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Titel: starten durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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hat sie dann wenigstens auch was zu lachen!

    Arme Livi! Sie hat ja wohl mal wieder die Loser-Karte gezogen.
    Obwohl – nein! Offenbar hat sie ja unfassbares Glück gehabt, dass sie nicht noch schlimmer verletzt ist! Was ist schon so ein kleiner Knöchelbruch! Der ist schnell verheilt.
    Livi muss allerdings enorm aufpassen, dass sie, wenn der Gips ab ist, nicht ein weißes und ein braunes Bein hat – das ist mir nämlich mal passiert. Aber zum Glück ist ja Winter. Natürlich hätte ich ihr auch im Sommer locker mit gutem Rat beistehen können. Es gibt ja immer noch Selbstbräuner. Und wenn man es geschickt anstellt, merkt man den Unterschied überhaupt nicht.
    Aber wie ich Livi kenne, hat sie sich über solche möglichen Folgeschäden noch überhaupt keine Gedanken gemacht! Wichtige Dinge im Leben übersieht sie gerne mal!
    Ach ja, meine Schwestern haben noch viel zu lernen! Was für ein Glück, dass ich wenigstens die Älteste und Vernünftigste bin!
    So, da ist das Krankenhaus. Schon von außen ein echt deprimierender Anblick.
    Muss mich jetzt zusammenreißen, um Livi nicht allzu sehr fühlen zu lassen, wie grässlich sie aussieht. Denn gruselig aussehen wird sie ohne Zweifel. Livi tut ja schon an normalen Tagen nicht viel für ihr Äußeres.
    Wie oft habe ich ihr angeboten, sie morgens zurechtzumachen! Aber Livi ist unfassbar stur! Sie findet ihr Aussehen völlig in Ordnung. Was ja okay ist, aber trotzdem könnte sie doch noch ein klein wenig mehr aus sich machen, oder? Ich meine, das schadet ja schließlich nicht!
    Ja, ich muss mich wirklich zusammenreißen, um Livi
nicht noch mehr zu deprimieren, kleiner Depri-Hase, der sie ist. Zum Glück bin ich ein äußerst feinfühliger Mensch!
    Und außerdem – nach einem Unfall würden vermutlich sogar Dodo und ich nicht allzu vorteilhaft in einem Krankenhausbett aussehen …

Livi
    Krankenhäuser sind so was von trübe, dass man sich über jede Abwechslung freut. Sogar über Besuch von seiner verrückten Familie.

    E cht? Sehe ich wirklich so schrecklich aus?« Ich streiche mir etwas überrascht durchs Haar.
    Tessa nickt bedauernd. »Wie ein Gespenst mit Durchfall. Kannst von hier direkt zur nächsten Halloween-Party gehen.«
    Statt zu grinsen, seufze ich leicht. Meine große Schwester! Wie immer liebevoll charmant!
    »Bin noch gar nicht auf die Idee gekommen, in den Spiegel zu gucken.«
    »Du hast, seitdem du hier bist, noch nicht ein einziges Mal in den Spiegel geguckt?« Tessa glotzt mich an, als hätte ich gesagt, ich hätte noch nicht ein einziges Mal ein-und ausgeatmet.
    Jetzt muss ich doch automatisch grinsen. Das regelmäßige In-den-Spiegel-Gucken ist für Tessa vermutlich tatsächlich dasselbe wie Ein- und Ausatmen. Ein Wunder, dass sie nicht ständig einen fahrbaren Ganzkörperspiegel hinter sich herzieht!
    Habe meinen wilden Haufen Schwestern trotzdem
schon richtig vermisst. Was ja auch mal ’ne schöne Erfahrung ist! Ich meine, zu wissen, dass man sie doch alle ziemlich gernhat, auch wenn sie einem zu Hause permanent auf die Nerven gehen.
    Heute Morgen konnte ich ja wenigstens schon mal zu Gregory rüber, sodass ich nicht die ganze Zeit das Seufzen der Frau neben mir anhören musste. Gregorys Knie tut scheußlich weh und ist jetzt eingepackt in eine dicke Schiene, aber von dem Schlüsselbeinbruch spürt er fast nichts, sagt er. Außer dass er ärgerlicherweise seinen linken Arm überhaupt nicht gebrauchen kann, weil der fest in einer Schlinge ist.
    »Na ja, es gibt Schlimmeres!«, haben wir tapfer gelacht und uns gefreut, dass wir noch am Leben sind.
    Aber dann haben wir natürlich auch an die Hühnerbefreiung gedacht und dass die armen Viecher jetzt noch länger in ihrem Gefängnis ausharren müssen. Und wer weiß schon, wann sich nun die nächste Chance auf Befreiung bietet! Vermutlich nicht allzu schnell.
    Nach dieser desillusionierenden Erkenntnis schwiegen Gregory und ich eine Weile. Dann fragte ich ihn, ob ihn seine Mutter heute abholen komme.
    »Sie kann nicht, sie hat Aufnahmeprobe für morgen«, hat Gregory nur knapp geantwortet.
    Und ich wunderte mich mal wieder, wie man seelenruhig zum Fernsehsender marschieren kann, während der eigene Sohn – nur knapp mit dem Leben davongekommen – im Krankenhaus auf Beistand wartet.
    »Sie war gestern Abend noch kurz da«, meinte Gregory.
    »Ach ja?«, fragte ich gehässig. »Hat sie es noch geschafft, dich zwischen Kosmetikerin, Fußmassage und Sektempfang auf irgendeiner Party

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