StasiPolka (German Edition)
in die Firma.“ Er nickte zu Eduardo hinüber.
Vincent sah nicht, wie der Kubaner es machte. Eduardo glitt auf Bobby zu, war ihm kurzfristig ganz nah, he Eddie, sagte Bobby, dann kippte er nach hinten. Den blut igen Fleck auf seinem dunklen Baumwollhemd bemerkte man nur beim genauen Hinschauen. Sid saß mit weit aufgerissenen Augen da.
„Eduardo, es ist an der Zeit, dass du dich um deinen Landsmann kümmerst“ P eters war jetzt erregt, sabberte fast, „lass ihn ein bisschen bluten.“ Der Dunkle hatte sein Messer noch in der Hand, kam herüber und baute sich vor Vincent auf. Sein hübsches Gesicht war ausdruckslos, die Pupillen stecknadelspitz; ziemlich zugedröhnt der Mann. Er beugte sich herab und schlitzte behutsam Vincents linkes Hosenbein oberhalb der braunen Packbandfesseln auf. Dann stand er wieder über ihm, überlegte, wo er anfangen sollte.
„Dein Meister kann nicht gewinnen Eddie, ihr habt keine Chance“, sagte Vi ncent. Der Mistkerl reagierte nicht. Wahrscheinlich hätte man ein Megaphon gebraucht, um zu ihm durchzudringen. Er starrte an die Wand hinter Vincent, ließ das Messer in der Hand rotieren, stimmte sich ein für die Arbeit. Vincent machte sich auf Schmerzen gefasst.
In die Stille hinein klang das metallische Ratschen einer durchladenden Rep etierflinte. Das Geräusch fand den Weg in Eduardos zu gedampftes Hirn, er riss den Kopf hoch, wollte herum fahren, aber da erwischte es ihn schon. Holz und Staub prasselten aus der Wand über Vincent, Kopf und Schultern des Killers verschwammen in blutigen Spritzern, Vincent kam es vor, als hörte er den Knall und danach einen zweiten Knall erst Ewigkeiten später. Eduardo sackte über seinen Beinen zusammen, Rücken und Kopf ein blutiger Brei. Im Hintergrund stand Vickie in der Tür, ein Gewehr an der Hüfte, Worte schreiend, die nicht bis zu ihm durchdrangen. Sid tauchte ab und kam mit Bobbys Pistole in der Hand wieder hoch.
„Du verdammtes Schwein“, brüllte er in Richtung Peters, „das wirst du mir b üßen.“
„Mach keinen Fehler Sid“, Peters war blass.
„Bobby war mein bester Freund“; kreischte Sid, ohne zuzuhören. Er zitterte, stand, die Beine gespreizt, die Taurus in beiden Händen an der Wand und legte auf Simons Wanst an.
„Komm, sei vernünftig Sid“, jetzt brüllte auch Peters, „mach jetzt keinen Scheiß. Bobby hat dich und Vickie nur ausgenutzt, wollte euch über den Tisch ziehen. Die En tführung von diesem Typ, da arbeiten wir zusammen. Ihr kriegt euer Geld.“
„Sid“, versuchte Vincent, sich einzumischen, „lass ihn in Ruhe. Es ist vorbei.“
Zu spät. „Du Scheißkerl.“ Es krachte zwei, drei Mal, und Peters kippte um. Sid ließ die Pistole fallen, rutschte auf den Boden, die Augen verdreht, als sei ihm schlecht. Vickie stand mit ihrer Schrotflinte wie ein Denkmal in der Zimmertür. Ende der Floridareise. Peters würde niemandem mehr erzählen können, wer seine Hintermänner waren.
Das Mädchen löste sich als erste aus ihrer Erstarrung und legte das Gewehr b ehutsam auf den Tisch. Sie ging zu Sid hinüber und kniete sich zu ihm auf den Boden. Er kroch näher an sie heran, legte seine Arme um ihren Hals und brabbelte unverständliches Zeug.
Vincent zog seine Füße langsam unter Eduardos totem Körper hervor und fand schlie ßlich auch das Messer in der glitschigen Masse, die mal sein Rumpf gewesen war. Die beiden achteten nicht auf ihn, als er seine Beinfesseln durchschnitt. Kein Gefühl da unten, alles taub; es würde ein Weilchen dauern, bis er wieder einigermaßen laufen konnte. Also kroch er zum Tisch hinüber, zog sich auf einen Stuhl und versuchte, den Kopf klar zu bekommen.
Vickie und Sid blieben stumm, waren weit weg. Sie hockten da, die Arme u meinander geschlungen und wiegten sich mit geschlossenen Augen zum Takt einer Melodie, die nur sie wahrnahmen. Vincent roch an der Schnapsflasche. Starker Fusel, selbst gebrannter vielleicht, trotzdem versuchte er es mit einem Schluck. Fünfzigprozentiger Hustensaft, die Kehle brannte, aber sein Kopf wurde klarer. Er überprüfte die Mossberg, mit der Vickie gefeuert hatte. Drei Patronen steckten noch, zwölfer Kaliber; das Mädchen hatte mit zwei Schüssen ganze Arbeit geleistet. Vincent befühlte seine Taschen, Karten und Geld waren noch da. Die Taurus lag halb unter der Couch, mindestens einen Meter von den beiden entfernt. Vincent bewegte seine Zehen, drückte die Füße fest auf den Boden, allmählich legte sich das taube Gefühl. Vorsichtig
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