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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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vergeudete keine Zeit; Vincent merkte, wie Graham sich aufrappe lte, als sie mit quietschenden Reifen die Hügel hinab zum Meer kurvten. Unten am Hafen herrschte abendlicher Hochbetrieb, kein freier Tisch vor den Kneipen, Händchen haltende Pärchen beim Bummel, gut gelaunte Säufer auf den Booten.
    „Kroatien scheint wieder im Kommen zu sein“, krächzte es von hinten. Grahams erste Wortmeldung seit einigen Stunden.
    Der Fahrer sah Vincent an. „So was höre ich von meinen Gästen  dauernd“, sagte Vincent zu ihm auf Kroatisch. Der Mann nickte und manövrierte das Auto behutsam durch die Menschenmenge.
    Vincents Boot sah unberührt aus. Er zog die Gangway heran und ging an Bord. Der Fahrer reichte die Reisetasche herüber und half dann Graham aus dem Auto. „Noch einen Wunsch?“
    Vincent Magen hing durch. Die Versuchung war groß, irgendwo an den Ortsrand zum Essen zu fahren, aber leichtsinnig war er oft genug gewesen. „Danke, ich glaube, mein Freund braucht Ruhe.“ Vincent zahlte und gab dem Mann dann fünfzig Dollar obendrauf. „Wir wollen früh raus, sehen Sie morgen mal beim Hafenmeister nach, ob noch eine Rechnung offen ist.“
    „Ist gemacht“, Der Fahrer sah zufrieden aus, wahrscheinlich würde er nur ein paar Kuna bezahlen müssen, wenn überhaupt. Er stieg in seinen Wagen und reichte Vincent durchs Beifahrerfenster seine Geschäftskarte. „Jederzeit wieder.“
    Vincent steckte die Karte ein und stützte dann Graham, der sich unbeholfen über den Steg ins Cockpit tastete.
    „In einer Stunde gibt’s was zu Essen“, er half Graham hinunter in den Salon und machte das Boot klar zum Auslaufen. Einige Minuten später setzten sie mit leise tuckerndem Motor aus der Box. Vincent behielt die niedrige Drehzahl bei, so hob kaum jemand den Kopf, als sie in langsamer Fahrt an den vertäuten Yachten vorbei durch das spiegelnde Hafenwasser glitten.
    Ausgangs der Bucht ging Vincent auf Marschfahrt, drehte nach Südwest auf die offene Adria zu und stellte den Autopilot ein. Graham saß im Dunkeln, hatte sich noch nicht von der Stelle gerührt.
    „Haben Sie Hunger?“ Vincent machte Licht.
    „Eher Durst.“ Seine Augen glänzten, vielleicht hatte er Fieber.
    Vincent holte die eiserne Ration aus dem Kühlschrank, dalmatinischen Schinken und Parmesan, beides pfundweise in Folie verschweißt, stellte Geschirr, Wasser, Wein und eine Flasche Tullamore auf den Tisch und setzte sich zu ihm. Graham machte sich über das Wasser her und kippte danach einen Whisky. 
    Sie saßen sich stumm gegenüber, Graham aß mit spitzen Fingern nur einige Häppchen, Vincent langte zu. Das Schiff zog ruhig durch die glatte See. Graham goss einen ordentlichen Schluck Schnaps nach, schüttelte sich, als der Whisky in seiner Kehle brannte.
    „Wie geht es jetzt weiter?“
    „Ich bringe Sie zu Leuten, die mir helfen, die Mädchen zu befreien.“
    „Anna, Anna“, schweifte er ab, „wie konnte sie das tun?“ Nicht einfach, wenn man fes tstellt, dass ein scheinbar sanftes Reh sich noch andere Böcke hält.
    Er verfiel wieder in Schweigen. Vincent ging nach oben, um den Steuerkurs zu korrigieren. Heute Nacht würde er an der Nordküste Hvar s entlang nach Osten fahren. Erst in der Morgendämmerung wollte er dann wieder nach Norden drehen und Makarska ansteuern. Er stellte einen neuen Wegepunkt ein und beobachtete einige Minuten den Kompass. Alles klar.
    Der Pegel in der Schnapsflasche war deutlich gesunken, als Vincent hinunter stieg und sich wieder an den Tisch setzte. Graham stierte, den Kopf in die Hände g estützt, ins Leere. Schnapsdrosseln wirken selten cool, wahrscheinlich haben Suff und Selbstmitleid die gleichen Wurzeln.
    „Wer weiß außer Ihnen noch, wo das Geld ist“, fragte Vincent.
    Graham schreckte aus seinen Gedanken hoch, Trübsinn im Blick. „Niemand. Nur ich.“
    „Dann weihen Sie mich jetzt ein.“
    „Sind Sie verrückt? Das fehlte gerade noch.“ Spontan, ohne nachzudenken. Wenn es ums Geld ging, reagierten bei ihm blinde Reflexe.
    „Langsam, Graham. Was wird aus Rea, wenn Sie sich einen zweiten Schuss ei nfangen?“
    „Was wird aus mir, wenn Sie den Schlüssel zum Geld haben und mich nicht mehr bra uchen?“
    „Fischfutter natürlich“, sagte Vincent, „aber im Ernst, was macht es, wenn ich Bescheid weiß. Wäre Rea frei, könnten Sie meinetwegen die Depotnummern im R adio verlesen, das Geld ist ohnehin verloren. Aber Rea ist eine Geisel, sie wurde von Ihren Kompagnons gekidnappt. Worauf sollte ich

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