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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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wärst der Sohn Gottes!“
    „Wir alle sind seine Kinder. Er hat uns erschaffen.“
    Schöbel lachte und der Rauch der Zigarette entwich stoßweise seinem Mund. Er stemmte seine Hand auf Jonathans Schulter und beugte sich über ihn.
    „Es fängt an, mich zu langweilen. Aber ich weiß, wie wir das verhindern können. Deine Augen gefallen mir sehr. Besonders das rechte.“
    Über seine Schulter schaute Jonathan zu Tilse und Tilse konnte sich seinem Blick nicht entziehen. Je länger er hinsah, desto mehr erfasste ihn das Gefühl, in leere Höhlen zu blicken. Langsam schob sich ein anderes Bild in seine Gedanken: Schöbels blutüberströmte Finger, die ein ausgerissenes Auge mit einer grünen Iris festhielten. Tilse bewunderte die goldenen Sprenkel im Smaragdgrün und im nächsten Moment wandte sich der Augapfel zu ihm und die Pupille zuckte.
    Er keuchte und taumelte gegen die Wand. „Schöbel, lassen Sie uns allein.“
    „Was?“
    „Lassen Sie uns allein.“ Sein Tonfall verhärtete sich. „Gehen Sie ein bisschen im Wald spazieren. Die frische Luft wird Ihnen gut tun.“
    Der Kommissar knurrte, schnippte seine Zigarette auf den Boden und drückte sie mit der Schuhspitze aus. Erst nachdem seine Schritte auf der Treppe verhallt waren, wandte sich Tilse seinem Gefangenen zu.
    „Und was will dein Herr?“
    Jonathan lauschte einen Augenblick. „Er will, dass ich Sie in den Prades führe.“ Sprach er tatsächlich mit Gott? Jetzt, in diesem Moment? Tilse bemühte sich, das Zittern seiner Gliedmaßen zu unterdrücken. Wie sehr wünschte er sich, fest an die Wissenschaft und die totipotenten Zellen zu glauben, doch sein Glaube daran und die Sicherheit schwanden dahin.
    „In den Prades? Das wird ja immer besser. Du kannst also mit ihm reden?“
    „Es gibt nichts mehr, was zwischen mir und meinem Herrn steht. Ich werde meine Aufgabe erfüllen und zu ihm zurückkehren.“
    „Wer zum Teufel bist du?“
    Jonathan lachte auf. Der Klang verzerrte sich, dehnte sich aus, wurde von den Wänden zurückgeworfen und zerbarst in mehrere Stimmen.
    „Ich habe viele Namen, aber das tut nichts zur Sache. Ich bin hier, um Ihre Wünsche zu erfüllen.“
    „Was wünsche ich mir denn?“ Seine Tochter tauchte vor ihm auf. Sie rief nach ihm und streckte ihm ihre Hände entgegen. Tilse machte einen Ruck, um seine Kleine zu umarmen, ergriff aber nur Luft.
    Jonathans Lachen stieg im Kerker empor und verspottete Tilse. Woher kam es? Der Mann schaute ihn doch nur an.
    „Kommen Sie her.“ Die Stimme seiner Tochter hallte noch in seinen Ohren. Der süße Klang, der ihn belebte, zerschnitten von dem unmenschlichen Lachen. „Haben Sie keine Angst vor mir. Kommen Sie näher.“
    Tilse trat einen Schritt näher. „Spiel keine Spielchen mit mir.“
    „Sie stehen immer noch zu weit weg. So kann ich Sie nicht retten.“
    Tilse trat heran. Er vergrub seine gesunde Hand in Jonathans Haar, zerrte an seinem Kopf und zischte:
    „Ich habe keine Angst vor dir. Hörst du? Glaub nicht, du kannst mich manipulieren. Es gibt keine Rettung für dich.“
    Jonathans Flüstern ließ ihn erzittern. Anstatt Blut strömte Eis durch seine Adern. „Andreas, so heißen Sie doch, nicht? Hören Sie zu, Andreas. Jetzt müssen Sie sich ganz schnell umdrehen, wenn Sie nicht erstochen werden wollen.“
    Tilse fuhr herum. Direkt vor ihm stand Friedmann. Die Hand des Oberhaupts schnellte vor und etwas Metallisches blitzte auf.

Kapitel 32
    Fassungslos beobachtete Mirjam, wie Daniel das Gespräch wegdrückte und das Handy in die Jeanstasche steckte. Sie musste etwas tun! Jetzt, sofort, sie durfte ihn nicht gewähren lassen! Ein Gedankenwirbel entlud sich in ihrem Kopf, während sich ihr Körper steif und fremd anfühlte. Als kämpften zwei Wesen in ihr: Eins mit Tatendrang, das Berge bewegen konnte, und das andere, jämmerlich schwach, suchte nach einem Schlupfloch, um die Gefahr abzuwarten.
    Daniel hustete. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, wischte er sich mit einem Taschentuch über die Lippen. „Wo ist der Autoschlüssel?“
    Mirjam schielte zum Nachttisch. Würde es ihr gelingen, schneller dorthin zu gelangen als Daniel? Während sie noch überlegte, durchwühlte er die Schubladen, bis er das Gesuchte fand.
    „So.“ Er warf den Schlüssel Mirjam zu. „Du fährst. Kommt jetzt.“
    Automatisch fing sie das kleine Ding auf. „Du gibst ihn mir? Warum?“
    „Wenn ich auf der Autobahn einen Anfall kriege, wird das für uns alle ziemlich ungemütlich.“
    „Aber

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