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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Kopf. „Herr Jesus Christus, du warst zu Gast bei Petrus und Zachäus, bei Lazarus und seinen Schwestern und willst auch in diesem Haus Gast sein.“
    Max bemühte sich um ein Lächeln. „Ist alles in Ordnung? Es wäre nett, wenn Sie aufstehen würden. Wir möchten nur mit Ihnen reden.“
    „Komm herein … oh Herr.“ Der Mann rutschte auf den Knien über die abgewetzten Dielen und erhob sich. „Bitte tritt ein in mein bescheidenes Heim.“
    In gebeugter Haltung schlurfte er den Flur entlang. Der Weg führte vorbei an einer Holztreppe zum zweiten Stock und durch eine Küche, an deren Wänden der Putz abpellte. Unter einem Bogendurchgang schritt er in ein großes Zimmer mit einem rustikalen Tisch. Feine Risse bedeckten die Oberfläche, ein Heidekranz und zwei zur Hälfte abgebrannte Kerzen schmückten die Mitte. Durch eine Fenster-front strahlte die Sonne und brachte Schmierspuren auf den Scheiben zur Geltung. Über dem Bogendurchgang hing ein Kruzifix.
    „Ich hätte mich vorstellen sollen.“ Max reichte dem Mann die Hand. „Mein Name ist …“
    „Jonathan.“ Der Fernfahrer griff zu. „Sei gepriesen …“
    Den Versuch seine Hand zu küssen, unterband Max, indem er sie rasch zurückzog.
    „Eigentlich wollte ich ‚Maximilian’ sagen. Aber Shakespeare hat Recht: Was ist ein Name?“ Eine leichte Anspannung belegte seine Stimme.
    Mirjam tippte sich an die Stirn. Wenigstens hatte der Typ ihn nicht noch einmal Jesus genannt, sonst hätte sie einen Schreikrampf bekommen. Was suchten sie hier überhaupt? Der Alte würde kaum etwas Sinnvolles sagen.
    Helmut Steiner umschloss den Kreuzanhänger auf der Brust. Seine Lider flatterten. „Hat denn die Stunde schon geschlagen?“
    Max musterte sein Gegenüber eine Weile. „Verzeihung, momentan komme ich geistig nicht ganz mit. Vielleicht fangen wir von vorne an. Erinnern Sie sich an Pater Preschke? Ich hätte gern erfahren, was vor siebzehn Jahren passiert ist. Mit ihm, seiner Kirche und …“
    Die Augen des Mannes weiteten sich. „Du hast es vergessen?“, stammelte er. „Das ist unmöglich! Ich dachte, das wäre nur eine … eine Tarnung. Wie kann es sein?“
    Kristin schob zwei Stühle heran. „Komm Mirjam, das wird wohl eine lange Unterhaltung.“ Sie klopfte auf ein Stuhlkissen, das sich mit einer Staubwolke bedankte.
    Mirjam setzte sich, obwohl alles in ihr danach schrie zu gehen. Sie hätten nicht herkommen dürfen. Max zögerte.
    „Kennen Sie mich?“, fing er zaghaft an. „Wissen Sie, an die ersten sieben Jahre meines Lebens kann ich mich nicht erinnern und hoffe …“
    „Acht. Du warst acht Jahre alt.“ Der Mann schlurfte zum Fenster und blickte auf die Felder, die sich hinter dem Haus ausbreiteten. Seine dürren Finger zupften an der vergilbten Tüllgardine. „Gekreuzigt haben sie dich. In Pater Preschkes Kirche. Vor siebzehn Jahren.“
    Mirjam sprang auf. „Was?“
    „Wer?“, schnaubte Max gleichzeitig mit ihr.
    „Friedmann und seine Leute. Er ist ein Priester und hat seine eigene Bruderschaft ins Leben gerufen. Sehr mächtig. Inter spem et metum ist ihre Devise – zwischen Hoffnung, Hoffnung auf die Zukunft für die Menschheit, und der Furcht vor der Apokalypse.“ Der Mann wandte sein fahles Gesicht Max zu. „Sie wollen das Jüngste Gericht verhindern.“
    „Moment. Das … das geht mir ein wenig zu schnell. Sie haben mich gekreuzigt? Das ist doch nicht Ihr Ernst.“ Er streckte seine Hände aus. „Meinen Sie nicht, das hätte Narben hinterlassen? Ich hätte danach nicht einmal einen Geigenbogen halten können, geschweige denn spielen.“
    Helmut Steiner nickte. Seine zittrigen Finger flochten ein Zöpfchen aus den Fransen der Gardine.
    „Es gibt nichts, was bei dir eine Narbe hinterlassen könnte. Hast du nie bemerkt, wie schnell du heilst?“ Erneut füllten sich die grauen Augen mit Tränen. „Zwei Tage am Kreuz. Zwei Tage, bis Pater Preschke beschloss, dich zu retten. In dieser Nacht ist er zu mir gekommen und hat mich um Hilfe angefleht. Wir legten den Brand in der Kirche, und während das große Durcheinander ausbrach, hat er dich weggeschafft. Ich habe dich im Laster versteckt und nach Schweden gebracht. Es war ein Wunder, dass niemand dich entdeckt hat.“
    Max kräuselte die Stirn, den Blick auf seine Gelenke gerichtet. Erinnerte er sich doch an etwas? Das Gehörte kam Mirjam so irreal, so wahnsinnig vor. Zwei Tage am Kreuz. Wie konnten Menschen einem Kind so etwas antun? Nein, es waren keine Menschen!
    „Es ist

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