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reinzuquetschen?«
Gregory rang sich ein mühsames Grinsen ab. »Echt, Livi, übertreib nicht! Sooo schlimm ist sie nun auch wieder nicht. Auf ihre Art liebt sie mich wirklich sehr.«
Ja, vermutlich genauso sehr wie ihr Lieblingsparfüm!, hätte ich am liebsten gesagt.
Aber ich tat es natürlich nicht, weil das Gregory sehr wehgetan hätte. Denn natürlich ist es vor allem Gregrory, der seine Mutter trotz allem liebt. Sogar sehr liebt.
Ach, wie böse mich das alles macht! Hätte Gregory nur einen verständnisvollen Vater! Dann könnte man vielleicht wirklich die fehlenden Mutterqualitäten bei Sibylle Hahn übersehen und ihre netten Seiten anerkennen. Ich meine, sie kann ja immerhin sehr unterhaltsam sein.
Ich fragte ihn noch mal nach seinem Vater. »Was genau hat er eigentlich mit England zu tun?«
Gregory zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Meine Mutter hat nur immer erzählt, dass er, noch lange bevor ich geboren wurde, nach England gegangen ist.«
»Und wohin in England?«
»Bristol, glaube ich«, antwortete Gregory. »Das liegt an der Westküste von England.«
Ich seufzte. Die Westküste von England ist weit weg, und es wird schwer werden, in einem fremden Land nach jemandem zu suchen. Jedenfalls noch schwerer als im eigenen Land. Und vielleicht ist er jetzt, nach fast vierzehn Jahren, ja auch gar nicht mehr in Bristol.
Aber suchen will ich diesen Vater! Koste es, was es wolle!
Klar, wir könnten damit auch eine Riesenenttäuschung erleben. Denn vielleicht ist dieser Vater ja keinen Millimeter besser oder fürsorglicher als Sibylle. Vielleicht ist er sogar ein noch viel grässlicherer, ganz und gar herzloser Kerl!
Trotzdem, ich finde, versuchen sollte man es! Wenn man nichts riskiert, kann man auch nichts gewinnen!
Gregory stimmte mir da leider nicht ganz zu.
»Ehrlich, Livi«, meinte er, »lass stecken! Ich bin nicht halb so unglücklich, wie du denkst. Du machst dir über die meisten Sachen viel zu viele Gedanken! Klar hat es mal ’ne Zeit gegeben, wo ich mir gewünscht habe, dass mein Vater eines Tages zur Tür reinschneit. Aber da war ich noch klein.« Er grinste. »Und jetzt bin ich nicht mehr klein, okay? Ich sehe das so: Vielleicht lerne ich meinen Vater irgendwann mal kennen, und vielleicht eben nicht. Das wird mich nicht verändern. Weder das eine noch das andere.« Er buffte mich kumpelhaft mit seiner rechten gesunden Seite in meine Schulter. »Und jetzt wo ich euch alle hab, hab ich doch sowieso Familie genug, oder?«
Ich grinste ihn an. »So viel du willst! Wenn es etwas gibt, wovon wir Martinis reichlich haben, dann ist es auf jeden Fall Familie!«
Und damit ließen wir dieses Thema ruhen. Was mich allerdings nicht daran hinderte, heimlich weiter nachzudenken. Wie beginnt man eigentlich so eine Vatersuche?
Googelt man im Internet? Gregory Hahn – Vater – Bristol – England – Geburtsjahr?
Im Moment wartet Gregory noch drüben in seinem Zimmer darauf, dass der Arzt ihm den Entlassungsschein gibt, damit er später mit uns nach Hause fahren kann. Ich hab meinen Schein zum Glück schon hier liegen.
»Geht’s dir gut, Livilein?«, fragt Malea jetzt und schmiegt sich neben mich aufs Bett. »Tut dir dein Knöchel sehr weh?«
Der gebrochene Arm ein Bett weiter seufzt tief auf, kreuzworträtselt aber ohne Unterbrechung weiter.
Malea kichert ein bisschen und ich kicke sie in die Seite. Schließlich kichert man im Krankenhaus nicht über andere Leute!
Tessa fummelt an ihren toupierten Locken herum. »Wir haben übrigens ’ne lustige Story für dich!« Sie grinst und guckt Malea an. »Oder willst du lieber erzählen?«
»Was ist denn passiert?«, frage ich interessiert. »Etwa noch was?«
Denn dass Iris diesen super Preis gewonnen hat, habe ich ja schon gestern Abend von ihr und Cornelius gehört.
Malea reckt ihre Augenbrauen hoch, was Tessas Ankündigung einer weiteren Story nun doch sehr spannend aussehen lässt.
»Na?«, ermuntere ich die beiden. »Lasst hören!«
»Also«, fängt Tessa an, schubst ihre Locken wieder in Form und streicht sich ihren Pulli glatt, »du weißt vielleicht, dass Malea heute eine scheußliche Geschichtsarbeit schreiben sollte?«
»Ähm …« Ich gucke etwas schuldbewusst. Hätte ich das wissen sollen?
»Das hab ich doch gar keinem gesagt, Tessa«, sagt Malea schnell, und ich fühle mich gleich besser.
»Und wie ist sie gelaufen?«, frage ich ohne schlechtes Gewissen.
»Das ist nicht der Anfang der Story«, grinst Tessa. »Los,
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