StasiPolka (German Edition)
zum Anziehen“, sagte er, als er ins Haus kam, „wenigstens bis wir den nächsten Laden finden.“ Vickie verschwand und kam mit einer verbeulten Jo gginghose zurück. „Hat Bobby getragen.“ Aus der Sporttasche fischte sie ein grünes Baumwollhemd. Vincent zog sich bis auf die Unterhosen aus, ließ alles auf dem Boden liegen und steckte dann seinen Kopf unter den Wasserhahn.
„Das wird nichts.“ Vickie verschwand im Bad, kam mit einer Plastikschachtel voller Medizinkram zurück und tupfte die wunden Stellen behutsam mit einer Desinfe ktionslösung ab. Es brannte. Danach zog Vincent seine Bootsschuhe, Hemd und Jogginghose an, steckte Handy, Pistole und Simons Papiere ein. Reisefertig. Sid schaute teilnahmslos zu, war mit der Flasche beschäftigt. Vickie wurde ungeduldig.
„Komm, fass mal mit an.“ Sie warfen ihren Plunder auf die Ladefläche des kle inen Pickup, Vincent legte die entladene Mossy dazu, dann setzte Sid den Wagen fünfzig Meter zurück. Das Lagerfeuer war in sich zusammen gefallen, glimmte aber noch.
I n Vincents Hosentasche vibrierte Simons Handy. Die Nummer des Anrufers sagte ihm nichts, er drückte auf Empfang und wartete. Stille. Irgendwer atmete, wollte nicht als erster sprechen. Dann schließlich doch. „Hi, Simon“, die wohlbekannte Stimme.
„Hat nicht geklappt, Horace.“
„Also was“, er verstummte, legte aber nicht auf. Vincent wartete und sah Sid zu, der zwei dicke Holzstücke auf die spärliche Glut des Feuers legte und dann mit einem Plastikkanister ins Haus ging. Süßlicher Spritgeruch breitete sich aus. Sid kam zurück und goss den Rest des Benzins vor dem Hauseingang auf die Erde. Begabter Brandstifter. Er rannte zu Vickie hinüber. Trent hing immer noch in der Leitung.
„Sie sind aus dem Geschäft Horace“, Vincent gab ihm noch ein Bonbon für die Nacht, „die Russen werden sich um Sie kümmern.“ Er legte auf.
Sie standen da und beobachteten die dunkle Benzinlache, die langsam auf das knisternde Lagerfeuer zufloss.
„Lass uns fahren“, sagte Vincent, als die Stichflamme fauchend in das Haus hi nein raste, „Simons Kumpel hat schon angerufen.“ Die beiden wandten sich zögernd ab. Vincent kam es vor, als wären sie am liebsten noch eine Weile geblieben.
31
Vickie und Sid hielten den Atem an, als die beiden Gorillas an den Tisch traten.
„Sie sind Vincent?“, knarzte der eine. Knappe einhundertfünfzig Kilo, kurz gestutzter Bart um Mund und Kinn, der slawische Akzent war unüberhörbar. Lenin in der Magnumausgabe. Vincent nickte.
Der Mann knallte eine braune Papiertüte auf den Tisch und streckte ihm seine tellergroße Hand entgegen. „Gospodin Baranowski wünscht Ihnen Gottes Segen und gesunde Reise.“ Das klang schon wärmer. “Sollten Sie Hilfe brauchen“, er schob Vi ncent einen Zettel zu, „wir sind nicht weit.“ Der Mann hinter ihm, gleicher Bart aber eine Gewichtsklasse leichter, grinste Vincent freundlich an. In seinem Gebiss blinkte nicht eine einzige Metallkrone; die Russen in den Staaten überarbeiteten wohl ihre Markenzeichen.
„Danke. Ein Medizinmann, der mich etwas herrichtet, wäre nicht schlecht.“
„Kein Problem. Wir warten, bis Sie mit denen hier fertig sind. Wer hat sie so zugerichtet?“ Ein kalter Blick auf Vickie und Sid.
„War ein Unfall.“
„Na gut“, die beiden drehten ab und setzten sich zwei Tische weiter ans Fenster.
Sid staunte nicht schlecht. „Was waren denn das für Typen?“
„Mein Anwalt und sein Bürochef“, sagte Vincent, „da ist euer Geld.“
Vickie griff sich die Tüte und warf einen Blick hinein. „Jesus.“
Sie hockten in einer Kaffeebude im Frachthafen von Port Everglades, nur einige Autominuten von Vincents Hotel entfernt. Es war gerade mal fünf in der Früh. Niemand beachtete sie hier unter den Pennern und Frühaufstehern, auch wenn Vincent mittlerweile aussah, als habe er beim Zug durch die Kneipen mit jedem Rausschmeißer Streit angefangen. Langsam musste ihn jemand wieder her richten.
„Ihr solltet jetzt verschwinden. Haltet das Geld zusammen und versteckt euch die näch sten Wochen. Wer weiß, wie lange der Sheriff euch suchen wird, wer weiß, wie sauer Simons Verein auf euch ist.“ Vincent übertrieb etwas, aber es konnte nicht schaden, wenn sie sich still verhielten.
Trent würde zwar heute früh Leute los schicken, aber die Suche abbrechen la ssen, wenn er von dem niedergebrannten Haus erfuhr. Mit Sicherheit würde er vermuten, Vincents Russen hätten ganze Arbeit
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