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Jetzt versucht sie sogar, Herrn Grünberg davon zu überzeugen, dass ein freiwilliger Nachmittagskurs für Spanisch eingerichtet werden sollte. Und vergisst nicht, zehnmal zu erwähnen, dass sie und Dodo bereits seit letztem Sommer spanische Vokabeln büffeln.
Haha! Als ob!
Dodo und Tessa können wahrscheinlich »Bitte, bitte, gib mir noch einen Kuss!« und »Wie viel kostet dieses Parfum? « auf Spanisch zwitschern, aber das war’s dann garantiert auch schon. Glaube kaum, dass sie viel Interesse daran
haben, Grammatik zu lernen oder andere Bereiche des Lebens mit den dazugehörigen Sätzen und Wörtern abzudecken.
Aber schade, dass unser neuer Direktor gerade in dem Moment ins Zimmer kam, als Malea erzählen wollte, was während ihrer Geschichtsarbeit passiert ist! Muss unbedingt den Rest der Story hören, bevor Iris und Cornelius kommen, um uns abzuholen.
Huch, da klopft es schon wieder an der Tür. Na, das muss jetzt aber Gregory sein!
Ein blasses Gesicht erscheint im Türspalt und dann schiebt sich tatsächlich Gregory samt Schlinge um den Arm und Schiene am Bein in den Raum.
»Oh! Du hast Besuch«, stellt er schüchtern fest. »Soll ich später noch mal wiederkommen?«
Ohne Zweifel hätte er sich von meinen Schwestern nicht stören lassen, nur mit Herrn Grünberg weiß er natürlich nichts anzufangen.
»Hey Gregory!«, begrüße ich ihn freundlich. »Nein, komm rein!«
Er humpelt entschuldigend lächelnd ins Zimmer.
»Das ist Herr Grünberg, unser neuer Schuldirektor«, stelle ich vor. »Er ist extra gekommen, um zu sehen, wie es uns geht.«
Gregory guckt ziemlich erstaunt. Klar, von der alten Frau Habermeister sind wir natürlich nicht gewohnt, dass sich ein Direktor um verletzte Schüler Sorgen macht.
»Hallo, ich bin Gerold Grünberg«, kommt unser engagierter Direktor Gregory lächelnd entgegen. »Gehörst du vielleicht auch zu Auroras Freunden ?«
Gregory sieht ihn erstaunt an.
»Ich habe gestern Tessa auf dem Marktplatz getroffen«,
erklärt Herr Grünberg, »und ich muss sagen, ich war sehr beeindruckt von eurem Flugblatt.«
»Ah«, macht Gregory und wirkt gleich entspannter. Lob hören wir immer gern.
Er streckt schnell höflich die Hand aus. »Hallo, ich bin Gregory Hahn.«
Herr Grünberg hört für eine Sekunde auf zu lächeln und guckt etwas überrascht. » Wie heißt du?«
»Gregory Hahn.«
»Und wie alt bist du?«
»Dreizehn«, antwortet Gregory, »ich gehe in eine Klasse mit Livi.«
Direktor Grünberg starrt ihn mit gerunzelter Stirn an, als hätte er den Namen nicht ganz richtig verstanden. »Gregory Hahn , so, so … Bist du … bist du etwa der Sohn von … von Sibylle Hahn?«
»Genau der«, antwortet Gregory und rollt mit den Augen, wie er an dieser Stelle immer mit den Augen rollt.
Ihm geht es ziemlich auf den Zeiger, ständig wegen seiner berühmten Mutter angequatscht zu werden. Umso mehr, da er ja nicht allzu viel von ihrer Berühmtheit hat.
Genauer gesagt, gar nichts.
Außer reichlich Ravioli-Dosen.
»Ach …«, macht Gerold Grünberg, und ein Leuchten huscht über sein Gesicht, wie bei allen Leuten, wenn sie von Sybille Hahn hören. (Was finden die alle nur an dieser Frau?) »Ich wollte morgen Abend zu ihrer Talkshow kommen. So, so, und du bist ihr Sohn. Das ist ja … das ist ja wirklich interessant!«
Jetzt rolle ich auch mit den Augen. Interessant?
Fehlt nur noch, dass dieser Grünberg Gregory gleich um eine Autogrammkarte von seiner Mutter bittet. Peinlich!
Und ich fand unseren neuen Direktor so sympathisch. Wo er sich doch so für die Hühnerbefreiung interessiert hat! Aber – klar – kaum taucht der Name Sibylle Hahn auf, interessieren sich alle Männer nur noch für sie! Und alle Hühner sind vergessen.
Blöder Kerl. Gregory macht es sich jetzt am Fußende meines Bettes bequem, so gut man es sich mit Schlinge und Schiene bequem machen kann, und sagt nichts mehr. Gerold Grünberg allerdings fixiert ihn mit den Augen, als wären alle anderen Themen vergessen, seit er festgestellt hat, dass Gregorys Mutter die tolle Sibylle Hahn ist.
Ein paar Sekunden herrscht Schweigen im Zimmer.
»Ja, also, was wäre denn dann mit einem Spanischkurs?«, plappert Tessa zum Glück endlich wieder munter weiter.
Manchmal ist meine Plapperschwester sehr praktisch.
»Ach ja, der Spanischkurs …«, wiederholt Herr Grünberg, reißt seinen Blick endlich von dem armen Gregory los und wendet sich wieder Wimpernklimper-Tessa zu. »Ja, darüber sollten wir unbedingt bald
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