Startschuss
ein.
Anlass genug für Lennart und Jabali, mit ihren Bewachern ebenso umzugehen.
»Halt!«, brüllte Herr Rittmeier. Seine Stimme hallte durch die Katakomben wie ein Gewitter. Wie eingefroren stoppten alle
Kontrahenten mitten in der Bewegung.
»Mitkommen!«, befahl der Hausmeister. »Alle!«
Sabotage!
Michael, Jabali und Lennart saßen mit hängenden Köpfen am Rand der Laufbahn im Stadion. Weder die gute Stimmung der vielen
Zuschauer noch der gerade laufende Wettkampf konnte sie aufmuntern. Im Moment fand das Kugelstoßen der Mädchen statt. Vanessa
aus ihrer Parallelklasse lieferte sich mit zwei Konkurrentinnen einen spannenden Kampf um den ersten Platz. Man wusste nicht
so recht, ob man Vanessa als dick oder muskulös bezeichnen sollte. Tatsache war: Vanessa war fast so breit wie hoch, besaß
aber Kräfte wie ein Bär. Vermutlich war sie sogar stärker als Michael. Unter dem Jubel der Zuschauer wuchtete Vanessa gerade
die schwere Kugel hoch durch die Luft.
Nur die drei Jungs hatten kein Auge für den spannenden Wettkampf. So einen Anpfiff hatten sie noch nie bekommen. Herr Rittmeier
hatte alle Streithähne ins Büro des Direktors gebracht. Natürlich hatte Professor Stölzer während eines so großen Festesalle Hände voll zu tun. Entsprechend geladen war er, als er extra von der Ehrentribüne, auf der er mit vielen Gästen saß,
fortgerufen wurde, weil einige seiner Schüler in eine Rauferei verwickelt waren.
Wenigstens glaubte er keine Sekunde daran, dass drei seiner besten Sportler die Sportschuhe von Gästen stahlen. Aber als Michael
ihm von seinem Verdacht erzählte, die Grünheimer hätten ihm etwas in sein Getränk gemixt, schäumte er vor Wut. Wie denn Michael
dazu komme, den Gästen so etwas zu unterstellen! Im Übrigen sei er enttäuscht von Michaels Leistung im Sprint und er finde
es erbärmlich, dass Michael jetzt nach solch billigen Ausreden suche. Damit war für den Direktor die Debatte beendet. Noch
ein einziger Vorfall, und Michael, Jabali und Lennart würden vom Rest des Wettkampfs ausgeschlossen, drohte er, bevor er verärgert
zurück zur Ehrentribüne ging. Nur weil die drei so fleißig bei der Vorbereitung geholfen hatten, bekamen sie überhaupt noch
eine Chance und durften bleiben.
»Rauferei bei einem Sportfest. Wo gibt es denn so was!«, hatte der Direktor noch die Worte von Herrn Rittmeier wiederholt.
»Eine Pleite auf der ganzen Linie«, stöhnte Michael.»Und Tom und die anderen Grünheimer Dumpfbacken grinsen sich eins. Wetten, dass die doch . . .«
»Hör auf!«, unterbrach Lennart ihn.
Michael brauste sofort auf. »Glaubst du etwa auch, ich wäre so langsam gelaufen, wenn mir nicht jemand was in mein Getränk
gepanscht hätte?«
Ilka und Linh kamen auf die drei zu. »Mensch, hier steckt ihr! Wo wart ihr? Habt ihr Vanessa gesehen?«
Die Jungs schüttelten die Köpfe. Von Vanessas Wettkampf hatten sie nichts mitbekommen. Zweiter Platz, Silbermedaille. Gut
für den Medaillenspiegel und die Gesamtpunktzahl.
Nur kurz hellten sich die Mienen der Freunde auf. Schnell wurden sie wieder ernst und Jabali übernahm es, den Mädchen die
ganze Geschichte von der Verfolgung und der Standpauke des Direktors zu berichten.
Linh verzog ihr Gesicht zu einer düsteren Miene. »Euch Jungs darf man keine zwei Sekunden aus den Augen lassen. Ich hab euch
doch noch gesagt, wir können nichts nachweisen!«
»Ja!«, muffelte Michael. »Du warst mal wieder die Oberschlaue!«
Linh öffnete den Mund, aber Michael hob sofort seine Hand. »Keinen asiatischen Spruch jetzt!«
»Der Klügere gibt nach«, sagte Linh.
» Deutsches
Sprichwort! Im Übrigen musst du jetzt zum Weitsprung.«
Michael wurde sofort weiß um die Nase. Erschrocken schaute er auf seine Armbanduhr.
»Verdammt. Du hast recht.« Hastig sprang er auf.
»Bist du denn okay?«, fragte Ilka nach.
Michael nickte. »Es geht mir besser. Nicht topfit, aber wird schon gehen. Ich darf nur nicht zu spät kommen.« Dann ging er
los.
»O Mann!«, stöhnte Jabali, als Michael außer Hörweite war. »So, wie der drauf ist, trifft der heute nicht mal die Sprungkiste!«,
befürchtete Jabali.
»Was sagst du da?«, fragte Linh nach. Weil sie dabei sehr komisch guckte, entschuldigte sich Jabali sofort.
»War nicht so gemeint!«
»Nein, nein«, berichtigte Linh. »Kommt mit.« Noch ehe die anderen begriffen, was los war, hatte Linh schon die Tartanbahn
überquert. Nur kurz drehte sie sich um, um zu sehen,
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