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weißt!«
Mir fällt der Kiefer runter. Ich bin sprachlos.
Ich gucke von Tessa zu Malea und von Malea zu Tessa.
Malea zuckt grinsend mit den Schultern, was wohl heißen soll, dass sie auch nicht weiß, wie Tessa zu dieser weltumwälzenden neuen Einstellung gekommen ist.
»Du willst also mitmachen bei Gregorys und meiner Hühnerbefreiung? «, frage ich baff.
Tessa guckt mich etwas irritiert an und zupft nervös an
ihren Ohrringen. »Na ja, also direkt mitmachen … Wie gesagt, Dodo und ich sind ziemlich beschäftigt und …« Dann starrt sie mich plötzlich erschrocken an. »Hast du HühnerBEFREIUNG gesagt?« Sie sieht immer entsetzter aus. »Ihr wollt die armen Viecher doch nicht wirklich rauben – äh, befreien?«
Ich gucke böse zurück. »Was dachtest du denn? Dass wir glücklich und zufrieden über ihr Folterdasein berichten und dann tatenlos dabei zusehen, wie sie dahinsiechen?«
Tessa schluckt. »Na ja, ich dachte … Ach, Livi, dafür können du und Gregory aber doch ins Gefängnis kommen! «
Malea hat uns atemlos zugehört. »Ihr wollt den Käfig wirklich knacken, Livi? Das ist ja super! Oh, ihr habt Mut!« Sie fällt mir um den Hals. »Und wann? Wann wollt ihr das machen?«
Tja. Mein Gesicht fällt augenblicklich in sich zusammen. Denn die tolle Hühnerbefreiung wird ja nun leider nicht stattfinden.
Malea scheint das nicht zu bemerken. »Und mach dir keine Sorgen wegen Gefängnis, Livi! Du bist ja erst dreizehn. Wenn einer ins Gefängnis gehen muss, dann ist das entweder Iris oder Cornelius.«
Ich lächele matt. Als ob ich Iris oder Cornelius für mich ins Gefängnis gehen lassen würde!
»Egal«, sage ich leise. »Die Hühner werden ja gar nicht befreit. Weil Gregory und ich nun beide ziemlich eingegipst sind und man sich so keine Hühner untern Arm klemmen und mal eben schnell weglaufen kann.«
»Och!« Malea guckt mich traurig an.
Und – sieht da etwa auch Tessa betroffen und mitfühlend aus? Sogar ein wenig enttäuscht?
Ich kann es einfach nicht glauben! Meine Pinkschminkaufrüsch-Schwester Tessa hat ihr Herz für Hühner entdeckt!
»Oh«, seufzt Tessa, »ich bin mir sicher, dass Gerold Grünberg so eine Befreiungsaktion ebenfalls toll gefunden hätte.«
»Dieser Grünberg?«, frage ich misstrauisch. »Was hat der denn damit zu tun?«
»Er war eben sehr interessiert an dem Hühnerproblem«, meint Malea grinsend, »und Tessa war sehr interessiert an ihm!«
»War ich überhaupt nicht!«, widerspricht Tessa eilig. »Also jedenfalls nur auf politischer Ebene.«
»So, so, auf politischer Ebene!«, wiederhole ich.
Ich wusste gar nicht, dass meine älteste Schwester den Begriff politische Ebene überhaupt kennt! Anscheinend ist sie nicht ganz so blöd, wie sie sich immer schminkt. Auf der anderen Seite scheint ihr Hühnerinteresse aber auch deutlich an das blendende Aussehen unseres neuen Schuldirektors gekoppelt zu sein.
Ich beschließe, da nicht weiter nachzuhaken.
»Also«, wende ich mich wieder an Malea, »dann hast du also Ärger gekriegt wegen des Arbeitsbogens. Und dann?«
Und so erzählt Malea endlich weiter und Tessa fummelt weiter an ihren Haaren rum.
Als Malea zu dem Punkt kommt, wo sie Tessa ihr Geschichtsbuch gibt, ahne ich Fürchterliches. Aufgeregt richte ich mich auf und kann es kaum noch abwarten, dass Malea weiterredet. Doch genau in diesem Moment klopft es an der Tür.
»Das wird nur Gregory sein, er wollte nach der Arztvisite
rüberkommen«, sage ich hastig. »Erzähl weiter, Malea! «
Malea lässt sich auch gar nicht lang unterbrechen. »Und dann …«, sie kichert, »… dann fing ich gerade an, total verzweifelt zu werden, weil ich echt überhaupt nixnix-nix wusste, aber plötzlich kriegte ich von Lasse einen Radiergummi an den Kopf und…«
Tessa kichert ebenfalls. Und sieht dabei sehr zufrieden aus.
»… und als ich mich gerade stinksauer beschweren wollte«, giggelt Malea, »da deutet Lasse wie ein Irrer zum Fenster hin und direkt davor – Livi, du fasst es nicht! – Da waren …«
»GUTEN TAG!«
Die Zimmertür ist aufgegangen, aber statt Gregory steht da ein Mann. Nicht alt, nicht jung und nicht allzu schlecht aussehend. Aber ohne den üblichen krankenhausweißen Kittel. Nanu? Hat der sich in der Tür geirrt?
»Bin ich hier richtig bei Olivia Martini?«
Ich nicke verblüfft. »Äh, ja? Ich bin Olivia.«
Der Mann geht lächelnd auf mich zu und streckt mir seine Hand hin. »Hallo, freut mich sehr, dich kennenzulernen, ich bin …«
»Herr
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