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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ich was angestellt haben könnte und nun die Folgen tragen muss. Nach all dem Mist, den ich im Leben gebaut habe, wird diese Sache mir das Genick brechen. Schluss, aus, vorbei.«
    Langsam steht Scarpetta aus ihrem Sessel auf. Obwohl sie müde wirkt, ist sie hellwach. Er liest die Sorge in ihrem Blick, und er bemerkt auch, dass sie nachdenkt und offenbar Schlüsse zieht, die ihm um sein Leben nicht einfallen wollen. Gedankenverloren sieht sie aus dem Fenster und geht dann zum Servierwagen, um sich den letzten Rest Tee einzuschenken.
    »Sie hat dir wehgetan, richtig?«, sagt sie, bleibt neben dem Bett stehen und schaut zu ihm herunter. »Zeig mir, was sie mit dir gemacht hat.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich kann nicht«, protestiert er in einem weinerlichen Tonfall, der klingt, als wäre er wieder zehn Jahre alt. »Das geht auf gar keinen Fall!«
    »Soll ich dir helfen oder nicht? Oder glaubst du, du hättest Körperteile, die ich noch nicht kenne?«
    Er schlägt die Hände vors Gesicht. »Ich kann nicht.«
    »Du könntest auch die Polizei anrufen. Dann bringen sie dich aufs Revier und fotografieren deine Verletzungen. Anschließend brauchst du nur noch Anzeige zu erstatten. Vielleicht wäre das sogar das Beste, vorausgesetzt, dass sie die Polizei bereits verständigt hat. Allerdings denke ich das nicht.«
    Er senkt die Hände und blickt sie an. »Warum?«
    »Warum ich das denke? Ganz einfach. Alle Welt weiß, dass wir in diesem Hotel wohnen. Oder ist Detective Browning etwa nicht informiert? Hat er nicht deine Telefonnummern? Warum also ist dann die Polizei noch nicht hier, um dich festzunehmen? Man möchte doch meinen, dass es ein gefundenes Fressen für sie wäre, wenn Gilly Paulssons Mutter die Notrufnummer wählt und dich der Vergewaltigung bezichtigt. Und warum hat sie nicht Zeter und Mordio geschrien, als sie dich im Büro gesehen hat? Du hattest sie gerade vergewaltigt, und sie macht weder eine Szene, noch ruft sie gleich nach der Polizei?«
    »Kommt nicht in Frage, dass ich die Cops verständige«, erwidert er.
    »Dann musst du dich mit mir begnügen.« Sie kehrt zu ihrem Sessel zurück, holt ihre Tatorttasche, öffnet sie und nimmt eine Digitalkamera heraus.
    »Du heiliger Strohsack«, stöhnt er und starrt auf die Kamera, als wäre sie eine auf ihn gerichtete Waffe.
    »Klingt fast, als wärst du das Opfer«, meint sie. »Offenbar will sie dich glauben machen, dass du ihr etwas angetan hast. Warum?«
    »Wenn ich das wüsste. Keine Ahnung.«
    »Du bist nur verkatert, nicht verblödet, Marino.«
    Er sieht sie an und betrachtet dann die Kamera in ihrer herunterhängenden Hand. In ihrem dunklen, mit Schlamm bespritzten Hosenanzug steht Scarpetta mitten im Zimmer.
    »Wir sind hier, um wegen des Mordes an ihrer Tochter zu ermitteln, Marino. Und anscheinend ist Mama auf irgendwelche Vorteile, Geld, Aufmerksamkeit oder sonst etwas aus. Ich werde schon noch dahinterkommen, was sie will. O ja. Ich werde es rauskriegen. Also zieh dich schon endlich aus, und zeig mir, was diese Frau dir während ihres perversen Spielchens gestern Nacht angetan hat.«
    »Was wirst du jetzt bloß von mir denken?«, antwortet er und zieht vorsichtig sein schwarzes Polohemd über den Kopf. Es tut weh, wenn der Stoff die Bisswunden und Saugspuren auf seiner Brust streift.
    »Du meine Güte. Sitz still. Verdammt, warum hast du mir das nicht schon früher gezeigt? Wenn wir die Wunden nicht versorgen, wirst du eine Infektion kriegen. Und du hast Angst, dass sie die Polizei rufen könnte? Bist du denn völlig übergeschnappt?« Beim Reden fotografiert sie, lässt die Linse seinen Körper entlanggleiten und macht Nahaufnahmen von jeder Verletzung.
    »Aber ich habe doch nicht gesehen, was ich ihr getan habe«, erwidert er, ein wenig ruhiger, als ihm klar wird, dass eine Untersuchung durch Doc Scarpetta weniger schlimm ist, als er es sich vorgestellt hat.
    »Wenn du sie nur halb so oft gebissen hättest wie sie dich, müsstest du jetzt Zahnschmerzen haben.«
    Als er sorgfältig seine Zähne überprüft, spürt er nichts. Sie fühlen sich an wie immer und tun Gott sei Dank auch nicht weh.
    »Was ist mit deinem Rücken?«, fragt sie und lehnt sich über ihn.
    »Da habe ich keine Schmerzen.«
    »Beug dich vor und lass sehen.«
    Er gehorcht und spürt, wie sie vorsichtig die Kissen von seinem Rücken wegschiebt. Ihre warmen Finger berühren sanft die Haut zwischen den Schulterblättern und drücken ihn weiter nach vorne, damit sie seinen

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