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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Mein Vater konnte es nicht fassen, warum sein Schöpfer, den er über alles liebte – ich meine, wäre es ihm vom Herrn befohlen, würde ermich ohne zu zögern als Brandopfer darlegen, wie Abraham seinen Isaak, – also warum sein Schöpfer danach trachtet, diese Welt zu vernichten. Letztendlich hat mein Vater beschlossen, die Menschheit zu retten.“ Er schluckte laut sein Essen hinunter. „Jonathan? Wirst du wirklich die Welt zerstören?“
    „Heute ganz bestimmt nicht.“
    „Gut.“ Daniel fuhr fort. „Als du verschwunden warst, hat er versucht, dich zu finden. Er hat fast ganz Deutschland abgesucht, ohne jegliche Spur. So machte es sich sein Orden zum Ziel, für alle Zeit über die Menschen zu wachen und sie zu beschützen. Er ließ Pater Preschke und alle, die irgendwas mit dir zu tun hatten, beobachten. Er sammelte Informationen über jedes männliche Kind, an dem es etwas Außergewöhnliches gab, egal was. Mit den Jahren ist die Organisation gewachsen und zählt nicht nur Gläubige als Mitglieder. Es gibt eine Menge rein geschäftlicher Verbindungen.“ Er schnalzte mit der Zunge. „Ich weiß nicht, wer jetzt hier im Norden mehr Macht hat – der Erzbischof von Hamburg oder mein Vater. Tja, dann hat Preschke angefangen zu reden und meinem Vater ist klar geworden, was Sache ist. Er wollte den Pater entführen, um ihn auszufragen. Doch Preschke hat sich gewehrt und ließ seinen Rollstuhl die Treppe hinunterstürzen. Es war Selbstmord.“
    „Was macht denn deine Mutter so?“, fragte Kristin.
    „Wenn sie nicht gerade betet? Ist fort, um Armen und Benachteiligten zu helfen. Sie hat ihre persönlichen Gelübde abgelegt, ihr Leben denen zu widmen, die sie brauchen.“
    „Was ist mit dir? Brauchst du sie?“
    Mirjam schaute kurz über die Schulter zu Kristin. „Hör auf, ihn wie einen ausgesetzten Welpen zu behandeln. Er musste dieser Sekte nicht beitreten und Leute über den Haufen schießen. Er hätte auch ein Mönch werden können. Beten, fasten, Gelübde ablegen.“ Unter Kristins finsterem Blick wandte sie sich wieder der Straße zu. „Wohin fahren wir eigentlich?“
    Daniel hustete. „Wo ihr wohnt, weiß mein Vater. An eurer Stelle würde ich nicht nach Hause gehen.“
    „Und wo Kristin wohnt auch. Schöbel.“ Sie schaute zurück. „Du solltest deine Mutter warnen. Sie muss irgendwohin verschwinden, für ein paar Tage.“
    Max nickte. „Erst mal Richtung Hamburg. Hat jemand ein Handy? Ich glaube, meins ist bei der Polizei.“ Kristin und Daniel kramten in ihren Taschen und reichten ihm fast gleichzeitig die Telefone. Max nahm das von Kristin, überlegte einen Moment und tippte eine Nummer ein. „Åke?“ Die nächsten Minuten sprach er Schwedisch. Mirjam genoss den Klang seiner Sprache und sie nahm sich vor, sie unbedingt zu lernen. Schließlich war das ein Teil von ihm. Nach einer Weile fragte er: „Wie ist die Nummer des Handys?“ Kristin sagte ihm die Ziffernfolge, die er weitergab. Kurz lauschte er und erwiderte: „Nein, ich befürchte, diese Probleme kannst nicht einmal du für mich lösen. Sage bitte meine Termine für diese Woche ab. Danke dir.“ Schließlich klappte er das Telefon zu. „Åke wird uns ein Hotel in Hamburg besorgen, auch frische Kleidung und sonst alles, was man so braucht. Er wird bald zurückrufen.“
    Mirjam schmunzelte. „So einen Manager möchte ich auch haben. Verwaltet er auch deine Zahnarzttermine?“
    Er grinste und gab Kristin das Handy zurück. „Åke ist mein Agent, seit ich fünfzehn bin. Zuerst hat er mich zum Friseur geschleppt und mir meinen ersten Anzug gekauft, bevor er mir den Vertrag angeboten hat. Mein Idol war damals Nigel Kennedy, nur steht der Punkstil nicht jedem.“
    Daniel prustete vor Lachen. Die Brotkrümel flogen bis zum Armaturenbrett. Auch Mirjam kicherte, während sie sich Max mit der Punkfrisur vorstellte.
    Kristin beendete ihr Telefonat. „Ich habe meine Mutter überredet, für ein paar Tage zu ihrer Freundin zu gehen.“ Ihr trockener Tonfall erstickte den Anflug von Heiterkeit. „Hoffentlich tut sie das auch.“
    Etwa zwanzig Minuten später klingelte das Handy. Nach dem kurzen Gespräch tippte Max die Adresse ins Navi ein. Unter den kühlen Anweisungen des Systems steuerte Mirjam den Wagen auf die Autobahn. Die Fahrt durch diverse Baustellen dauerte zwei Stunden. Mirjams Lider wurden immer schwerer. Sie rieb sich die Augen und starrte auf die roten Lichter der Autos vor ihr. Ihr Rücken schmerzte und sogar im Luxus-Ledersitz

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