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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Gott, wie sehr er sie vermisste!
    Nach vier Stunden rief Schöbel an.
    „Tja, Ihr Wunder-Musiker scheint sich wirklich in Nichts aufgelöst zu haben. Sein Agent hat sämtliche Termine für die nächsten zwei Wochen abgesagt. Angeblich haben die neuerlichen Ereignisse den armen Kerl so mitgenommen, dass er sich einen spontanen Urlaub genommen hat. Der überaus freundliche Agent hat mir mitgeteilt, Herr Helmgren befände sich jetzt in Schweden, in einer Waldhütte an irgendeinem See, den ich ohne einen Zungenknoten nicht aussprechen kann. Er ist weder telefonisch noch sonst wie erreichbar.“
    „Er lügt.“
    „Da bin ich auch sicher. Danach setzte ich mich mit den Eltern dieser Mirjam Belzer in Verbindung. Wo ihre Tochter steckt, wissen die nicht. Scheinbar haben sie keinen sonderlich guten Draht zu ihr. Ich bekam ihre Handynummer. Dumm nur, dass ihr Handy bei uns im Revier liegt.“
    „Also, stehen wir wie zuvor in einer Sackgasse? Wäre es vielleicht möglich, eine Fahndung nach ihm herauszubringen? Aber ohne zu viel Wirbel zu verursachen?“
    „Ich denke, das wird nicht nötig sein. Kommen Sie einfach her, ich habe ein Geschenk für Sie.“
    Tilse sah auf seine Gipshand und bewegte die Finger. „Momentan kann ich kein Auto fahren.“
    Einen Augenblick schnaufte Schöbel ins Telefon. „Kommen Sie wenigstens bis nach Bargteheide? Ich hole Sie vom Bahnhof ab. Rufen Sie mich an, wenn Sie Ahrensburg passiert haben.“
    Schöbels Auto stank nach Zigarettenrauch. Bis zum Filter abgerauchte Kippen überfüllten den Aschenbecher, einige lagen auf den Fußmatten und rollten bei jedem Ruck des Wagens hin und her.
    „Es ist nicht weit“, erklärte Schöbel. „Fünfzehn Minuten.“
    Tilse kurbelte das Fenster herunter, um dem Geruch von kaltem Rauch zu entkommen. Sie fuhren aus der Kleinstadt und passierten einige Dörfer. Bald schlängelte sich die Straße durch den Wald, Schöbel ging vom Gas und bog in einen Waldweg. Einige Minuten holperten sie durch sämtliche Schlaglöcher Deutschlands, bis der Wagen hielt.
    „Da wären wir.“ Schöbel stieg aus und klopfte auf das Blechdach. „Jetzt noch ein kurzer Fußmarsch, es ist nicht mehr weit.“
    Tilse zögerte. In dieser abgeschiedenen Gegend fühlte er sich unwohl. Was wollte Schöbel hier? Hatte Friedmann ihm befohlen, ihn zu beseitigen?
    Der Mann holte einen Werkzeugkasten aus dem Kofferraum, zündete sich eine Zigarette an und stampfte einen kleinen Hügel hinauf. „Na kommen Sie, nicht so schüchtern. Hier gibt es keine Wölfe.“
    Tilse folgte, auch wenn ihm die Gesellschaft von Wölfen viel lieber gewesen wäre. Zu gut erinnerte er sich an die Szenen mit der alten Mutter von Helmut Steiner. Ihre Schreie erschütterten ihn noch immer, auch wenn die arme Frau schon lange für ewig verstummt war. In seinen Gedanken stieg das Bild ihres Gesichts mit einer blutigen Augenhöhle empor.
    Mit jedem Schritt verbesserte sich Schöbels Laune. Er erzählte Anekdoten aus seinem Dienst und mehrfach ertappte sich Tilse beim Schmunzeln, bis der Wald eine Lichtung freigab. Mitten im Satz unterbrach Schöbel seine Erzählung und machte eine weit ausschweifende Geste.
    „Voilà.“
    Tilse sah unter einer Linde eine Frau auf der Seite liegen. Für einen Moment musste er an einen gestrandeten Wal denken, so hilflos und schwer bewegte sie ihren Oberkörper vor und zurück und wimmerte leise. Ein Klebeband fesselte ihre Handgelenke hinter dem Rücken. Ein brauner Streifen davon haftete auf ihrem Mund.
    Schöbel stellte seinen Werkzeugasten ab und hockte sich vor die Frau. „Wie seltsam die Menschen doch sind. Ich wollte nur die Handynummer Ihrer Tochter wissen.“ Er tätschelte ihre Wange. „Versuchen wir es doch noch mal. Wenn Sie mir die Nummer sagen wollen, dann nicken Sie.“ Tränen rollten ihre blassen Wangen herunter. Schöbel schnippte seine Kippe ins Gras und zündete sich eine neue an. „Ach kommen Sie“, redete er freundlich weiter und gestikulierte mit der Zigarette. „Zwingen Sie mich nicht, unangenehm zu werden.“
    Angsterfüllt verfolgten die grünen Augen jede Bewegung des glühenden Stängels.
    „Wer ist das überhaupt?“, fragte Tilse.
    „Charlotte Wiebke. Ihre Tochter Kristin scheint mit Mirjam Belzer befreundet zu sein. Interessanterweise ist sie seit zwei Tagen nicht auf der Arbeit gewesen. Angeblich krank. Obwohl sie auch nicht zu Hause anzutreffen ist. Ich wette, das Mädel steckt da mitten drin, finden wir es, finden wir Jonathan.“
    „Und was,

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