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STASIRATTE

STASIRATTE

Titel: STASIRATTE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Döhring
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steter Nachfrage, wann was fertig sein würde. Bei schönem Wetter genoss ich es auch oft, einfach nur in der Sonne zu sitzen, zu lesen und die schöne ruhige Gegend zu genießen.
    Als die neuen Grundmauern standen, stagnierte die Bauphase. Die schwierige Aufgabe, geeignetes Holz für den großen Dachstuhl zu besorgen, band Pauls Kräfte. Hier konnte nach einigen Verhandlungen die Abrissbrigade aus Berlin wieder behilflich sein, die diesmal größere Summen Westgeld als Bezahlung forderte.
    In der Zwischenzeit hatte meine Wohnsituation auch eine neue Wende genommen.
    Aus Pauls großem geschäftlichen Bekanntenkreis war jemand auf einen frisch geschiedenen Berliner gestoßen, der aus einer ihm vom VEB Wohnungswirtschaft zugewiesenen Wohnung Kapital schlagen wollte, weil er sie eigentlich nicht brauchte. Wohnraum wurde staatlich zugeteilt und jeder Erwachsene konnte sich bei der Wohnungsverwaltung dafür anmelden. Nach einem undurchschaubaren System wurde dann frei werdender oder neu gebauter Wohnraum zugeteilt. Beziehungen konnten nicht schaden, mangels Angebot aber auch nicht allzu viel nützen. Wurde eine Ehe geschieden, mussten die Paare häufig noch jahrelang zusammenwohnen, weil es einfach keine freien Wohnungen gab, in die einer der beiden fortziehen konnte.
    Unser frisch geschiedener Mann wohnte schon bei seiner neuen Freundin und hatte beschlossen, die ihm zugeteilte Wohnung zu Geld zu machen.
    Das funktionierte, indem er die Sache vorsichtig ein bisschen herumerzählte, bis sich ein Interessent gefunden hatte. So wurde ich die „Verlobte“ eines mir bis dato völlig unbekannten Menschen. Wir einigten uns auf die horrende Sum-me von 5000 Mark und setzten einen Untermietsvertrag auf. Daneben zahlte ich noch eine Vermittlungsgebühr an den über drei Ecken Bekannten in Höhe von zehn Prozent.
    Nach einer Schamfrist von ein paar Monaten ging ich erneut zur Wohnungsverwaltung, um den Damen dort glaubhaft zu machen, dass ich leider von meinem Verlobten verlassen wurde, der bereits zu seiner neuen Freundin gezogen war (die einzige Stelle an der Geschichte mit Wahrheitsgehalt). Weil man mich in unserer sozialistischen Gesellschaftsordnung nicht einfach auf die Straße setzen konnte, wies man mir nach ein paar Wochen die Wohnung förmlich zu.
    * * *
    „Jana, es möchte Sie jemand sprechen in Zimmer 4060.“ Ich sah meinen Chef fragend an. Er war der Leiter der Bar, An-fang 50, grau meliert und für seine Zielgruppe sehr attraktiv. Außerdem war er eloquent und nicht selten witzig.
    „Was soll ich denn dort?“, fragte ich ihn verwundert.
    „Na ja, es gibt dort noch ein paar Büros, den Chef vom Dienst und so“, war seine Antwort.
    „Und da will man mich sprechen?“ Ich machte mir Sorgen, ich hatte nichts verbrochen oder jedenfalls nichts davon bemerkt.
    Ich sah ihn an und wartete auf irgendeine Erklärung, aber der Chef zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern und sagte dann noch: „Ja, was weiß ich, Jana, vielleicht hängt es mit Ihrem Fund in der vorigen Woche zusammen. Erinnern Sie sich, als Sie mit Jonathan Dienst hatten?“
    Ja, es fiel mir wieder ein, und ich hatte gehofft, dass sich die Sache erledigt hatte. Und warum wusste mein Chef eigentlich davon? Wo ich mich doch noch an Jonathans deutliche Ermahnung erinnerte?
    Vor einigen Tagen hatte ich einen Packen Unterlagen auf einem der Tische gefunden. Ein paar Gäste, die Arabisch sprachen, hatten lange bei Tee und Zigaretten darüber zusammengesessen und erregt diskutiert. Es hatte mich schon gewundert, dass gerade die Papiere, um die es doch wohl in dem Gespräch ging, achtlos liegen geblieben waren. Ich nahm sie mit nach hinten ins Office und breitete sie auf dem Klapptisch aus. Der Text war in englischer Sprache verfasst. Dazu gab es ein paar technische Zeichnungen, die ich nicht zu deuten wusste. Hinzu kam, dass die Bar noch sehr belebt war und ich keine Zeit hatte, mich in die Unterlagen zu vertiefen. So ließ ich sie erst mal liegen und hoffte, die Gäste würden sie bald vermissen und abholen. Da aber nichts dergleichen geschah, wandte ich mich an Jonathan, meinen Kollegen, der den Bardienst hatte, mit der Frage, was wir nun damit machen sollten. Er sah sich die Sache nachdenklich an und beschloss, damit zum Chef vom Dienst zu gehen. Der Chef von Dienst war eine Institution für alle besonderen Fälle, die sich rund um die Uhr im Hotel ergaben und für die Lösungen gefunden werden mussten. Die Herren und Damen in dieser Position saßen in der

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