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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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stemmte er sich mit beiden Armen hoch, ging drei wacklige Schritte und steckte die Pistole ein. Wenn jetzt nicht der nächste Verrückte mit einer Panzerfaust durch die Tür stürmte, hatte er Feldvorteil.
    Er setzte sich wieder an den Tisch und räusperte sich. „Hallo ihr beiden.“ Mag sein, dass sie ihn hörten, aber sie zogen es vor, so zu tun, als seien sie nicht anwesend. Ihm kam kurzzeitig der Gedanke, eine Ladung Schrot in die Zimmerdecke zu ballern. Aber vielleicht gab es doch Nachbarn.
    „Was wollt ihr mit Bobbys Leiche anfangen?“ Das schreckte sie auf. Sid öffnete die Augen und sah Vincent über Vickies Rücken hinweg an. Sie ließ die Arme sinken und drehte sich halb um.
    „Setzt euch da rüber“, Vincent zeigte auf die Couch, „wir müssen reden.“
    Sie gehorchten brav, rückten nahe zueinander und schauten ihn wortlos an. Vi ncent warf Vickie die Schnapsflasche hinüber. Sie trank, als sei das Zeug Limonade und gab den Fusel an Sid weiter. Er hustete, als der kratzige Stoff seine Kehle frei brannte.
    „Ich will euch sagen, was ich tun kann, wenn wir hier aufgeräumt haben“, sagte Vincent, „ich besorge mir Geld und gebe jedem von euch dreißig Riesen, damit ihr w oanders was Neues anfangen könnt. Wenn ihr lieber hier in der Gegend bleibt, ist das euer Risiko.“
    „Bilden Sie s ich bloß nichts ein.“ Sid, die Dumpfbacke, raffte es schon wieder nicht.
    Vickie nahm seine Hand und hielt sie fest. „Was haben Sie sich denn unter Au fräumen vorgestellt?“
    „Es gibt zwei Alternativen. Wir richten die Toten so her, dass es nach einer Schießerei unter den dreien aussieht, dann stecken wir die Bude in Brand. Oder ihr lasst die Leichen verschwinden, und wir brennen danach alles nieder. Dann gibt es noch eine dritte Möglichkeit. Ich lege euch auch um, zünde das Haus an und verdufte in Simons Auto. Kommt aber nicht in Frage, schließlich verdanke ich euch was.“
    Sid stierte Vincent an. Für ihn sah er vermutlich aus, wie der Bösewicht aus e inem Splatter Film; von der Brust an abwärts zugeklebt mit Eduardos Blut, dazu sein ramponierter Schädel. Vielleicht hatte er sich obendrein einige von Vickies Schrotkugeln eingefangen.
    „Wenn wir das Haus abfackeln, wird der Sheriff herausfinden wollen, wo Sid und ich abgeblieben sind“, stellte das Mädchen sachlich fest. „Wenn wir die drei in den Sumpf werfen, und ich hier gründlich sauber mache, wird höchsten mal irgendein eh emaliger Knacki vorbei kommen und nach Bobby fragen.“
    „Du vergisst Simons Kompagnon“, sagte Vincent, „der sitzt jetzt schon auf he ißen Kohlen und wartet, dass sein Partner sich meldet. Spätestens morgen Mittag schickt er hier Leute vorbei.“
    „Wir könnten denen sagen, dass Bobby einen Anruf von Simon bekommen hat. Danach hat er Sie geschnappt und ist weg gefahren. Wahrscheinlich, um Sie irgendwo an Simon zu übergeben.“
    „Selbst wenn sie euch das glauben, werden sie vermuten, dass die Sache am E nde schief gelaufen ist. Dann machen sie mit dir und Sid kurzen Prozess. Ihr seid Zeugen, vergiss das nicht.“ 
    Stille. Die ersten Insekten untersuchten bereits die toten Körper am Boden. Bald würden andere Aasfresser aus den Ritzen der Hütte kriechen. Draußen schien alles ruhig zu sein. Ab und zu hörte man aus der Ferne die an- und abschwellenden Geräusche vo rbei fahrender Autos. Die Hütte lag vermutlich abseits der Strasse.
    Die beiden starrten vor sich hin wie meditierende Esoteriker; Vincent reichte es langsam. „Sollte ich besser gehen? Ihr braucht es nur zu sagen.“
    „Sie haben Recht“, Vickie sah Vincent an, „am besten, wir schaffen die drei in den Sumpf und stecken dann die Bude an. Sid hat unten auf den Keys eine Cousine, bei der wir erst mal bleiben können.“ Sie drückte Sids Hand. „Mit dem Geld können wir uns später einen Kahn kaufen und fischen gehen. Oder Touristen herum fahren.“ Das Gesicht des Jungen hellte sich auf.
    „Also dann“, sagte Vincent und nahm die Flinte vom Tisch.
    Draußen, mit einem Rad knapp vor der Haustür, stand ein schrottreifer Toyota Pickup. Weiter hinten zwischen den Bäumen ein dunkler Cadillac, die Schnauze zur Ausfahrt; Eduardo hatte einen schnellen Rückzug geplant. Rechts neben dem verglimmenden Lagerfeuer ein zweiter verbeulter Pickup, kleiner, als der Toyota.
    „Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte Vincent.
    „Nicht weit bis Delray.“ Sid sprach endlich wieder. Er warf ein paar armlange Holzbalken auf das Feuer.
    „Ist das

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