Staub Im Paradies
als Magaziner bei Lindt & Sprüngli in Kilchberg.«
»Lathan selbst arbeitet bereits seit drei Jahren in der Seerose und wird dort in den höchsten Tönen gelobt: zuverlässig, freundlich, ruhig, bescheiden und so weiter«, fügte Gret hinzu.
»Wieso flieht der Mann, wenn wir ihm ein Foto des ermordeten Rexon Nadesapilay zeigen?«, stellte Mario die seiner Meinung nach richtige Frage.
»Weil er ihn erstochen hat zum Beispiel?«, schlug Bea sarkastisch vor.
»Das ist tatsächlich eine Möglichkeit«, räumte Michael ein. »Aber wir bräuchten so was wie ein Motiv.«
»Ich werde klären, ob Lathan und seine Familie am Sonntag bei der Schlägerei im Riff Raff dabei waren«, sagte Gret. »Wobei mir einfällt, dass wir so schnell wie möglich aktuelle Fotos der ganzen Familie brauchen.«
»Vater, Mutter und die ältere der Schwestern harren immer noch im Spital aus«, berichtete Bea. »Stellt euch vor, sie wollten Lathan tatsächlich etwas zu essen mitbringen!«
»In Dritte-Welt-Ländern ist das üblich, Bea«, bedachte Michael sie mit einem müden Blick. Dann fuhr er fort: »Vor der Wohnung der Uruthiramoorthys in Thalwil steht ein Streifenwagen. Ich denke, dass nachher noch irgendjemand von uns dort hinfahren und sich umsehen sollte. Der Durchsuchungsbeschluss müsste inzwischen eingetroffen sein.«
Mario stöhnte innerlich auf. Hoffentlich ging dieser Kelch an ihm vorüber! Er hatte die Nase voll für heute. Obgleich er zugeben musste, dass er während der Verfolgungsjagd des Tamilen zu seiner eigenen Verwunderung geradezu aufgelebt war.
»Wir machen das«, rettete ihn der unauffällige Bieri.
Kollar nickte seinem Kumpel beifällig zu: »Wir suchen eine Verbindung zu Rexon Nadesapilay, nehme ich an.«
»So ist es«, bestätigte ihm Michael. »Irgendwas. Es muss irgendeine Gemeinsamkeit zwischen den beiden geben, immerhin kannte ihn Lathan. Laut der Telefongesellschaft hat Rexon mit seinem neu erworbenen Natel mehrfach bei den Uruthiramoorthys zu Hause angerufen. Die anderen Nummern, die er gewählt hat, sind den Telefonleuten unbekannt, es handelt sich aber höchstwahrscheinlich um Geräte in Sri Lanka.«
»Sucht nach Zigaretten«, räusperte sich Häberli plötzlich.
»Wie bitte?«, reagierte Michael verwundert.
»Ihr wisst, was mir vor zehn Jahren passiert ist, oder?« Häberli lächelte vieldeutig.
»Du spielst nicht etwa schon wieder auf diesen verdammten Hecht an, den du aus dem Walensee gezogen hast, John, oder?«, raunzte Bea ihn an. »Wir können auf deine Anekdoten heute getrost verzichten!«
»Es war ein Wels, liebe Bea, das nur nebenbei, und den erwischten wir erst vor acht Jahren«, entgegnete ihr Häberli ungerührt.
Die anderen wunderten sich über Beas unangebrachten, giftigen Ton. Häberli war gewiss die meiste Zeit über eine quälende Nervensäge. Aber er hatte dennoch sehr viele Erfolge aufzuweisen und genoss nicht nur aus Altersgründen großen Respekt unter den Kollegen.
»Ich spreche vom Fall Rieterpark, dem Messermord an diesem Vietnamesen. Wie hieß er schon wieder, ähm ja, Phyang, richtig«, redete Häberli weiter. »Wir ermittelten ein halbes Jahr lang in jede erdenkliche Richtung. Ich dachte selbst schon fast, es steckten fliegende Fische hinter der Attacke, das könnt ihr mir glauben. Dabei ging es nur um eine Abrechnung im Zigarettenschmugglermilieu.«
»Und was hilft uns das jetzt?«, fragte Michael ratlos.
»Ich meine nur«, schwadronierte Häberli weiter. »Dieser Dingsbums, ähm …«
»Lathan«, half ihm Gret.
»Genau, dieser Lathan hatte zwei Stangen Marlboro in seinem Spind in der Seerose , oder?!«
»Wie viele verdammte Stangen von deinen stinkenden Gauloises hast du im Spind, John?«, fragte ihn Bea.
»Gar keine«, antwortete Häberli irritiert. »Ich kauf mir die Dinger täglich frisch!«
»Schade, dass man das nicht riecht«, kommentierte Bea und zog ihre Knollennase zusammen.
»Ich habe heute mit Fred Staub telefoniert«, wechselte Michael das Thema.
Alle horchten spürbar auf.
»Wir wissen seit dem frühen Nachmittag, woher der ermordete Rexon stammt. Und da Fredy, wie jedem von euch bekannt sein dürfte, derzeit seine Ferien ja in Sri Lanka verbringt, hat er sich bereit erklärt, die Familie des Toten aufzusuchen.«
»Hört, hört«, brummte Häberli.
»Wie geht’s ihm denn?«, hakte Gret nach.
»Sie haben dort gerade auch ein paar gröbere Probleme«, wich Michael ihr aus. »Ich erzähle dir das später genauer.«
»Ich habe hier übrigens
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