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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Pistole losgehst.“
    Der Typ erhob sich ebenfalls und breitete die Arme aus. „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“
    Mirjam stocherte mit dem Zeigefinger gegen seine nackte Brust. „Finde ich einen, schlage ich dir den Kopf damit ein.“
    Sie wollte ihn noch einmal pieken, als ihr der kleine Anhänger an dem Kettchen auffiel. Mit einer raschen Bewegung riss sie ihm das Kreuz vom Hals, ohne auf seinen schwachen Protest zu achten, und drehte es um.
    „Inter spem et metum“, las sie auf der anderen Seite. Wut kochte in ihr hoch. „Was für einer kranken Sekte gehörst du eigentlich an?“ Voller Abscheu schmet-terte sie den Anhänger auf die Erde und trat ihn mit dem Fuß tief ins Moos.
    „Ich bin Katholik.“ Seine graublauen Augen musterten sie einen Moment, bis er den Blick abwandte und im Moos nach dem goldenen Ding tastete. „Und es ist keine Sekte. Lass es mich doch erklären. Bitte.“
    „Spar es dir. Früher habt ihr Menschen verbrannt, heute schießt ihr sie über den Haufen. Ihr habt euch wahrhaftig weiterentwickelt.“ Sie bemerkte, wie er sich anspannte. Es machte sie zufrieden, ihm wehzutun. „Weißt du was? Geh lieber ein bisschen beichten. Nicht, dass du vorher verreckst und deshalb in deine Hölle kommst.“
    Mirjam stürmte durch das Gebüsch, ohne auf sein eindringliches ‚Warte!’ zu achten. Während sie über das Rapsfeld lief, zwang sie sich, den Blick starr auf das Haus zu richten und nicht auf die Stelle, an der … Sie wischte mit dem Hand-rücken über ihre Augen. Nein, keine Zeit zum Heulen. Kristin brauchte ihre Hilfe. Sie konnte nicht zulassen, auch sie zu verlieren.
    Das Fenster im Erdgeschoss stand noch offen. Sie spähte über den Sims in das leere Zimmer. Durch den Bogendurchgang inspizierte sie einen Teil der Küche. Niemand zu sehen, alles still. Sie stemmte sich am Sims ab und hievte ihren Oberkörper über die Kante. Mit dem Fuß stieß sie gegen den Kaktus und der Tontopf zerschellte auf den Dielen. Sie rutschte vom Fensterbrett ins Zimmer und lauschte. Die Treppe in den oberen Stock knarrte unter festen Schritten. Der Tisch und die Stühle boten kein Versteck. Also zurück? Nein! Sie hastete in die Küche. Neben einem alten Gasherd erblickte sie einen Schrank, dessen schiefe Tür einen Spalt offen stand.
    Die Schritte verließen die Treppe und polterten durch den Flur. Mirjam schlüpfte in den Schrank und fand sich in der Gesellschaft von Besen und Wischmopps wieder. Während sie sich in die Ecke drückte, stieß sie eine Plastikflasche um, aus der eine gelbliche, zähe Flüssigkeit zu tropfen begann. Der Türspalt ließ sich nicht schließen.
    Jemand betrat die Küche. Mirjam verharrte in ihrem Versteck. Die Staubpartikel kitzelten ihre Nase, der Geruch von Scheuermilch schwängerte die Luft.
    Ein blonder Mann, dunkel gekleidet, marschierte an ihr vorbei in das Zimmer mit der Fensterfront. Die Scherben des Tontopfes schepperten, als würden sie zur Seite gefegt, das Fenster wurde zugeschlagen.
    Der Mann kam zurück. Erst jetzt erkannte Mirjam sein Gesicht:
    Schöbel!
    Was tat der hier? War er der gleichen Spur gefolgt und hatte so von dem alten Helmut erfahren? Egal, Hilfe konnte sie gut gebrauchen. Eben wollte sie aus dem Schrank krabbeln, als es im Flur lärmte und protestierende Rufe durch das Haus hallten. Davon ungestört holte Schöbel eine Zigarettenpackung aus seiner Hosentasche und klopfte sich einen Stängel heraus.
    Helmut Steiner wurde in Mirjams Blickfeld gestoßen. Der alte Mann streckte sich vor Schöbels Füßen aus.
    „Hat sich in einem der Zimmer versteckt“, sagte eine melodische Baritonstimme. Mirjam reckte den Hals, konnte aber den Sprechenden nicht sehen. „In einem Kleiderschrank, wie blöd ist das denn, bitteschön?“
    Mirjam klammerte sich an den Stiel eines Wischmopps. Und wie blöd war es, sich in einem Besenschrank zu verstecken?
    „Herr Steiner.“ Schöbel zündete seine Zigarette an und pustete den blauen Dunst zur Decke. „Ich brauche wohl nicht explizit zu betonen, dass das ihre letzte Chance ist.“
    Helmut kauerte sich auf dem Boden zusammen. „
Vertrau auf den Herrn
“, stammelte er, seinen Blick auf Schöbels Schuhe gerichtet, „
und tu das Gute, bleib wohnen im Land und bewahre Treue
.“
    Schöbel stieß ihn mit dem Fuß an. Die Zigarette klebte an seiner Unterlippe und hüpfte, während er sprach. „Ach hören Sie auf. Sie sollen unserem neugebackenen Jesus nur eine Botschaft überbringen. Das ist

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