starten durch
Flugzeuge hängen? (Wie groß ist wohl die Chance, dass in den nächsten zehn Sekunden ein Flugzeug vor unserem Fenster auftaucht und mir eine Rettungsleine zuwirft?) Vielleicht sollte ich mir zur weiteren Auflockerung auch noch schnell ins Gedächtnis rufen, was Frau Dornkater erzählt hat?
NEIN, nein, nein, natürlich nicht! Oh, böser Fehler! Bei der bloßen Erinnerung daran schwanke ich sofort beim Aufstehen.
»Ist dir nicht gut?« Frau Dornkater sieht nicht mehr ganz so böse, sondern ein klein wenig besorgt aus.
Ob mir nicht gut ist?
Ich schwanke automatisch noch ein bisschen weiter. Weil: HA! Das Spiel ist vielleicht doch noch nicht ganz aus, denn Malea Bond begreift schnell!
»Oh – aaahh …«, fange ich sofort begeistert an zu stöhnen (danke für diese geniale Idee, Frau Dornkater!), »mein Baaauch – oooh – aaaahhh, mein Bauch!«
Frau Meyer-Buchsbaum und Frau Dornkater ziehen ihre Stirn in Falten und gucken mich etwas zweifelnd an.
Oh, Mist, verdammter! Eben sahen sie noch sehr viel mitleidiger aus. Da bin ich wohl leicht übers Ziel hinausgeschossen.
Warum musste ich mir auch voll auf meinen Bauch
hauen! Wäre ein wenig jammern allein nicht genug gewesen? Das peinliche Papierknistern war natürlich nicht zu überhören.
Oder doch? Hoffnung…
»Malea! Was hast du da unter deinem Pulli?« Frau Meyer-Buchsbaums Stimme ist plötzlich knallhart. Im Film hätte ich genau in dieser Sekunde begriffen, dass sie eine von den Bösen ist.
»Oh – auuuu!«, versuche ich, noch ein wenig weiterzumachen.
Ich werde doch wohl ein klitzekleines bisschen Mitleid aus denen rausquetschen können? Die werden eine arme schmerzgeplagte Schülerin doch nicht einfach so leiden lassen?
»WAS hast du da unter deinem PULLI?«, wiederholt Frau Meyer-Buchsbaum unbarmherzig.
Oh, Erwachsene sind manchmal echt fies!
»Heb den Pullover hoch und zeig uns, was du da hast!«, unterstützt sie auch Frau Dornkater.
Ob es was bringt, wenn ich mich weigere und sage, dass es im Zimmer viel zu kalt ist, um meinen Pulli zu lüpfen, und sie sonst schuld sind, wenn ich mir eine Erkältung hole? Hab schon oft gehört, dass solche Sachen manchmal klappen. Es ist erstaunlich, wie leicht sich Erwachsene dann doch wieder beeindrucken lassen.
»Ich f-f-f-frrriiiiere s-s-sooo«, fange ich mal vorsichtig an und lasse meine Zähne gekonnt aufeinanderklappern.
(Mann, ich bin echt gut! Wenn ich nicht Geheimdienstagentin werde sollte, kann ich mich später immer noch als Schauspielerin in James-Bond-Filmen bewerben!)
Frau Meyer-Buchsbaum und Frau Dornkater scheinen da nicht ganz meiner Meinung zu sein.
»Malea Martini!«, sagt Frau Meyer-Buchsbaum nun in drohendem Ton. »Treib es nicht auf die Spitze! Her mit dem Papier, das du da versteckt hältst! Aber sofort! Und wenn dieses Papier das ist, wofür ich es halte, dann kannst du dich auf gehörigen Ärger einstellen, das ist dir ja wohl klar!«
Meerwasserklar, danke.
Uff.
Okay, selbst James Bond weiß, wann er verloren hat. Ich gebe auf.
Super. Das ist das Ende. Was soll jetzt noch kommen?
Tessa
Was wirklich in keine Handtasche gehört: dicke Stapel von Flugblättern, Enteiser-Spray (obwohl man das bei einigen Minustemperaturen für seine Füße echt gut gebrauchen könnte), Schwarzbrot (schimmelt spätestens ab der dritten Woche), Blumen (die knicken leicht, außerdem sind die Jungs immer so enttäuscht, wenn man sie achtlos in die Tasche stopft), Liebesbriefe (man weiß nie, wen man trifft, und könnte möglicherweise den falschen Brief dabeihaben, was echt peinlich wäre).
G laub ich ja wohl nicht! Jetzt turtelt Dodo schon mindestens eine halbe Stunde mit Henry dahinten rum, während ich mir hier auf dem Marktplatz meine zarten Füße platt stehe und versuche, hässliche Zettel an ignorante Menschen zu verteilen.
Wieso – um alles in der Welt – will meine Flugblätter denn noch nicht mal jemand in die Hand nehmen? Ich sehe doch, weiß Gott, attraktiv genug aus!
»Hallo, haben Sie vielleicht einen Augenblick Zeit? Es geht hier um die Lebensbedingungen von Hühnern in …«
Meine Güte! Die hören mir ja nicht mal zu! Rennen einfach weiter! Und ich dachte immer, das läge nur an
Livis schrecklicher Aufmachung, wenn sie oft so frustriert nach Haus kommt und sich beklagt, dass die Leute nicht das leiseste Interesse hätten, zu hören, was sie zu sagen hat.
Wenigstens hat sich Javis Miene wieder aufgehellt. Nur Ramón sieht ziemlich griesgrämig aus. Also ehrlich, werde
Weitere Kostenlose Bücher