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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Leerzeichen. Ich nehme an, der leere Platz dazwischen ist für so viele Buchstaben reserviert, wie gepasst hätten, wenn man alles in gleicher Größe hintereinander geschrieben hätte.“
    „Und womit willst du die richtigen Stellen abzählen?“
    „Mit dem Datum. 3. Adar 5505. 3-1-2-5-5-5, die Null lasse ich weg, und fange von vorne an, solange was Sinnvolles herauskommt.“ Nach einigen Minuten kratzte er sich mit dem Stift im Haar. „Okay, da kommt nichts Sinnvolles heraus. Versuchen wir 0-3-1-2-5-5-0-5. Und bei der Null fange ich wieder am Anfang an.“ Er rümpfte die Nase. „Geht auch nicht. Wie wär’s mit 3-12-55-5?“
    Kristin kuschelte sich an Daniel. „Verzähl dich nicht.“
    Endlich erhellte sich sein Gesicht. „Ja, ja, ja!“ Max rollte den Stift zwischen seinen Handflächen, biss sich auf die Unterlippe und schüttelte seine Hand aus. Der Bleistift hatte seine Wunde aufgerissen und ein paar Tropfen Blut fielen auf die Luzzatto-Schrift.
    „Und?“, warf Kristin ein. „Was ist der Grund für deinen geistigen Orgasmus?“
    „Ich hab’s! Ein Name und zwei Wörter: Moses, Kanne und weiß – die Farbe also. Wenn ich das Schema weiter anwende, kommt wieder Schwachsinn raus, also muss hier Schluss sein.“
    „Und das bedeutet – was?“
    „Keinen blassen Schimmer. Vielleicht müssen wir in den Thora-Abschnitten über Moses …“
    „Nach einer weißen Kanne suchen?“ Kristin winkte ab. „Viel Spaß. Ich gehe jetzt meine Mam anrufen. Vielleicht erreiche ich sie endlich mal. Und euch würde ich empfehlen, es mit Kaffeesatz zu probieren. Ich habe gehört, damit kann man auch erstaunliche Offenbarungen bekommen.“ Sie bugsierte Daniel aus dem Raum.
    Als die Tür zufiel, legte Mirjam ihre Wange an Max’ Schulter. „Drei Wörter, das ist nicht viel. Der Gaon muss gewusst haben, was RaMChaL damit sagen wollte. Wir nicht.“
    „Wir sind schon weiter als zuvor.“ Er wischte die Bluttropfen vom Blatt. „Mist, jetzt habe ich Luzzattos Schrift besudelt.“
    „Du kannst doch alles herausfinden, wenn du deine Kräfte verwendest, oder?“
    „Es ist sehr kompliziert. Zum einen weiß ich noch nicht genau, wie das alles funktioniert. Gestern war ich wütend, es hat mich einfach überrollt, was genau ich dafür getan habe, kann ich jetzt nicht einmal sagen.“ Er faltete die Schrift zusammen. „Und zweitens – was auch immer es ist, es ist stärker als ich. Ich kann es nicht kontrollieren.“
    „Du hast dabei Sefirot genannt. Angefangen mit Kether.“
    „Kether bedeutet …“ Seine verletzte Hand verkrampfte sich. Das Gesicht erstarrte und jeglicher Ausdruck verließ seine Augen. Stattdessen flammte darin Feuer auf.
    „Max!“ Mirjam berührte seine Wange.
    Dunkelheit schlug über sie nieder. Sie wollte blinzeln, es gelang ihr aber nicht, die Augen zu öffnen. Die Luft blieb weg, egal wie sehr sie um Atem rang. Kälte durchdrang ihre Poren, brannte auf ihrer Haut und vereiste ihr Gewebe. Das Blut fror ein und ihr Herz tat einen letzten Schlag.
    Auf einmal gelang es ihr, die Lider aufzuschlagen. Vor ihr stand Max, den sie noch immer an der Wange berührte. Eine alte Straße erstreckte sich zwischen den Häusern, die sich dicht aneinander drängten. In einigen Fenstern brannte schwaches Kerzenlicht. Der klare Nachthimmel erstreckte sich über ihren Köpfen.
    „Max? Wo sind wir?“
    „Das weiß ich noch nicht.“ Seine Stimme erklang hohl in der absoluten Stille. „Worte sind Macht. Ich habe mein Blut vergossen und war so in Gedanken bei dieser Schrift, dass es mich fortgerissen hat.“
    Mirjam wollte ihre Hand zurückziehen, aber Max packte sie am Gelenk. „Nein. Lass mich auf keinen Fall los, verstanden?“
    Sie nickte verunsichert. Das Bild vor ihren Augen begann sich zu verändern. Die Farben flossen in ein Schwarzgrau über. „Was passiert hier?“ Sie drückte seine Finger fester zusammen, ohne etwas zu spüren. „Wohin sind die Farben verschwunden?“ Panik blähte sich in ihr auf, fand aber keinen Weg nach draußen. Sie konnte nicht weinen, nicht einmal tief Luft holen.
    „Wir schwingen anders und das überfordert dein Gehirn. Es versucht sich zu schützen, indem es nur die wichtigsten Informationen verarbeitet. Ich fürchte, ich habe dich mitgezogen, weil du mich berührt hast. Lass mich auf keinen Fall los, sonst findest du nicht zurück.“ Er zog sie sanft mit sich. „Komm, solange wir noch Zeit haben.“
    „Zeit?“
    Seine Augen wirkten seltsam tot. „Ich fühle das Tier

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