starten durch
Schneeflocken düster wie der spanische Himmel bei Sturmböen.
Und Ramón guckt einfach nur verblüfft. »Was will derrrr denn hier? Soll das vielleicht eine Parrty werden?«
Malea
Sogar James Bond kommt gelegentlich in ausweglose Situationen. Sogar James Bond muss sich gelegentlich ergeben. Sogar James Bond guckt gelegentlich richtig verzweifelt und ratlos. Wie schafft er es allerdings, dass er am Ende dann doch immer gewinnt?
A lso – hihihi – dieser Drummer, das – hihihi – das war ehrlich der Superhammer! Der hat vielleicht Sprüche drauf! Ich sag dir, Ina, der wollte doch ehrlich …«
Frau Dornkater quatscht und kichert und quatscht immer weiter.
NEIN! Ich will das nicht hören!!!
HILFE! Wann hört dieser Albtraum endlich auf? ICH WILL HIER RAUS!
Außerdem halte ich es auch nicht mehr lange aus, zusammengefaltet wie Aurora in ihrem Nest, hier hinter dem Drucker zu hocken. Und was mache ich bitte, wenn die mich gleich finden???
Na schön, ich könnte vermutlich immer noch behaupten, ich hätte meine Kontaktlinsen verloren. Aber das würde noch nicht zwangsläufig erklären, warum ich den Zettel mit den Fragen für unsere Arbeit morgen in der Hand halte. Und: Werden die beiden wohl bei meinen
Eltern nachfragen, ob ich überhaupt Kontaktlinsen habe?
Oh nee, oh nee, ich werde in wenigen Sekunden meerwassertief im Schlamm hängen!
Frau Dornkater bricht mitten im Satz ab. »Was war das?«
»Was war was?«, fragt Frau Meyer-Buchsbaum.
»Das Rascheln! Da hat was geraschelt.«
»Blödsinn!«
Ich wage kaum zu atmen. Als ich eben das verräterische Papier unter meinen Pulli stopfen wollte, für den Fall, dass sie mich entdecken, konnte ich ein klitzekleines Papierknistern natürlich nicht vermeiden.
Mir wird ganz schlecht. Wem würde nicht schlecht werden, wenn er gerade gehört hätte, wie eine Lehrerin ihr wildes Knutschen mit dem eigenen Vater beschreibt? Ja, kotzübel ist mir! Fast so schlecht wie nach dem ungewollten Essen von Muscheln oder anderen Meeresfrüchten.
Ups, oh je, an Meeresfrüchte zu denken, hilft jetzt auch nicht gerade!
Muss ich etwa rülpsen? Nein, NEIN, ich werde NICHT rülpsen! Jeder Mensch kann doch wohl einen Rülpser unterdrücken, wenn er nicht rülpsen möchte! Ich bin stark, ich bin stark, ich bin …
»UUURRRGS.«
»DA!« Frau Dornkaters Stuhl fällt um, als sie hektisch aufspringt.
Mein Herz klopft wie Cornelius’ Trommelwirbel am Ende eines Stückes. Zu laut, zu schnell, zu hektisch.
Ihr Gesicht taucht direkt über mir auf. Während sie zu mir runterstarrt, sieht sie für eine Zehntelsekunde ungläubig aus. Dann nur noch böse. (Kein Wunder! Ich wäre auch böse, wenn ich feststellen würde, dass man
mir gerade bei peinlichen Matschgeschichten zugehört hätte…)
Das Spiel ist aus, Malea Bond.
»MALEA MARTINI! WAS TUST DU HIER?«
Bevor ich noch irgendetwas Sinnvolles antworten könnte, stürmt auch Frau Meyer-Dornbusch heran und hängt ihren Kopf ebenfalls über den Kopierer.
»MALEA! Ich glaube es nicht! Was um alles in der Welt…?«
Was mir wertvolle weitere zweieinhalb Sekunden zum Nachdenken gibt.
Leider sind zweieinhalb Sekunden nicht sehr viel. Für den Ernstfall reichen sie jedenfalls nicht aus.
»… tust du hier?«
Mir fällt absolut gar nichts ein.
»Malea?«
Ich versuche, so freundlich wie möglich in die Gesichter über mir zu gucken. »Ja?«
»WAS TUST DU DA?« Das ist wieder Frau Meyer-Buchsbaum. Frau Meyer-Buchsbaum sieht zwar nicht ganz so entsetzt aus wie Frau Dornkater (verständlicherweise!), ist aber generell viel strenger. Das weiß jeder.
Ich atme aus, als wäre es mein letzter Atemzug.
Und wer weiß, vielleicht könnte er das sogar sein? Hat es nicht mal irgendwann eine Überschrift in einer Zeitung gegeben: Elfjährige Schülerin unter mysteriösen Umständen tot im Lehrerzimmer gefunden! Tod durch akuten Schock?
»Steh bitte auf!« Frau Meyer-Buchsbaum sieht mir streng in die Augen.
Komisch, jetzt hört sie sich kein bisschen mehr so an wie eben noch. Hat sie wirklich noch vor ein paar Minuten gekichert wie eine Schülerin und gesagt, dass irgendjemand
sie am Wochenende eine Orchidee genannt hat?
Eine Orchidee! Ausgerechnet Frau Meyer-Buchsbaum! Haha! Diese Vorstellung lockert meine schockgefrorene Atmung zum Glück ein bisschen.
Gut, sehr gut! James Bond ist nie – und ich meine absolut NIE – schockgefroren. Wie sollte er sonst ständig über Hochhäuser springen oder sich in mehreren Tausend Metern Höhe an
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