nicht wahr? Versucht sie Sie zu hypnotisieren, Peter?«
    »In der Zeitung habe ich gelesen«, sagte Miss Titterton, »daß sie Hunderte von Heiratsanträgen bekommen haben soll.«
    »Von einer Schlinge in die nächste«, meinte Harringay mit dröhnendem Lachen.
    »Ich könnte mir nicht vorstellen, eine Mörderin heiraten zu wollen«, sagte Miss Titterton. »Schon gar nicht, wenn sie soviel von Kriminalromanen versteht. Man müßte doch immerzu das Gefühl haben, daß der Kaffee irgendwie komisch schmeckt.«
    »Ach, diese Leute sind doch alle verrückt«, fand Mrs. Dimsworthy. »Sie wollen nur um jeden Preis auffallen. Wie diese Irren, die falsche Geständnisse ablegen und sich der Polizei für Verbrechen stellen, die sie nie begangen haben.«
    »Eine Mörderin kann eine recht gute Ehefrau abgeben«, meinte Harringay. »Ihr wißt doch alle, diese Madeleine Smith – sie hat übrigens auch Arsen benutzt – hat danach jemanden geheiratet und war glücklich bis ins hohe Alter.«
    »Aber hat ihr Mann auch ein glückliches hohes Alter erreicht?« fragte Miss Titterton. »Das ist doch hier die Frage, oder?«
    »Einmal Giftmischerin, immer Giftmischerin, das ist meine Meinung«, erklärte Mrs. Featherstone. »Das wird nach und nach zur Sucht, wie Alkohol oder Rauschgift.«
    »Es ist wohl dieses berauschende Gefühl der Macht«, stellte Mrs. Dimsworthy fest. »Aber nun erzählen Sie doch schon, Lord Peter –«
    »Peter!« sagte seine Mutter. »Könntest du nicht mal nachschauen gehen, wo Gerald bleibt? Sag ihm, sein Tee wird kalt. Ich glaube, er ist mit Freddy bei den Pferden und fachsimpelt über Strahlfäule und gesprungene Hufe oder Ähnliches, was diese Tiere sich immer so unpassend zuziehen. Du hast Gerald nicht richtig erzogen, Helen, denn als Junge war er immer die Pünktlichkeit selbst. Peter war derjenige, mit dem wir unsere liebe Not hatten, aber jetzt mit zunehmendem Alter wird er fast menschlich. Das liegt an diesem großartigen Diener, den er hat, der hält ihn in Ordnung, ein wirklich erstaunlicher Mensch, und so intelligent, so richtig einer von der alten Schule, ein vollkommener Autokrat, und dabei noch so hervorragende Manieren. Ein amerikanischer Millionär würde Tausende für ihn bezahlen, eine imposante Persönlichkeit, und ich wüßte manchmal gern, ob Peter keine Angst hat, daß er ihm eines Tages kündigt, aber ich glaube, er hängt wirklich an ihm, Bunter an Peter,

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